Tourismus in der Grenzregion erholt sich
(Konstanz) Der grenzüberschreitende Wirtschaftsraum zwischen Deutschland und der Schweiz steht erneut im Fokus: Eine aktualisierte Studie der Universität St. Gallen und der IHK Hochrhein-Bodensee liefert neue Daten zu den wirtschaftlichen Verflechtungen entlang der Grenze.
Deutlich wird dabei: Der Tourismus und die Freizeitwirtschaft haben sich von den Auswirkungen der Coronapandemie weitgehend erholt – und insbesondere der Einkaufstourismus sowie die Übernachtungszahlen ziehen wieder an.
„Unser Wirtschaftsraum war schon immer durch viele Vernetzungen geprägt, aber bis vor zehn Jahren gab es dazu keine fundierten Daten – etwa zu Grenzgängern oder den Pendlerströmen. Das hat sachliche Diskussionen früher oft erschwert“, erklärt Alexander Graf, Geschäftsführer und Leiter des Geschäftsfelds Standortpolitik der IHK Hochrhein-Bodensee in Konstanz.
Seit einem Jahrzehnt dokumentieren die IHK und das Institut für Systemisches Management und Public Governance der Universität St. Gallen – unter Leitung von Roland Scherer und Daniel Zwicker-Schwarm – im Turnus die wirtschaftliche Entwicklung im deutsch-schweizerischen Raum. Die aktuelle Ausgabe zeigt: Während sich einige Bereiche stabil zeigen, steht der grenzüberschreitende Handel unter Druck. Besonders der starke Schweizer Franken wirkt sich auf Exporte aus der Schweiz negativ aus – viele Schweizer Unternehmen investieren deshalb wieder verstärkt im Euroraum.
Tourismus auf Erholungskurs
Ein besonders positives Signal kommt aus dem Tourismus: Die Übernachtungszahlen in Südbaden haben wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht – insbesondere bei Gästen aus der Schweiz. In den angrenzenden Schweizer Kantonen konnte das frühere Niveau sogar leicht übertroffen werden. „Die Grenzregion profitiert von ihrer engen wirtschaftlichen und kulturellen Verflechtung – das zeigt sich jetzt auch wieder im Tourismus“, so Graf.
Auch im Einkaufstourismus ist eine deutliche Belebung erkennbar: Die Anzahl der Ausfuhrkassenscheine, ein wichtiger Indikator für grenzüberschreitenden Einkauf, ist 2023 deutlich gestiegen. Ein starker Franken trägt hierzu ebenso bei wie die Rückkehr zu gewohnten Konsummustern. Gleichzeitig bleibt offen, wie sich strukturelle Veränderungen wie der Trend zu Onlinekäufen und neue regulatorische Rahmenbedingungen – etwa die Absenkung der Wertfreigrenze ab dem 1. Januar 2025 – künftig auswirken werden.
Handel unter Druck – langfristige Perspektive bleibt positiv
Das Handelsvolumen zwischen Baden-Württemberg und der Schweiz ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 9,6 Prozent zurückgegangen. Ursachen liegen vor allem in einem starken Rückgang beim Handel mit Energieträgern und pharmazeutischen Produkten – zwei Warengruppen, die während der Energiekrise und der Coronapandemie außergewöhnlich hohe Handelswerte erreicht hatten. „Die aktuellen Rückgänge bedeuten auch eine Rückkehr zur Normalität“, betont Roland Scherer von der Universität St. Gallen.
Wirtschaftliche Verflechtungen bleiben eng – politische Rahmenbedingungen entscheidend
Die Studie verdeutlicht, dass wirtschaftliche Beziehungen über die Grenze hinweg stark bleiben – allerdings zunehmend von externen Faktoren beeinflusst werden. Neben der Währungspolitik wirken sich auch regulatorische Fragen aus. „Wir brauchen verlässliche politische Rahmenbedingungen, um den gemeinsamen Wirtschaftsraum weiterentwickeln zu können“, so das Fazit von Alexander Graf. Die Studie liefert hierfür eine fundierte Grundlage – und zeigt zugleich auf, wo Handlungsbedarf besteht.
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