25.05.2020 09:06

Landkreis und Stadt planen Neubau eines sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums

(Freiburg) Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und die Stadt Freiburg planen den Neubau eines sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums (SBBZ). Der genaue Standort steht noch nicht fest, er soll aber im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald liegen.

Seit Jahren steigt die Zahl der Kinder mit einem Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot. Dies zeigt sich vor allem beim Schwerpunkt geistige Entwicklung, den in Freiburg die Richard-Mittermaier-Schule und die Schule Günterstal anbieten: Insgesamt stiegen die Zahlen dort von 149 Schülerinnen und Schüler im Jahr 2015 auf aktuell 214 an. Für 2025 sieht die Prognose in Freiburg 240 Kinder mit Förderanspruch in der geistigen Entwicklung, für 2030 sogar 260 Kinder.

In den letzten Jahren konnten die Richard-Mittermaier-Schule und die Schule Günterstal durch organisatorische Anstrengungen alle angemeldeten Kinder aufnehmen. Dies gelang insbesondere durch Kooperationen zum gemeinsamen Lernen mit den allgemeinbildenden Schulen. Konkret bedeutet das, dass einzelne Klassenverbünde beider Schulen mit ihren Lehrkräften dauerhaft ein eigenes Klassenzimmer in einer allgemeinbildenden Schule haben und im Unterricht eng mit dieser kooperieren. Diese Form des inklusiven Unterrichts wurde in Freiburg in den letzten Jahren schrittweise ausgebaut. Derzeit gibt es hier acht sonderpädagogische Gastklassen in allgemeinbildenden weiterführenden Schulen.

Aufgrund der steigenden Schülerzahlen genügt dies jedoch nicht, um den Bedarf an sonderpädagogischen Schulplätzen langfristig zu decken. Die Stadtverwaltung teilt sich die Trägerschaft der
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SBBZ mit dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Gemeinsam wurde intensiv geprüft, ob ein Ausbau von bestehenden Schulen oder sonderpädagogischen Bildungszentren im Landkreis den Bedarf künftig decken kann. Dabei konnte keine Lösung gefunden werden.

Daher fiel die Entscheidung, gemeinsam ein neues SBBZ mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung zu bauen. „Dieses wird dringend gebraucht, um auch in Zukunft eine qualitätsvolle Beschulung von Kindern mit geistiger Behinderung hier in der Region zu sichern“, so Hermann Maier, Leiter des Amts für Schule und Bildung.

Bürgermeisterin Gerda Stuchlik ergänzt: „Die schon jetzt sehr gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald im Bereich der SBBZ findet hier einen weiteren positiven Niederschlag. Nachdem bisher bereits zwei Schulen in gemeinsamer Trägerschaft im Stadtgebiet bestehen, folgt nun eine dritte Schule, welche auf der Gemarkung des Landkreises gebaut werden wird.“

Die Mitglieder des Ausschusses für Schule und Weiterbildung haben im Februar über die Pläne beraten und angeregt, Kinder mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung verstärkt inklusiv zu beschulen. In den Freiburger Grundschulen werden relativ konstant etwa 130 Kinder inklusiv beschult, darunter auch 13 mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung.

Auch in den weiterführenden Schulen gibt es aktuell 104 inklusiv beschulte Schülerinnen und Schüler, allerdings nur zu den Förderschwerpunkten Lernen und sozial-emotionale Entwicklung. Die inklusive Beschulung für den Schwerpunkt geistige Entwicklung findet aber teilweise in den oben beschriebenen Kooperationsklassen statt.

Die Stadt Freiburg arbeitet eng mit der staatlichen Schulverwaltung und den Schulleitungen zusammen, um die Angebote für die inklusive Beschulung in allen Förderschwerpunkten und allen Schularten auszubauen. Dabei spielen die Erfahrungen aus erfolgreichen Praxisbeispielen eine wichtige Rolle. Die Steuerungshoheit liegt dabei laut Schulgesetz bei der staatlichen Schulverwaltung.

Trotz der intensiven Bemühungen, die inklusive Beschulung in allen Schularten voranzubringen, lässt sich nicht absehen, dass die Schülerzahlen in den SBBZ für geistige Entwicklung sinken. Eltern von Kindern mit einem Bildungsanspruch für die geistige Entwicklung entscheiden sich häufig bewusst für diese Schulart. Denn die dortige Infrastruktur und das fachlich geschulte Personal entsprechen dem meist umfangreichen Förderbedarf der Kinder.

Die Stadtverwaltung wird bei laufenden Schulbauprojekten weiterhin versuchen, Räume für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf zu berücksichtigen. Aufgrund der steigenden Nachfrage und der räumlichen Enge in den vorhandenen SBBZ ist der Neubau eines solchen Bildungszentrums mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung dennoch erforderlich.

Der Gemeinderat beschließt Ende des Monats über eine finanzielle Beteiligung von 5 Millionen Euro am Neubau des SBBZ. Welche finanziellen Auswirkungen in den Folgejahren zu erwarten sind, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffert werden, da das Verhältnis der Schülerzahlen (Stadt/Landkreis) und die Betriebskosten noch unbekannt sind.