Tourismus erholt sich
Nach den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 hat sich der Tourismus in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr wieder sichtlich erholt. Wie der Staatssekretär des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Patrick Rapp, und die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Anke Rigbers, heute der Presse mitteilten, stieg die Zahl der Gästeankünfte 2022 auf 20,2 Millionen (Mill.).
Das waren 8,2 Mill. oder 68,1 % mehr Gäste als 2021. Die Zahl der Übernachtungen erreichte 2022 die Marke von 52,3 Mill., was einer Zunahme von 16,6 Mill. oder 46,7 % gegenüber dem pandemiebedingt schwachen Vorjahr entspricht. Die Rekordwerte des Vorkrisenjahres 2019 (Zahl der Gästeankünfte 23,3 Mill., Übernachtungen 57,2 Mill.) konnten zwar im vergangenen Jahr noch nicht wieder erreicht werden. Dennoch war im Jahr 2022 – was den Tourismus im Land betrifft – eine deutliche Annäherung an die Situation vor der Corona-Pandemie zu beobachten.
Von 2010 bis 2019 war die Zahl der Gäste und Übernachtungen in den Beherbergungsbetrieben im Südwesten kontinuierlich bis auf 23,3 Mill. Gäste und 57,2 Mill Übernachtungen angestiegen, ehe die Zahlen im Zuge der Corona-Pandemie einbrachen. Im ersten Pandemiejahr 2020 gingen die Zahlen auf 11,9 Mill. Gäste und 34,2 Mill. Übernachtungen zurück (−48,9 % bzw. −40,2 %), 2021 verharrten die Werte auf einem ähnlich niedrigen Niveau. Mit der deutlichen Erholung 2022 rückt das Vorkrisenniveau aus 2019 jedoch wieder in Sichtweite.
Die Tourismusbranche Baden-Württembergs zeigt 2022 mit einem Plus an Übernachtungen von 46,7 % im Bundesvergleich eine leicht überdurchschnittliche Entwicklung: Deutschlandweit stieg die Zahl der Übernachtungen nach vorläufigen Angaben um 45,3 %.
Zahl der ausländischen Gäste trotz starkem Plus noch deutlich unter dem Level von 2019
Das Reiseland Baden-Württemberg zieht nach wie vor überwiegend Gäste aus Deutschland an. 2022 kamen rund 78,6 % der insgesamt 20,2 Mill. Reisenden aus dem Inland und buchten 81,0 % der Übernachtungen. Demgegenüber stammten 4,3 Mill. bzw. 21,4 % der Gäste aus dem Ausland. Ihnen sind 9,9 Mill. bzw. 19,0 % der Übernachtungen zuzurechnen. Zwar verbuchten beide Gästegruppen 2022 deutliche Zuwächse zum schwachen Vorjahresergebnis, die Zahlen des Inlandstourismus zeigten sich gegenüber 2019 jedoch bereits stärker erholt als die Zahlen des Auslandstourismus: die Zahl der Gäste aus Deutschland lag 2022 um 11,2 % unter dem Vorpandemie-Wert, die Zahl ausländischer Gäste noch um 20,5 %. Bei den Übernachtungen meldeten die Beherbergungsbetriebe im Südwesten 2022 verglichen mit 2019 noch 5,8 % weniger Übernachtungen inländischer Gäste sowie ein Minus von 19,1 % bei den ausländischen Gästen.
Die wichtigsten Herkunftsländer auch 2022: Schweiz, Niederlande und Frankreich
Das mit großem Abstand wichtigste ausländische Herkunftsland war 2022 erneut die Schweiz mit 1,2 Mill. Gästen (+127,0 %) und über 2,3 Mill. Übernachtungen (+121,3 %). An zweiter Stelle standen die Niederlande mit rund 0,7 Mill. Gästen (+104,6 %) und 1,3 Mill. Übernachtungen (+105,6 %). Auf Rang drei folgte 2022 Frankreich mit knapp 0,5 Mill. Gästen (+112,3 %) und rund 0,9 Mill. Übernachtungen (+111,2 %). Aus den USA stammten knapp 0,2 Mill. Touristen (+208,7 %) mit rund 0,6 Mill. Übernachtungen (+107,1 %).
Mehr Übernachtungen als vor Pandemiebeginn in Ferienhäusern, -wohnungen, -zentren, Campingplätzen sowie Hotels Garnis
Die Mehrheit der Übernachtungen (62,4 %) wurde 2022 in der Hotellerie (Hotels, Hotels garnis, Gasthöfe und Pensionen) gebucht. Weitere 26,2 % entfielen auf die sogenannte Parahotellerie, zu der Einrichtungen wie Ferien- und Erholungsheime, Schulungsheime, Ferienwohnungen, Jugendherbergen oder Campingplätze zählen. Die Vorsorge- und Rehakliniken kamen auf einen Marktanteil von 11,4 %. Nach einem pandemiebedingt schwachen Vorjahr konnten alle Betriebsarten 2022 deutliche Übernachtungszuwächse verzeichnen.
Besonders hohe Zuwächse gegenüber dem Vorjahr verzeichneten die Jugendherbergen und Hütten (+124,8 %), hier lag die Zahl der Übernachtungen jedoch auch noch stärker als in den anderen Betriebsarten unter den Werten aus 2019. Das größte Plus gegenüber den Übernachtungszahlen aus 2019 verzeichneten die Ferienhäuser, -wohnungen und Ferienzentren: hier wurden 2022 rund 15,5 % mehr Übernachtungen gemeldet als vor Pandemiebeginn. Auch die Campingplätze konnten gegenüber 2019 ein deutliches Plus von 8,4 % verbuchen, bei den Hotels garnis waren es 2,4 % mehr Übernachtungen. In allen anderen Betriebsarten wie z. B. den Hotels lagen die Übernachtungszahlen 2022 noch unter dem Niveau von 2019.
Reisegebiete: Erholung in unterschiedlichem Ausmaß
Die regionale Analyse der Übernachtungszahlen zeigt, dass sich der Landestourismus in allen Reisegebieten gegenüber dem schwachen Vorjahr deutlich positiv entwickelt hat. Besonders hohe Zuwächse gegenüber 2021 verbuchten die Region Stuttgart (+78,0 %) gefolgt vom Nördlichen Baden-Württemberg (+50,8 %); der Schwäbischen Alb (+47,7 %) und dem Nördlichen Schwarzwald (+47,4 %). Trotz der zuletzt stark gestiegenen Übernachtungszahlen verbuchte Stuttgart gegenüber dem Vorpandemieniveau aus 2019 noch das größte Minus (−17,9 %). Auch im Nördlichen Baden-Württemberg lagen die Übernachtungszahlen noch immer spürbar unter den Werten aus 2019 (‑15,6 %). Fast wieder auf dem Spitzenniveau aus 2019 lagen dagegen die Übernachtungszahlen im Reisegebiet Württembergisches Allgäu-Oberschwaben (−0,2 %) sowie am Bodensee (−0,4 %). Mit Blick auf die Marktanteile dominierte 2022 das Reisegebiet Südlicher Schwarzwald mit einem Übernachtungsanteil von 18,6 %. Die Beherbergungsbetriebe im Nördlichen Baden-Württemberg lagen mit einem Anteil von 16,3 % auf Platz 2, die Region Stuttgart mit einem Marktanteil von 14,6 % auf Platz 3.
8 von 44 Stadt- und Landkreise haben das Vorpandemie-Niveau bereits übertroffen
Gegenüber dem Vorjahr wiesen alle 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs eine positive Übernachtungsentwicklung auf. Bei der Analyse der Übernachtungszahlen im Vergleich zu 2021 zeigte sich neben der allgemeinen Erholung auch eine relativ breite Streuung der Zuwächse: Das Feld reicht von einem Zuwachs von 26,1 % im Main-Tauber-Kreis bis zu einem Plus von 102,9 % im Stadtkreis Stuttgart.
Insgesamt 8 Stadt- und Landkreisen gelang es dabei, die Übernachtungszahlen des Vorpandemie-Niveaus zu übertreffen. Darunter befanden sich Freiburg im Breisgau (+11,9 % mehr Übernachtungen als 2019), der Alb-Donau-Kreis (+5,2 %), Konstanz (+4,1 %) sowie Pforzheim und der Ortenaukreis (jeweils +3,7 %).