Weihnachtspredigt des Erzbischofs
(Freiburg) In seiner Weihnachtspredigt hat der Freiburger Erzbischof Stephan Burger zu gegenseitigem Respekt zwischen den Religionen ...
In seiner Weihnachtspredigt hat der Freiburger Erzbischof Stephan Burger zu gegenseitigem Respekt zwischen den Religionen aufgerufen und Antisemitismus scharf verurteilt. „Das Heil kommt von den Juden - schon allein dieser Satz Jesu macht es einem jeden Christgläubigen unmöglich, antisemitisch zu denken beziehungsweise sich auf solche Gedanken einzulassen. Und selbst bei aller unterschiedlicher Glaubensauffassung im Juden- und Christentum: Sie sind und bleiben unsere älteren Schwestern und Brüder. Diese Verhältnisbestimmung zum jüdischen Volk hatte mit dem II. Vatikanischen Konzil eine grundlegende Neuausrichtung erfahren und wurde von den nachfolgenden Päpsten immer wieder klar hervorgehoben und bestätigt“, sagte Erzbischof Burger in seiner Predigt an Weihnachten (25. Dezember). „Mag die realpolitische Vorgehensweise der Regierung des Staates Israel in der konkreten Kriegssituation sich auch einer kritischen Bewertung nicht entziehen können, was auch in Israel selbst wie international geschieht, so schließt dies jeglichen Antisemitismus dennoch klar und eindeutig aus!“
Kirche hat bleibenden Verkündigungsauftrag zu Weihnachten
Zugleich rief Erzbischof Burger Menschen verschiedenen Glaubens sowie Menschen ohne religiöse Zugehörigkeit zu Respekt und Interesse aneinander auf. „Das Geheimnis von Weihnachten hat über 2000 Jahre unsere Geschichte geprägt und es wird international als ein Fest der Liebe und des Friedens gefeiert, selbst in Kulturen, die sich den eigentlichen Inhalt des Festes nicht zu eigen gemacht haben. Ich denke immer noch an meine Reise vor ein paar Jahren nach Nordindien zurück. Muslimische Gläubige oder auch Hindus haben es sich nicht nehmen lassen in der Weihnachtszeit in katholischen Kirchen das Kind in der Krippe anzuschauen oder bei der Madonna eine Blume abzulegen“, sagte der Erzbischof. „Respekt und Achtung vor der Glaubensauffassung des andern. Neugierde auf ein kleines Kind in der Krippe, das irgendetwas Anziehendes hat, auch wenn es sich dem eigenen Verstehen und Begreifen entzieht. Und bei allen Veränderungen in unserer Gesellschaft, bei allen, die säkularer denken und ihr Leben in religiöser Ungebundenheit und Freiheit gestalten wollen, es bleibt unser Auftrag als Kirche darauf hinzuweisen, dass das Fest der Liebe und des Friedens einen tiefen Grund und Sinn hat, der sich allein in der Krippe, in diesem Neugeborenen finden lässt.“
Am Abend zuvor hatte Erzbischof Burger den Gottesdienst zur Heiligen Nacht (24. Dezember) gefeiert. In seiner Predigt sagte er: „Eine Hamas oder die Putins dieser Erde mögen es sich abgewöhnt oder abtrainiert haben, als Menschen zu reagieren und deshalb der Gewalt, den Todesschatten den Vorzug geben. Gott aber bleibt dabei. Er änderte seine Vorgehensweise der liebenden Zuwendung zu uns Menschen nicht.“
Im eigenen Alltag mit dem Frieden beginnen
Der Erzbischof rief die Gläubigen angesichts der Krisen in der Welt dazu auf, den Frieden zuerst in der eigenen Welt zu schaffen: „Wenn wir auch nicht die Möglichkeit haben, auf direkte Weise auf die verschiedenen Kriegsparteien dieser Welt positiv einzuwirken, damit Friede werde, wenn wir auch kaum diese Welt im Großen zum Besseren verändern können, so mag doch unser kleiner, unmittelbarer Beitrag im eigenen Umfeld von uns jeden Tag aufs Neue beigesteuert sein, indem wir uns die Liebe des göttlichen Kindes zu Herzen gehen lassen und daraus unseren Alltag gestalten, unabhängig davon, wie groß oder klein diese unsere Welt ist.“