26.11.2020 13:32

Berufliche Schulen werden fit für die Zukunft gemacht

(Freiburg) Die Beruflichen Schulen Freiburgs stehen vor einer grundlegenden Modernisierung und Umstrukturierung.

Einige Gebäude haben baulichen Sanierungsbedarf, auch in die Ausstattung muss investiert werden. Doch statt viele einzelne Baustellen anzugehen, hat die Stadt Freiburg ein Gesamtkonzepte rarbeitet, das die acht Beruflichen Schulen in der Trägerschaft der Stadt zukunftsfähig aufstellt. Neben baulicher Sanierung und zukunftsfähiger Ausstattung geht es dabei vor allem um eine inhaltliche Weiterentwicklung. Die Schulen sollen zu Kompetenzzentren mit jeweils eigenen Fachidentitäten weiter entwickelt werden, die junge Menschen auf die Berufswelt von morgen vorbereiten. Dafür sollen die bestehenden Ausbildungsgänge zum Teil neu auf Schulen verteilt werden. So entstehen zukunftsfähige Zentren, etwa in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, grüne Berufe, Umwelt oder Technik. Die Umstrukturierung und Modernisierung soll dem dynamischen Wandel der Berufswelt Rechnung tragen und die Digitalisierung mitdenken. „Grundlage für unser Konzept ist die Überlegung, was Qualität von Bildung in Zukunft ausmacht. Wir wollen bei der Weiterentwicklung einen größeren Wurf wagen. Mit diesem Innovationsschub werden wir die Beruflichen Schulen zukunftsorientiert für die kommenden Jahrzehnte neu positionieren“, sagt Freiburgs Bildungsbürgermeisterin Gerda Stuchlik.
Für dieses Ziel ist die Stadt bereit zu investieren. Die Weiterentwicklung dürfte einen eher niedrigen dreistelligen Millionenbetrag kosten. Das Geld ist gut angelegt. Die Zukunftsfähigkeit der beruflichen Bildung hängt wesentlich von der Qualität der Bildung und Ausbildung und von einem regional erreichbaren Angebot ab. Und die berufliche Bildung in den Berufsschulen der Stadt trägt maßgeblich zur Stärkung und langfristigen Sicherung des Wirtschaftsstandorts Freiburg bei. Auch deshalb braucht es eine moderne Ausstattung der Schulen, um den technologischen Fortschritt der Dualen Partnerbetriebe mitgehen zu können.

Die Kompetenzzentren

Derzeit haben die acht Beruflichen Schulen teilweise eine heterogene Zusammensetzung an Angeboten an den einzelnen Schulstandorten. Profile sind nur vereinzelt zu erkennen. Das soll sich mit der Weiterentwicklung zu Kompetenzzentren ändern. Mit der Bildung solcher Zentren ergeben sich Synergien bei der Nutzung von Fachräumen, bei der spezifischen Ausstattung und bei den Lehrenden. Folgende Tabelle zeigt die Überlegungen der Stadt, welche Schule welche Fachidentität erhalten soll. Schule Kompetenzzentrum

Max-WeberWirtschaft und Verwaltung (Fachidentität besteht bereits)

Walter-EuckenWirtschaft und Verwaltung(Fachidentität bestehtbereits)

Edith-SteinGesundheit, Pflege und Medizin

MerianPädagogik und Sozialwesen

Friedrich-WeinbrennerBau

Richard-FehrenbachMetall-, Kfz-, Haus-und Umwelttechnik

Walter-RathenauElektro-und Informationstechnik, Grafik und Design

Gertrud-LucknerErnährung, Gastronomie, Hauswirtschaft und Grüne Berufe

Der Gesundheitscampus

Ein wichtiges und erstes Kompetenzzentrum soll als Kooperation mehrerer Partner entstehen. Die Universität Freiburg (Medizinische Fakultät), die Universitätsklinik und die Stadt Freiburg arbeiten gerade an demKonzept für einen gemeinsamen Gesundheitscampus. Alle Institutionen wollen dort ihre Ausbildungsangebote konzentrieren und teilweise neu ordnen. Auf dem Gelände der jetzigen Universitäts-Kinderklinik soll für diesen Campus neben den Einrichtungen der Universität/Klinik die „neue“ Edith-Stein-Schule ihren Platz finden. Ausdrückliches Ziel dabei ist eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Ausbildungsträger. Das würde durch die gemeinsame Konzeption und Nutzung von Räumen entstehen sowie durch gemeinsame Lern-und Studienzentren. So könnten zum einen knappe und teure Bauflächen eingespart werden. Darüber hinaus bringt eine derartige Kooperation über alle Ausbildungsstufen hinweg eine zukunftsorientierte Ausstattungs-und Ausbildungsqualität. Demnächst soll eine Machbarkeitsstudie dazu vorgestellt werden. Der Baubeginn des Gesundheitscampus könnte, abhängig von den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie, eines Architektenwettbewerbs und des Bebauungsplanverfahrens frühestens 2024 /2025 erfolgen. Die Überlegungen für den Gesundheitscampus zeigen, wie das Konzept der Kompetenzzentren funktioniert. Bislang gibt es an mehreren Berufsschulen die Ausbildung gesundheitsnaherBerufe. Diese sollen aus diesen Schulen herausgelöst werden und zu einer neuen Einheit, der künftigen Edith-Stein-Schule, zusammengeführt werden. Ein solches Ausbildungs-Leuchtturmprojekt würde über die Region hinaus wahrgenommen. Gesundheits-und Pflegeberufe werden dadurch attraktiv positioniert, ein wichtiger Effekt, angesichts der steigenden gesellschaftlichen Nachfrage. Diese positive Außenwirkung kann einen deutlichen Standortvorteil in der Nachwuchsgewinnung für alle medizinischen Berufe bedeuten.

Kommunikation

Die Weiterentwicklung der Schulen bedeutet eine Zusammenarbeit mit vielen Partnern. Entsprechend wichtig ist das Thema der Kommunikation und der Kooperation –von den einzelnen Schulen, über die Nachbarlandkreise bis zur Landesregierung. Der Austausch mit dem Regierungspräsidium Freiburg (RP) und mit den Beruflichen Schulen Freiburgs hat bereits begonnen und wird im nächsten Jahr intensiv fortgesetzt, um gemeinsam das Zielzu erreichen, alle Standorte zu erhalten und zukunftsfähig aufzustellen. Gängige Praxis ist auch der enge Austausch mit den umliegenden Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen sowie dem RP.

Ausblick

Das Zukunftspaket für die Beruflichen Schulen ist nicht von heute auf morgen umzusetzen, sondern als mittelfristiger Prozess zu sehen. Zehn bis 15 Jahre können als Zeitrahmen angesetzt werden. Die Planung und Realisierung des Gesundheitscampus soll Auftakt sein für das Zukunftskonzept und das Sanierungskonzept aller Beruflicher Schulen der Stadt.