100 Jahre Mandolinen- und Gitarrenverein
(Offenburg) Eigentlich sollte das Jubiläum des Mandolinen- und Gitarrenvereins Zell-Weierbach mit einem Jubiläumskonzert am 21. März in der Abtsberghalle gefeiert werden. Wie viele Veranstaltungen fiel auch das Mandolinenkonzert dem Coronavirus zum Opfer. Immerhin: Bürgermeister Oliver Martini konnte einen Scheck in Höhe von 1000 Euro überreichen.
„Die Absage nur wenige Tage vor dem großen Ereignis war für uns angesichts der zahlreichen Proben über viele Monate sehr schade und hat uns richtig wehgetan. Vor allem auch die etwa 25 Kinder und Jugendlichen, für die das Konzert der erste Auftritt vor großem Publikum gewesen wäre, sind enttäuscht“, so der Vorsitzende Klaus Fey. Die Gesundheit gehe aber natürlich vor. Mit dem 13. März 2021 steht nun der neue Konzerttermin fest, an Proben ist gegenwärtig aber nicht zu denken.
Dank eines Protokollbuchs, das die Gründerväter des Mandolinenvereins ab dem Gründungsjahr fein säuberlich in Sütterlin-Schrift führten, weiß man heute über die Vereinshistorie gut Bescheid. Die Beweggründe der jungen Leute im Jahr 1920 gehen auf die Wandervogelbewegung zurück – der Wunsch zum Ausbruch aus der bürgerlichen Enge, Zwang und Autorität; das Verlangen, in der freien Natur ungebunden zu wandern und zu musizieren. Es ist dokumentiert, dass die Gründerväter besonderen Wert auf kameradschaftlichen, gleichberechtigten Umgang gelegt haben. Die damaligen Mandoliner waren demnach nicht nur „Freunde der Mandolinen- und Gitarrenmusik“, sie verwirklichten auch eine Lebensphilosophie, die weit über das damals vorherrschende Denken hinausging. Die Protokolle der ersten Jahre dokumentieren zahlreiche Wanderungen, vorzugsweise zum Glaswaldsee, die per Bahn, größtenteils aber zu Fuß erreicht wurden.
Unterbrochen vom Krieg wurde ab 1946 das Vereinsleben wieder aufgenommen und fleißig geprobt. In der Folge wurde das Vereinsheim am Waldrand im Riedle gebaut und später auf den heutigen Stand erweitert. Hierfür seien große Anstrengungen aller Mitglieder erforderlich gewesen, heißt es in der Chronik. Der große Festplatz sei mit seiner Aussicht über Offenburg bis in die Vogesen und zum Straßburger Münster „einer der schönsten Plätze der Region“. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, im Mandolinenverein auch „Zöglinge“ genannt,war seit Gründung immer ein großes Anliegen. In früheren Jahren hat der Dirigent mit dem Nachwuchs im heimischen Wohnzimmer geprobt – oft über den Winter, weil da in der Landwirtschaft und den Reben nicht so viel zu tun war. Auch heute finden durch die Ausbildenden – Cornelia Dufner, Annette Sester und Jan Artelt – Proben mit über 30 Kindern und Jugendlichen im Alter von fünf bis 16 Jahren statt. Die Kinder dürfen bei den großen Konzerten zeigen, was sie gelernt haben.
Zu erwähnen ist auch eine außergewöhnliche Kontinuität bei den Dirigenten und Vorständen des Vereins: Von 1924 bis 1965 war Bernhard Basler musikalischer Leiter, Dirigent und – in den alten Berichten tatsächlich so genannt – Häuptling des Mandolinenvereins. Als Dirigent folgte ihm von 1965 bis 1995 sein Sohn Rudolf Basler, der auch heute noch als aktiver Spieler dabei ist. Mit ihm kamen die moderneren Stücke ins Programm. Von 1995 bis 2013 folgte schließlich Jürgen Litterst – auch er spielt heute aktiv mit – und seit 2013 Rainer Pohlmann.Mit Eintragung ins Vereinsregister im Jahr 1960 wurden Heinz Kornmeier, heute Ehrenvorsitzender und der bereits verstorbene Herbert Schmidt Vorsitzende. Beide haben diese Funktion bis ins Jahr 1991 ausgefüllt, bevor sie durch die heutigen Vorsitzenden Klaus Fey und Peter Artelt übernommen wurde.
Auch Bürgermeister Oliver Martini bedauert die Absage des Jubiläumskonzerts. „Aber hier passt das Sprichwort besser denn je: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!“ Der Dezernent bedachte den Verein mit einer Spende der Stadt Offenburg in Höhe von 1000 Euro. „Für das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen darf ich mich ganz herzlich bedanken und wünsche dem Verein für die nächsten 100 Jahre alles Gute und viel Erfolg!“