Umweltdezernat feiert Geburtstag
(Freiburg) Klimaschutz und Umweltschutz sind die großen Themen der Zeit – in Freiburg sind sie das schon lange. Vor 30 Jahren gründete Freiburg ein eigenes Umweltdezernat, als erste Stadt inBaden-Württemberg. Seit August 1990 ist die Verantwortung für die städtische Umweltpolitikin einem Dezernat gebündelt und hat damit deutlich mehr Gewicht bekommen.
Es war ein großerSchritt für mehr Nachhaltigkeit in der Kommunalpolitik und hat wesentlich zum positiven Bild der Stadt Freiburg als Vorreiterin in Sachen Umweltschutz beigetragen. Der Gründung vorangegangen war ein öffentlicher Diskurs, der gezeigt hat, wie wichtig den Menschen in Freiburg Umweltthemen und ihre Repräsentanzin der Verwaltung schon damals waren. Zum30. Geburtstag hat das Dezernat ein Jubiläums-Programm zusammengestellt, das sich an große und kleine Freiburgerinnen und Freiburger richtet. Vom Ausflug zur Mülldeponie über die Walddurchquerung mit dem Fahrrad bis zum vegetarischen Grillen– mit den unterschiedlichsten Angeboten sollen den Menschen die Aufgaben des Dezernats und der Umweltschutzgedanke nähergebracht werden. Die Übersicht zu den insgesamt 17 Veranstaltungen, die vom 24. September bis zum 10. Oktober stattfinden, liegt jetzt an der Bürgerberatung im Innenstadtrathaus aus. Man findet sie auch unteranderem im Waldhaus, am Mundenhof, bei der VHS und bei allen Ortsverwaltungen. Alle Angebote sind kostenfrei, die Teilnehmerzahl ist jeweils begrenzt. Ursprünglich war geplant, das runde Jubiläum größer zu feiern, doch Corona setzt dem Grenzen. Bürgermeisterin Gerda Stuchlik leitet das Dezernat seit 1997. Sie hat das Programm gemeinsam mit den Ämtern des Dezernats auf die Beine gestellt. „Unser Jubiläumsprogramm bietet hoch interessante
Veranstaltungen zu den Themen Klima-und Artenschutz, Waldbewirtschaftung, Entwicklung der Abfallwirtschaft sowie zur Umweltbildung. Ich lade alle Bürgerinnen und Bürger ein, das vielfältige Angebot wahrzunehmen, freue mich auf neue Begegnungen und einen interessanten Austausch“, so die Bürgermeisterin.
Meilensteine der Umweltpolitik
Zuständig war das neue „Dezernat für Umwelt,Entsorgung und Grünflächen“ nach seiner Gründung vor 30 Jahren zunächst für das Umweltschutzamt, das Forstamt, die Fuhrparkbetriebe sowie das Gartenamt mit dem Stadtgut Mundenhof.1998 kamen weitere Aufgaben hinzu, nämlich Schulen und Bildung, später die Bereiche Kinder, Jugend und Familie. 30 Jahre politische Arbeitlassen sich nicht in wenigen Zeilen zusammenfassen. An dieser Stelle sollen deshalb einige Meilensteineund Highlightsder Freiburger Umweltpolitik hervorgehoben werden.
1991 wurde das Konzept für die Abfallwirtschaft neu ausgerichtet. Seitdem wird verstärkt auf Abfallvermeidung und Abfallverwertung gesetzt. Ein Konzept, dass der Stadt im Landesvergleich bis heute Spitzenplätze bei der Abfallbilanz einbringt. In den folgenden Jahren wurde das Konzept konsequent weiterentwickelt. Die Biotonne wurde eingeführt, der Gelbe Sack löste die grün-gelbe Tonne ab, nicht recycelbarer Müll wird nicht mehr auf Deponien gebracht sondernin die Verbrennungsanlage TREA bei Eschbach.
Der Freiburger Forst wird seit den 1990er-Jahren naturnah bewirtschaftet, auf Kahlschläge wird weitgehend verzichtet, Pestizide kommen nicht zum Einsatz. Als zweite Stadt in Deutschland hat Freiburg 1999 sich für die FSC-Zertifizierung ihrer Wälder entschieden. Damit werden freiwillig hohe ökologische Standards gesetzt. Es war ein Schritt, der in der Forstwirtschaft zunächst kritisch beäugt wurde, sich aber ausgezahlt hat. Der Freiburger Wald ist heute Naherholungsgebiet, Arbeitsplatz, Rohstofflieferant und geschützter Lebensraum für Pflanzen und Tiere.
Freiburg ist Vorreiter beimkommunalen Klimaschutz. Schon 1996 wurde das Freiburger Klimaschutzkonzept erarbeitet, mit dem Ziel den CO2-Ausstoß zu verringern und bis 2050 klimaneutral zu werden. Besonders wichtigbei diesem Zielist es, mehrEnergieeffizienz bei bestehenden und neuen Gebäuden zu erreichen. Die Stadtteile Vauban und Rieselfeld wurden energiesparend und nach neuen,hohen Standards errichtet. Für zukünftige Stadtentwicklungsprojekte, etwa auf dem Dietenbachgelände, sollen noch weitergehende Ziele wie Klimaneutralität verfolgt werden. Auf Freiburger Gemarkung drehen sich seit Jahren zudem fünf Windräder, Solarstromanlagen nutzen die Kraft der Sonne zur Energiegewinnung. Es wird auf Fernwärme gesetzt und Blockheizkraftwerke, die Straßenbahnen fahren mit Ökostrom, Klimaschutzprojekte werden mit Millionen aus dem Klimaschutzfond und dem Haushalt gefördert. Und die Anstrengungen zeigen Wirkung: der Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 sank deutlich.
Man schützt nur, was man kennt. Umweltbildung ist deshalb ein zentraler Punkt für nachhaltige Entwicklung. In mehreren Bildungseinrichtungen werden in Freiburg Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Umweltthemen nähergebracht. Zahlreiche Schulklassen besuchen jedes Jahr die Ökostation im Seepark. Seit 2008 widmet sich das Waldhaus Freiburgdem Bildungsziel Nachhaltigkeit und erreicht mit seinen Angeboten große und kleine Freiburgerinnen und Freiburger. Auch das Bürgerschaftliche Engagement im Bereich der Umweltbildung wird von der Stadt gefördert. Der Mundenhof ist ein Lieblingsort von vielen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt. Auf dem früheren landwirtschaftlichen Betrieb leben heute Kamele, Ziegen, Esel und Erdmännchen-ein absoluter Besuchermagnet am Rande der Stadt. Das Tiergehege wird fortlaufend weiterentwickelt, um Kindern und Jugendlichen die Natur und Tiere näherzubringen. Zahlreiche Entscheidungen der vergangenen drei Jahrzehnte machen deutlich, welche große Rolledie Umweltpolitik in Freiburg einnimmt und wie daraus eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie entsteht. Und Freiburg zeigt dabei, dass Naturschutz und ökonomisches Interesse zusammen gedacht werden können. So entsteht Wirtschaftsförderung in zukunftsfähigen Bereichen. Der Freiburger Weg hat Außenwirkung. Freiburg ist Umwelt-Vorzeigestadt, jedes Jahr kommen Tausende Fachbesucher, um sich über ökologische Stadtentwicklung zu informieren. Die Stadt wurde für ihre Politik mit zahlreichenPreisen ausgezeichnet. Vieles wurde seit der Gründung des Dezernates im August 1990 erreicht. Dennoch ist seine ursprünglicheAufgabe aktueller denn je: der Schutz und die Erhaltung der Umwelt und damit der Lebensgrundlagen der Menschen. Daran wird in Freiburg weiter gearbeitet, das hat der Gemeinderatmit dem jüngst verabschiedeten Arten- und Klimaschutzmanifest, dem Biodiversitäts-Aktionsplan und dem neuen Klimaschutzkonzept unterstrichen. Und auch heute zeigen das Handeln der Menschen und die gesellschaftlichen Debatten in der Stadt, wie wichtig den Freiburgerinnen und Freiburgern umweltfreundliche Politik ist – auch und besonders auf kommunaler Ebene.