Hochwasserschutz für Ausbau der Rheintalbahn
(Bad Krozingen) Mit der Unterzeichnung der Ingenieursverträge im Bad Krozinger Ratssaal fiel jetzt der Startschuss für das Planfeststellungsverfahren in Sachen Hochwasserschutzmaßnahmen an den Gewässern II. Ordnung zwischen Schallstadt und Buggingen.
Ein gesicherter Hochwasserschutz ist die Voraussetzung für den Ausbau der Rheintalbahn im Streckenabschnitt 8.3 und 8.4 (Bad Krozingen bis Müllheim-Hügelheim) in dem die Neubaustrecke überwiegend in Tieflage als Trogbauwerk realisiert werden soll. Das gesamte Verfahren wird von einem Steuerungsgremium begleitet und federführend von der Stadt Bad Krozingen betreut, die damit insgesamt fünf Kommunen vertritt. Die Arbeiten sollen in fünf Jahren abgeschlossen sein, damit die Bahn 2025 mit ihren Bauarbeiten beginnen kann.
Der Beitrag der Region
Dem Hochwasserschutz kommt beim Ausbau der Rheintalbahn in dem betroffenen Streckenabschnitt eine große Bedeutung zu, da die künftige Trasse in Tieflage mehrere Gewässer kreuzt und - nach den Hochwassergefahrenkarten des Landes Baden-Württemberg - im Bereich mehrerer Überschwemmungsgebiete liegen wird. „Wir schaffen die Voraussetzung, damit die Bahn den Bau der geplanten Neubaustrecke umsetzen kann. Der Bahn ein hochwasserfreigestelltes Gelände zu übergeben ist unser Beitrag der Region für die Tieflage“, so Bürgermeister Volker Kieber anlässlich der Vertragsunterzeichnung, bei dem alle an dem Verfahren beteiligten Behörden, Firmen und Projektpartner anwesend waren.
Die Stadt Bad Krozingen wird das notwendige Planfeststellungsverfahren federführend betreuen und im Auftrag der beteiligten Kommunen Buggingen, Eschbach, Hartheim, Heitersheim und Schallstadt auch deren Interessen vertreten. Dabei gilt es, das Verfahren intensiv zu begleiten und die Koordination der einzelnen Maßnahmen sowie den Informationsfluss zwischen den ausführenden Ingenieuren und den Planern der Bahn sowie dem Landkreis und dem Land Baden-Württemberg sicherzustellen. Als städtische Projektkoordinatoren wurden Baudezernent Paul Kopp und Jochen Amma vom Fachbereich Stadtplanung, Hochbau & Bauverwaltung bestimmt.
Land beteiligt sich mit 25 Millionen Euro
In dem betroffenen Bereich befinden sich überwiegend Gewässer II. Ordnung, bei denen der Hochwasserschutz in der Verantwortung der Kommunen liegt und demzufolge auch die Kosten. Beim Ausbau der Rheintalbahn hätten die Kommunen allerdings die Bahn als Verursacherin gesehen. Demzufolge sei es auch an der Bahn, die Verantwortung und die Kosten für die Umsetzung entsprechender Maßnahmen zum Hochwasserschutz für die insgesamt acht bis neun davon betroffenen Gewässer in dem Streckenabschnitt zu übernehmen, erläuterte Volker Kieber die Hintergründe zu dem nun eingeleiteten Planfeststellungsverfahren. Als Ergebnis intensiver Verhandlungen zwischen Bahn, Bund, Land und Kommunen wurde 2017 festgelegt, dass die betroffenen Kommunen, als Beitrag für die Tieflage der geplanten Bahntrasse, die Planung der Hochwasserschutzmaßnahmen übernehmen sollen, während die Planungskosten vom Land Baden-Württemberg getragen werden und die Übernahme der Kosten für die erforderlichen Sondergutachten (Geotechnik, Umweltuntersuchungen, HWGK Nachweis, etc.) der Bund übernehmen wird. Die Kommunen verpflichten sich darüber hinaus, die baulichen Maßnahmen, die u. U. nötig sein werden, um die in Tieflage verlaufenden Bahntrasse hochwasserfrei zu halten, weiter zu unterhalten.
Bürgermeister Volker Kieber betonte in diesem Zusammenhang noch einmal die herausragende Rolle der Regierungspräsidentin bei den Verhandlungen. „Dass wir uns als Kommunen hier erfolgreich durchsetzen konnten, ist insbesondere das Verdienst von Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, die federführend die Verhandlungen mit dem Land und der Bahn führte und es geschafft hat, dass das Land Mittel in Höhe von 25 Millionen Euro für die notwendigen Hochwasserschutzmaßnahmen zur Verfügung stellen wird“, so der Bürgermeister. Zudem sei es ihrem Einsatz und ihrer Vermittlung zu verdanken gewesen, dass sich die fünf Gemeinden zusammengeschlossen hätten, um ihre Interessen mit einer Stimme zu vertreten.
Komplexes und anspruchsvolles Verfahren
Mit der Umsetzung der Maßnahmen wird die Firma Fichtner Water & Transportation GmbH betraut. Sie konnte sich in einem zweistufigen EU-weit ausgeschriebenen Vergabeverfahren gegen ihre Mitbewerber durchsetzen und erhielt somit den Zuschlag für das Projekt „Hochwasserfreilegung GIIO der DB Neubaustrecke im PfA 8.3. und 8.4.“ Die Ausschreibung erfolgte über die Stadt Bad Krozingen, die dabei von der Firma Wald & Corbe Consulting GmbH unterstützt wurde. Geschäftsführer Joachim Wald wies in Bezug auf das Vergabeergebnis auf die komplexe Aufgabenstellung hin, die sehr anspruchsvolle Ingenieursleistungen erforderlich mache, um die Maßnahmen zu entwickeln, die es brauche, um die Bahnstrecke hochwasserfrei zu bekommen. „Schließlich geht es um insgesamt acht bis neun Gewässer, die so über die Bahnstrecke geführt werden müssen, dass das Wasser künftig nicht in die in Tieflage verlegten Gleise laufen wird“, so Wald. Gleichzeitig müsse sichergestellt werden, dass die dafür ergriffenen Maßnahmen keine Verschlechterung für Dritte schaffe und eine nachhaltige Lösung gefunden werde, die keine größeren Folgekosten nach Fertigstellung für die betroffenen Kommunen oder die Bahn mit sich brächten.
Auf Basis eines hydraulischen Steuerungsmodells gilt es nun für die Firma Fichtner Water & Transportation, ein nachhaltiges Lösungskonzept zu entwickeln, das von der Konzeption, den Genehmigungsverfahren bis hin zur Bauleitung und baulichen Umsetzung reicht. Dabei kann die Firma auf schon vorhandene Untersuchungsergebnisse zurückgreifen, da sie bereits im Rahmen der Vorplanungen vom Landratsamt mit der Machbarkeitsstudie „Auswirkungen von Hochwasser für den Neubau des 3./4. Gleises in der Bürgertrasse in Tieflage in den PfA 8.3 und 8.4“ beauftragt worden war. Auch vom Land gibt es für diesen Abschnitt bereits verwertbares Datenmaterial, berichtet Michael Ortlieb, leitender Technischer Direktor beim Regierungspräsidium Freiburg. Hier habe das Land beim Hochwasserschutz für die Gewässer I. Ordnung bereits seine Hausaufgaben gemacht, beispielsweise im Bereich des Neumagens/Möhlin im Bad Krozinger Ortsteil Biengen.
Zeitlich ambitioniertes Projekt
Bei Fichtner Water & Transportation freut man sich auf die Herausforderungen, die dieses auf maximal fünf Jahre angelegte und damit auch zeitlich sehr ambitionierte Projekt mit sich bringt. „Unsere Aufgabe wird nun darin bestehen, eine Konstruktion zu finden, die die Bahnstrecke dauerhaft hochwasserfrei legt, die aber nicht dauerhaft für Kosten sorgt“, so Projektleiter Lukas Warken. Dabei werden wir uns als Planer jedes Grundstück ansehen und unsere Arbeit wird zudem nicht an der Bahnlinie enden, sondern es wird auch die Hydraulik der unterhalb liegenden Ortschaften in die Untersuchungen miteinbezogen werden.