Neue Kulturamtsleiterin
(Lahr) Lahr hat eine neue Kulturamtsleiterin: Die Mezzosopranistin Cornelia Lanz hat zum 1. November ihre Stelle als Nachfolgerin von Gottfried Berger angetreten. Der langjährige Kulturamtsleiter wird sie noch bis Ende Dezember 2020 bei der Einarbeitung unterstützen, bevor er in den Ruhestand geht.
Auf die Frage, wie sie sich mit einem Satz selbst beschreiben würde, sagt Cornelia Lanz: „Ich bin Künstlerin, Lehrerin und Veranstalterin und ich brenne mit ganzem Herzen für die Kultur!“ Und was fällt für sie unter Kultur? „Mein weiter Kulturbegriff reicht von Bach bis Blaskapellen, von Kandinsky bis Kinderzeichnungen und von Goethe bis Garfield.“
Lehr- und Wanderjahre
Cornelia Lanz wuchs in Biberach an der Riss auf. „Meine Jugend war kulturell reich und glücklich und vermittelte mir Werte, nach denen ich heute noch lebe“, berichtet Lanz. „Daraus entstand auch die maßgebliche Motivation für die Kulturamtsleitung: Kultur, die mir gegeben wurde, in einer Stadt, die ich überblicke und wo ich mich zuhause fühle, allen zugänglich zu machen und aktiv zu gestalten.“
Cornelia Lanz studierte Anglistik, Schulmusik und Gesang an der Universität und Musikhochschule Stuttgart, Amerikanistik und Regie an der Columbia University New York und Gesang an der Manhattan School of Music. Während ihres Referendariats am Gymnasium in Kornwestheim leitete sie Chöre, gab Workshops an Universitäten und startete ihre Gesangslaufbahn mit zahlreichen Kirchenmusikkonzerten. Ihre professionelle Karriere als Mezzosopranistin nahm rasch Fahrt auf, mit Engagements an der Staatsoper Stuttgart, an den Landestheatern Thüringen und Schleswig-Holstein sowie in zahlreichen Konzerten, unter anderen in den Philharmonien München und Berlin, der Tonhalle Zürich und so spannenden Orten wie dem Dubai Arts Theater oder der Chinaoper in Peking.
Gesellschaftliches Engagement mit Zukunft Kultur e.V.
„Diese vielfältigen internationalen Erfahrungen mit Schule, Bildung und vor allem kultureller Breitenarbeit möchte ich gerne in Lahr einbringen“, fiebert Lanz ihrem neuen Aufgabenspektrum entgegen. „Meine Jahre als selbständige Sängerin und mein Wissen um die Bedürfnisse von Künstlern schaffen eine große inhaltliche Nähe zur Arbeit als Kulturamtsleiterin“, erzählt die 39-Jährige, die bereits außergewöhnliche Projekte auf die Beine stellte. Im Jahr 2014 gründete Cornelia Lanz den gemeinnützigen Verein Zuflucht Kultur, heute Zukunft Kultur, mit dem Ziel, Völkerverständigung und Frieden durch Kultur zu vermitteln. Die Bilanz ihrer Arbeit dort: 300 Auftritte und sieben große Opern an über 70 Orten zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen, Verantwortlichkeit für jeweils etwa 150 Akteure - darunter viele Geflüchtete - und die Akquise und Verwaltung der Projektgelder. Medial wurden ihre Projekte begleitet vom Schwarzwälder Boten bis zur BBC. Die Arbeit mit ihrem Verein prägt auch ihre interkulturelle Vision für Lahr: „Musik verbindet Menschen jenseits von Sprache und Religion.“ Die größte Anerkennung: Der Auftritt mit Zukunft Kultur bei der ZDF-Politsatire-Sendung ‚Die Anstalt‘ wurde von sieben Millionen Zuschauern gesehen und erhielt den Grimme- und Amnesty-Menschenrechtspreis. Daraufhin folgten Einladungen bis zum Bundespräsidenten Gauck, zur UNO nach Genf und in den Deutschen Bundestag.
Kultur in Lahr: Für alle und mit allen
„Ich bin sehr glücklich das „Erbe“ Gottfried Bergers zu übernehmen, mit hohen Abonnentenzahlen und einem liebevoll gestalteten Programm. In dem hochqualifizierten, motivierten Team mit der sympathischen, ebenfalls neuen Stellvertreterin Valerie Silberer, fühle ich mich jetzt schon sehr wohl“ so Lanz, die die etablierten Programmpunkte mit regem Publikumsinteresse gerne auch weiterhin beibehalten und weiterführen möchte.
Sie sieht sich als Moderatorin, Mentorin, Vernetzerin und kulturbegeisterte Motivatorin. Partizipativ will die verheiratete Mutter eines Sohnes auch ihre neue Aufgabe in Lahr angehen. Neben der Leitung des Kulturamts und der Gestaltung des Kulturprogramms gehören auch das Stadtmuseum und das Stadtarchiv mit den engagierten Leitern Gabriele Bohnert und Thorsten Mietzner zu ihrem Amt. In der Tonofenfabrik und im Kulturamt soll eine Denkfabrik entstehen, in der zwischen Kultur, Wirtschaft und Politik ein offener Dialog zur kulturellen Zukunft geführt wird.
Die Schulen mit einzubeziehen, liegt Cornelia Lanz besonders am Herzen. Ihr Ziel: Jeder Schüler soll mindestens einmal jährlich das Parktheater und das Stadtmuseum besuchen. Die Spiel- und Ausstellungspläne sind auf die Bildungspläne abgestimmt und Schüler können mitreden. Dafür fühlt sie sich im Dezernat II mit ihrem sehr kulturaffinen Vorgesetzten, dem Ersten Bürgermeister Guido Schöneboom, sehr gut aufgehoben. Mit ihren umsichtigen und aktiven Kollegen Senja Töpfer (Amt für Soziales, Schulen und Sport) und Tobias Meinen (Amt für außerschulische Bildung) schmiedet sie bereits Pläne.
Ein paar Beispiele:
Auf den öffentlichen Plätzen könnte nach dem „Supertalent Lahr“ gesucht oder ein Musikfrühling mit Lahrer Vereinen und denen der Partnerstädte gefeiert werden. Im Programm „Lahr Kultur Plus“ kommen Künstler nach Lahr und kooperieren mit Gruppen und Vereinen, teils auch im öffentlichen Raum: Sänger, die auch in Senioren- und Pflegeheimen singen, Orchester im Bund mit Ballettschulen, Profimusiker, die Workshops bei Musikschülern geben oder Bands, die vor Konzerten im Schlachthof in der Stadt präsent sind. Interessierte Gruppen und Vereine sind herzlich dazu aufgerufen, ihre Ideen zu teilen. Beim „Projekt Bürgerbühne“ werden Laien zu aktiven Darstellern: Alle sind eingeladen, Musical, Oper oder selbstgeschriebenes Theater mit Profis zu entwickeln und auf großer Bühne aufzuführen. Kurzum: Kultur soll in die ganze Stadt und in die Region ausstrahlen, von der historischen Altstadt über die Stadtteile bis in die Weinberge und den Schwarzwald hinein.
Kulturelle Soforthilfe
Für die Coronazeit sind in Windeseile zwei Konzepte mit Unterstützung von Oberbürgermeister Markus Ibert, Erster Bürgermeister Guido Schöneboom und der Regionalstiftung der Sparkasse Offenburg/Ortenau entstanden: Mit der Rockwerkstatt und dem punchline studio wird unter der Leitung der Brüder Styrnol eine zweite Staffel des Online-Musikfestivals „WeLive“ aufgenommen.
Bei dem Projekt „KünstlerTandem Lahr“ sind ab sofort Firmen und auch Privatpersonen dazu aufgerufen, regionale Künstler zu unterstützen – zum Beispiel, indem sie ganz persönliche Kunstwerke erwerben oder individuelle Auftritte für die Zeit nach Corona buchen. Das perfekte Weihnachtsgeschenk! Künstler und Kulturunterstützer und Interessierte können sich ab sofort beim KulTourbüro unter E-Mail kultour@lahr.de und unter Tel. 07821 / 950210 melden.
Kulturelle Identifikation mit Lahr zu schaffen, liegt Cornelia Lanz am Herzen. Die neue Kulturamtschefin freut sich über Kontaktaufnahme für Ideen und Anregungen über das KulTourBüro.