Tierisches Sommerquartier gesucht
(Blumberg) Das Regierungspräsidium Freiburg (RP) ist auf der Suche nach einem Sommerquartier der Großen Hufeisennase – eine der seltensten Arten unter den heimischen Fledermäusen.
Vor zwei Jahren wurden zwei Weibchen der Großen Hufeisennase im Gebiet der Wutach bei Blumberg entdeckt. Seither sind die Naturschützer in der Region südlich von Blumberg und am Hochrhein auf der Suche nach einer sogenannten Wochenstube, in der die Weibchen im Sommer gemeinsam ihre Jungtiere großziehen. Dies wäre aktuell die einzige Wochenstube der Großen Hufeisennase in Baden-Württemberg und erst die zweite in ganz Deutschland.
„Die Große Hufeisennase gehört zu den fünf Fledermausarten in Deutschland, für die nach europäischem Recht besonders dringlicher Handlungsbedarf zum Schutz der Quartiere besteht. Nur wenn wir den Standort der Wochenstube kennen, können wir gezielt Maßnahmen zu deren Förderung umsetzen. Dies trägt dazu bei, dass sich der lokale Bestand langfristig etabliert und vergrößert“, erklärt Vera Leinert vom Naturschutzreferat des RP.
Das RP bittet Bürgerinnen und Bürger, die ein Quartier dieser Fledermausart kennen, sich zu melden und damit das Rätsel um diese heimlichen Tiere zu lösen. Die Große Hufeisennase bezieht im Sommer gerne warme Dachräume und hängt im Gegensatz zu den meisten anderen in Baden-Württemberg vorkommenden Fledermausarten meist frei an der Dachkonstruktion. Mit einer Körpergröße von 5,6 bis 7,7 Zentimetern (Spannweite ca. 40 cm, Gewicht ca. 25 g) zählt sie zu den größeren Fledermausarten in unserer Region. Gut zu erkennen ist sie durch ihren Nasenaufsatz, dem sie ihren Namen verdankt sowie der Auffälligkeit, dass sie beim Hängen im Gegensatz zu anderen Arten häufig komplett in ihre Flügel eingehüllt ist.
Früher relativ weit verbreitet, begann Ende der 1950er Jahre der starke Rückgang der Großen Hufeisennase in Baden-Württemberg und bereits zwanzig Jahre später waren die Bestände auf wenige Tiere geschrumpft. Seit 2003 tauchen im Land wieder einzelne Individuen der Art sporadisch auf. Bisher handelte es sich dabei um Männchen. Die für den Fortbestand der Art essentiellen Weibchen blieben jedoch verschwunden. Eine kleine Sensation war es daher, als die zwei Weibchen im Raum Blumberg bei einer Quartierkontrolle im Frühjahr vorgefunden wurden. Um herauszufinden, wo sich ihr Sommerquartier befindet, hat das RP im Rahmen seines Artenschutzprogramms für Fledermäuse eines der Weibchen mit einem Funksender versehen und nach dem Verlassen des Winterquartiers anhand des Funksignals verfolgt. Es zeigte Jagdgebiete beidseits der Grenze zwischen Blumberg und Schaffhausen und nutzte mehrere Quartiere, darunter mehrfach den Dachboden eines Pferdestalls.
Auf der schweizerischen Seite wurde das Vorhaben von Fledermausschützern aus Schaffhausen und Aarau sowie durch die Schweizer Stiftung Fledermausschutz unterstützt. Trotz des großen Einsatzes der vielen Beteiligten konnte das Tier bislang noch nicht in einem Quartier zusammen mit anderen Artgenossinnen gefunden werden.
Wer kennt ein Sommerquartier der Großen Hufeisennase? Bitte melden Sie sich bei Sara Bauer vom Freiburger Institut für angewandte Tierökologie, welches das RP mit der Umsetzung des Artenschutzprogramms beauftragt hat: bauer@frinat.de