Effizientes Energiemanagement
(Lörrach) Die Stadt Lörrach beschreitet seit rund 20 Jahren den konsequenten Weg des effizienten Energiemanagements und leistet dadurch immer wieder bei Neubauten und vor allem Sanierungsmaßnahmen an städtischen Gebäuden einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Nachhaltige Bauten und Sanierungen verbessern nicht nur das Klima und sparen Energie-Ressourcen, sie zahlen sich auch für die städtischen Finanzen aus. Die Halle Tumringen, die Halle Brombach, die Sanierung der Rosenfelshalle wie auch der Neubau der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule sind aktuelle Beispiele, welche baulichen Maßnahmen erforderlich und zielführend sind, um energieeffizient die Versorgung mit Wärme und Strom zu gestalten und so durch Energiesparen den Klimaschutz zu fördern.
Die Energierichtlinien der Stadt Lörrach
Die Grundlage ist die Energierichtlinie der Stadt Lörrach in der neuesten Fassung vom August 2016, die Energiestandards für verschiedene Handlungsbereiche festgelegt.
Die Lörracher Energiestandards sind verpflichtend für die städtischen Gebäude und für Erwerber städtischer Grundstücke. Die Energiekriterien fließen auch direkt in Hochbauwettbewerbe, städtebauliche Wettbewerbe und städtebauliche Verträge ein.
Für städtische Gebäude wird die Stadt ihrer Vorreiterrolle gerecht und strebt sowohl bei Neubau als auch bei der Sanierung den Plusenergiestandard (bezogen auf den Primärenergiebedarf) an. Falls dieser Standard gegebenenfalls bei ungünstigen Rahmenbedingungen nicht erreicht werden kann, muss derjenige Energiestandard umgesetzt werden, der dem Plusenergiestandard am nächsten kommt. Bei Neubauten muss mindestens der KfW-Effizienzhaus 55-Standard erreicht werden und der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung muss mindestens 75 Prozent betragen. Auch eine Photovoltaikanlage ist allgemein Pflicht.
Bei Sanierungen muss grundsätzlich ein Gesamtsanierungskonzept beziehungsweise ein Sanierungsfahrplan erstellt werden, auch wenn nur eine einzelne Sanierungsmaßnahme umgesetzt wird.
Wer seit dem 1. August 2016 ein städtisches Grundstück kauft, muss die Anforderungen der Energieeinsparverordnung 2014 unterschreiten. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. In der Variante 1 muss die Unterschreitung beim Primärenergiebedarf mindestens 45 Prozent gegenüber 2014 betragen (entspricht dem ab 2016 gültigen KfW-Effizienzhaus 55). Bei Variante 2 muss die Unterschreitung beim Primärenergiebedarf mindestens 30 Prozent gegenüber 2014 betragen (entspricht dem bis 2016 gültigen KfW-Effizienzhaus 70). Zudem muss mit einer Photovoltaikanlage zusätzlich so viel Strom erzeugt werden, wie für die Beheizung fossile Energieträger eingesetzt werden. Zusätzlich werden an den Einsatz erneuerbarer Energien gegenüber dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) erhöhte Anforderungen gestellt.
Sporthalle Tumringen
Die neue Turnhalle an der Grundschule Tumringen wurde im Jahr 2016 fertig gestellt. Es entstand eine Einfeldsporthalle mit zusätzlichem Veranstaltungsraum, neuer Mensa und weiteren Unterrichtsräumen nach einem vorbildlichen Energiestandard entsprechend den städtischen Energierichtlinien. Der Bau benötigt nur etwa ein Viertel des primären Energiebedarfs. Zusätzlich wurde auf dem Dach der Turnhalle eine Photovoltaikanlage mit 50 KWpeak errichtet, die sowohl die Turnhalle als auch die Grundschule mit umweltfreundlichem Solarstrom versorgt. Die Turnhalle wurde Ende 2016 in Betrieb genommen. Durch eine sehr gute Wärmedämmung, effiziente Lüftungstechnik, die Gebäudeleittechnik, die Photovoltaikanlage und den Anschluss der Schule und der Halle an ein Nahwärmenetz konnte der Wärmeverbrauch im Vergleich zu der alten Turnhalle um rund 60 Prozent reduziert werden, obwohl das neue Gebäude eine etwa viermal größere Fläche hat.
Dass Klimaschutz auch mit guter Architektur einhergeht, wird dadurch sichtbar, dass das Gebäude vor Kurzem im Landeswettbewerb „Beispielhaftes Bauen“ ausgezeichnet wurde.
Sporthalle Brombach
Auch die Sporthalle in Brombach mit etwa 1.300 Quadratmetern Hallenfläche, wird derzeit nach städtischen Energierichtlinien gebaut. Da der Neubau auch mit Mitteln der Förderung des kommunalen Sportstättenbaus des Landes Baden-Württemberg gefördert wird, müssen die „Grundsätze des nachhaltigen Bauens“ des Umweltministeriums berücksichtigt werden. Diese besagen, dass über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes ökologische, ökonomische wie auch soziale Aspekte transparent, messbar und überprüfbar ausgewiesen werden.
Nach der Fertigstellung im April 2020 wird ein KfW 55 Standard erreicht sein und so werden gegenüber den herkömmlichen Anforderungen 20 Prozent der Primärenergie eingespart. Auch hier kommen eine gute Wärmedämmung und Effizienz in der Lüftungs-, Heizungs- und Beleuchtungsanlage zum Tragen. Das Gebäude verfügt dann ebenfalls über ein Blockheizkraftwerk und eine Photovoltaikanlage mit 80 KWpeak.
Sanierung der Rosenfelshalle
Die aktuelle Sanierung der Rosenfelshalle aus dem Jahr 1972 erfolgt ebenfalls nach den städtischen Energierichtlinien. Die Wärmeversorgung des Gebäudes wird weiterhin über die Holzhackschnitzelanlage am Hallenbad erfolgen. Für die Warmwasserbereitung außerhalb der Heizperiode wird eine thermische Solaranlage an der Südfassade der Sporthalle installiert. Die Be- und Entlüftung der Sporthalle sowie Umkleide-und Duschräume erfolgt über moderne und energieeffiziente Lüftungsanlagen. Die Beheizung des Hallenbereiches erfolgt über Deckenstrahlplatten. Durch diese Sanierungsmaßnahme können in der Sporthalle etwa 50 Prozent der bisher verbrauchten Primärenergie eingespart werden.
Weil das Warmwasser im Sommer nicht mehr vom Hallenbad bereitgestellt werden muss, kann durch die Sanierung der Rosenfelshalle auch im Hallenbad Energie eingespart werden.
Erweiterung Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule
Die Realisierung dieses Projekts wurde im Juni 2019 durch den Gemeinderat auf den Weg gebracht. Auch dieser Neubau entspricht den Energiestandards der Stadt Lörrach. Die Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule ist bereits an das Fernwärmenetz Wärmeverbund Nordstadt angeschlossen, das zu 100 Prozent aus regenerativer Energie gespeist wird. Da der Neubau zukünftig deutlich weniger Heizbedarf hat als der Altbau, kann die Heizung des Neubaus mit dessen Heizungsrücklauf versorgt werden. Außerdem wird regenerative Energie durch die Installation von Photovoltaik auf dem Gebäudedach genutzt sowie Grundwasser für die Kühlung. Für das Kunstlicht wird eine LED-Beleuchtung mit tageslichtabhängiger Steuerung und Präsenzmeldern geplant.
Sinkender Wärmeverbrauch durch energieeffiziente Sanierungen und Baumaßnahmen
Bereits seit 20 Jahren wird bei städtischen Gebäuden sowohl beim Neubau als auch bei Sanierungen auf die Energieeffizienz geachtet, ohne die Wirtschaftlichkeit zu vernachlässigen.
Durch dieses effiziente Energiemanagement konnten seit 1999 rund 35 Prozent (Bezugsjahr 2017) deutliche Einsparungen des Wärmeverbrauchs erzielt werden und dies obwohl sich die Flächen in den letzten Jahren um 8,5 Prozent erhöht hatten und gerade auch im Schulbereich die Nutzungen intensiviert wurden.
Grund für diese Einsparungen sind unter anderem die zahlreichen Heizungssanierungen seit 2002 sowie, die nach den Energierichtlinien und Energiestandards der Stadt Lörrach sanierten und neu gebauten städtischen Gebäude.
Auch die Entwicklung im Bereich des Energiemix Wärme trägt zu dieser positiven Entwicklung bei. Hier wird die Energiewende der Stadt Lörrach aufgrund der Errichtung von Biomasse-Heizanlagen besonders deutlich. Der Biomasseanteil am Wärmeverbrauch liegt bei circa 41 Prozent. Seit 2014 betreibt die Stadt Lörrach für die Beheizung der Gebäude keine eigenen Heizölkessel mehr. Heizölverbrauch entsteht nur noch in geringem Umfang in Verbindung mit Fern- beziehungsweise Nahwärmenutzung in einer Größe von 0,1 Prozent.
Bezogen auf das Jahr 2017 entfallen rund 72 Prozent des Energieverbrauchs bei städtischen Gebäuden auf die Wärmeversorgung. Die Entwicklungen haben direkte und positive Auswirkungen auf die Kostenentwicklung im Bereich der Wärmeversorgung.
Seit 2015 haben sich mit den niedrigen Preisen für Wärmeenergieträger und dem gesunkenen Verbrauch zwei Effekte überlagert mit dem Ergebnis von deutlich niedrigeren Kosten für die Beheizung der städtischen Gebäude. In 2017 lagen die Kosten mit rund 494.000 Euro zum zweiten Mal nach 2015 unter der 500.000 Euro Marke. Ohne die durchgeführten Maßnahmen wären 2017 mit Kosten von rund 800.000 Euro zu rechnen gewesen.
In den Jahren 2000 bis 2017 wurden im Bereich des Wärmeverbrauchs insgesamt rund 4,17 Millionen Euro durch energiesparende Maßnahmen eingespart. Diese Einsparungen werden sich aufgrund der zu erwartenden Preissteigerungen im Energiebereich allgemein und zukünftiger Maßnahmen des städtischen Energiemanagements weiter erhöhen.
Stromverbrauch in städtischen Gebäuden
Aufgrund der Umstellungen auf Ganztagesschulen beziehungsweise der G8-Gymnasien und verlängerten Öffnungszeiten, des verstärkten Technologieeinsatzes (Computer) und stromintensiver Gebäudetechnik (Lüftung, Aufzüge), sind seit 2006 kontinuierliche Verbrauchssteigerungen erkennbar. Obwohl bei Einzelprojekten immer wieder, wie beispielsweise 2017 nennenswerte Stromeinsparungen in der Wintersbuckhalle, in der Theodor-Heuss-Realschule, im Museum und in der Hebelschule erzielt werden konnten, ist in den letzten 10 Jahren der Stromverbrauch um rund 10 Prozent angestiegen.
Auch beim Energiemix Strom konnten die guten Werte der letzten Jahre bestätigt werden. In 2017 betrug der Anteil an selbst erzeugtem und davon selbst genutztem Strom aus Blockheizkraftwerken und Photovoltaik-Anlagen 15,6 Prozent und der Anteil Ökostrom Gold 31,3 Prozent. Der Anteil an Ökostrom Silber (Mindeststandard) beträgt 53,1 Prozent. Mit Ökostrom Gold wird der Zubau von neuen umweltfreundlichen Stromerzeugern unterstützt.
Beim Strom liegen die Kosten seit 2015 im Bereich der 400.000 Euro-Marke. Im Jahr 2017 ist eine leichte Kostensenkung erkennbar. Positiv wirkt sich die verstärkte Nutzung selbst erzeugten Stroms aus Blockheizkraftwerken und Photovoltaikanlagen in den städtischen Gebäuden aus.