Freude über Kulturpreis
(Basel) Als erster Architekt erhält Roger Diener mit seinem Büro Diener & Diener Architekten den Kulturpreis des Kantons Basel-Stadt. Der Regierungsrat würdigt damit sein Engagement für die Architekturstadt Basel.
Mit dem Kulturförderpreis, der ergänzend zum etablierten Kulturpreis ein kulturpolitisches Signal für junge kulturelle Initiativen setzt, ehrt die Abteilung Kultur des Kantons Basel-Stadt die in verschiedenen Formationen aktive Vokalkünstlerin Legion Seven. Die beiden Preise werden dieses Jahr erstmals gemeinsam vergeben.
Mit dem Kulturpreis, der heuer zum 47. Mal in Folge vergeben wird, ehrt der Basler Regierungsrat Roger Diener. Der 69-Jährige ist der erste Architekt, der diese mit 20‘000 Franken dotierte Auszeichnung des Kantons Basel-Stadt für aussergewöhnliche Leistungen und ein hohes Engagement für das regionale Kulturleben erhält. Der Preis würdigt das international wahrgenommene, von seiner beispielhaften Haltung geprägte Werk des Architekten und seines Büros. Kennzeichnend für Roger Dieners architektonische Handschrift ist, dass jedes neue Gebäude den Dialog mit der bestehenden Umgebung sucht. Seine Arbeiten sind geprägt durch ihre reflektierte Auseinandersetzung mit dem Stadtraum, durch eine zurückhaltende, elegante Formensprache sowie durch einen sorgsamen Umgang mit der historisch gewachsenen Stadtstruktur. Mit seinen Entwürfen für Basel, aber auch grosse europäische Städte stellt Roger Diener eine Architektur mit klaren rationalistischen Mustern, Typologien und Mitteln in den Vordergrund. Es handelt sich um eine sachliche, leise bewegte Architektur, zu welcher der Zugang erst mit der Zeit und dafür umso nachhaltiger gelingt. Der Regierungsrat ist überzeugt, dass Roger Diener und sein Büro wesentlich zur Ausstrahlungskraft von Basel als Architekturstadt beitragen.
Roger Diener begann 1976 seine Arbeit im Büro seines Vaters, Marcus Diener. Dieses führt er seit 1980 zusammen mit Partnern unter dem Namen Diener & Diener Architekten weiter. Bereits mit den ersten Arbeiten, den Wohnhäusern an der Hammerstrasse im Kleinbasel oder jenen im St- Alban-Quartier im sensiblen historischen Kontext der Basler Rheinufers, leistete das Büro Pionierarbeit für die Quartier- und Stadtentwicklung. Davon zeugt auch die Warteck-Überbauung. Sie wurde so verdichtet, dass Raum für Kultur und Soziokultur entstanden ist. In jüngerer Zeit hat das Architekturbüro von Roger Diener wegweisende Lösungsvorschläge für drängende Probleme der Basler Stadtentwicklung geliefert. Dazu gehört die aktuelle Planung für das Klybeck-Areal, an der es mitgewirkt hat. Weitere städtebaulich prägende Bauten sind das UBS-Ausbildungszentrum an der Viaduktstrasse, der Wohnturm an der Markthalle, das Gebäude der Bâloise-Versicherung am Picassoplatz oder das Davidoff-Bürohaus an der Nauenstrasse. Auch international ist Roger Diener erfolgreich. So realisierte er etwa den Erweiterungsbau der Schweizer Botschaft in Berlin, das Mémorial de la Shoah in Drancy oder den Wiederaufbau des Naturkunde-Museums in Berlin. Von 1999 bis 2015 lehrte er zudem als Professor im ETH-Studio Basel.
Kulturförderpreis für junge, impulssetzende künstlerische Positionen
Ergänzend zum traditionsreichen Kulturpreis vergibt die Abteilung Kultur seit 2012 jährlich den mit 10‘000 Franken dotierten Kulturförderpreis. Es setzt ein öffentlich sichtbares kulturpolitisches Zeichen für junge kulturelle Initiativen. Dieses Jahr geht der Preis an Legion Seven. 1993 in Kanada als Sarah Reid geboren, kam Legion Seven im Alter von 18 Jahren im Rahmen eines Au-Pair-Programms nach Basel. Im Anschluss an eine Zeit des Reisens in Europa und Asien wurde Basel zu ihrem festen Wohn- und Arbeitsort. Als Vokalkünstlerin, Performerin und Autorin ist Legion Seven seit 2012 in der Basler Kulturszene aktiv. Legion Seven hat kein einschlägiges Hochschulstudium absolviert, fand jedoch aufgrund einer enormen stimmlichen und dichterischen Begabung binnen kürzester Zeit Anschluss an zahlreiche professionell arbeitende Gruppen und Formationen.
Im Bereich vokale Kunst geniesst Legion Seven in der Region Basel Bekanntheit vor allem durch die Band «Nobody Reads» und das Kollektiv «Intergalactic Trans-Dimensional Space Whale Whailers», das sich unlängst in «Deep Space Whailing» umbenannt hat. Dass Legion Seven konsequent eine interdisziplinäre Ausrichtung verfolgt, zeigt sich an den Projekten der letzten Monate, etwa die Ausstellung «A Specious Present» von Markus Aebersold und Chris Handberg, die Ausstellung «Let Me Be Vulnerable» von Alexandra Devaux, Nicole Bachmanns Performance «A circle whispering dot» bei den Swiss Art Awards im Juni 2019 sowie das «Lyrik Interdisziplinär: Late Night Variété» im Januar 2019 im Literaturhaus Basel. Legion Seven wirkte zudem am Projekt «The Several Ways I’ve Died In My Imagination» mit, welches 2018 den Basler Medienkunstpreis erhielt. Seit Herbst 2018 tritt Legion Seven auch solistisch in Erscheinung. Die Arbeit in kollaborativen und interdisziplinären Zusammenhängen ist für Legion Sevens künstlerisches Selbstverständnis zentral. Dieses sensibilisiert – so die Jury – für Fragen der Sicht- und Hörbarkeit gesellschaftlich oftmals unterdrückter Stimmen wie die von People of Colour oder LGBTQI.
Unabhängige Jurys
Beide Preise werden auf der Grundlage von Empfehlungen von Jurys vergeben. Die Jury für die Verleihung des Kulturpreises setzt sich zusammen aus Peter Bläuer, ehemaliger Direktor der Kunstmesse LISTE Art Fair Basel; Markus Erni, Leiter Bibliothek Musikakademie Basel; Katrin Grögel, Co-Leiterin Abteilung Kultur (Vorsitz); Jennifer Jans, Projektleiterin Vermittlungsplattform «SAY HI!» (B-Sides Luzern), Bereichsleiterin Demotape Clinic m4music Festival Zürich, Musikerin; Anna Jessen, Prof. Dipl. Architektin ETH/BSA; Frank Matter, Produzent und Filmemacher, soap factory GmbH; Dorothea Trottenberg, Bibliothekarin Universitätsbibliothek Basel, literarische Übersetzerin; Jeannette Voirol, Leiterin Kulturinstitutionen Abteilung Kultur; Dagmar Walser, Theaterkritikerin und Kulturredaktorin bei SRF2 Kultur.
In der Jury für den Kulturförderpreis haben Einsitz: Mariella Bachmann, Musikerin; Sarah Chaksad, Musikerin; Chris Hunter, Bildender Künstler; Annina Niederberger, Literaturvermittlerin (Produktion/PR); Jonas Schaffter, Filmschaffender; Christoph Gaiser, Beauftragter für Kulturprojekte, Abteilung Kultur Basel-Stadt (Vorsitz).