Einmalige Chrysantheme gezüchtet
(Lahr) Der Ozukuri, auch „Tausendblüter“ genannt, ist derzeit im Stadtpark Lahr im roten Pavillon zu bestaunen.
Rainer Leppert von der Abteilung Öffentliches Grün und Umwelt und Jakob Maus vom Bau- und Gartenbetrieb Lahr bereiten indes schon ein zweites Exemplar für die öffentliche Präsentation vor. In aufwändiger Handarbeit und mit viel Fingerspitzengefühl erproben sich die beiden städtischen Mitarbeiter in der hohen Kunst der Chrysanthemenzucht und freuen sich schon jetzt, ihren Ozukuri Nummer zwei bald den Besucherinnen und Besuchern im Stadtpark zu zeigen. „Unsere Mitarbeiter haben mit gärtnerischem Know-how und Akkuratesse eine Pflanze kultiviert, die so in Deutschland und wahrscheinlich in Europa noch nie herangezogen wurde“, ist sich Richard Sottru, Leiter der Abteilung Öffentliches Grün und Umwelt der Stadt Lahr, sicher.
Etwa zwei Jahre bevor eine fertige Pflanze gezeigt werden kann, nehmen die Gärtner rund 100 Stecklinge, aus denen dann in den ersten Monaten die zwölf Besten ausgewählt werden. Von diesen bleiben wiederum nur sechs Pflanzen, die man bis zur Ausstellung weiter kultivieren kann. Zunächst werden die Pflanzen danach selektiert, ob sie sich auf fünf einzelne Hauptäste verzweigen, da sich diese am besten für die Kultivierung der domartigen Form eines Ozukuri eignen. Danach erfolgt ein regelmäßiger Schnitt, der von Beginn an die künftige Zahl und Anordnung der gewünschten Blüten berücksichtigen muss. Jeder der Triebe ist mehrfach zu binden und zu positionieren, damit er optimale Lichtverhältnisse genießt. Wurzelraum und Nährstoffversorgung sind dem Wachstum der Pflanze regelmäßig anzupassen. Um die üblicherweise nur einjährigen Pflanzen über zwei Jahre hinweg zu ihrer endgültigen Größe zu kultivieren, ist im Winterhalbjahr ein ausgeklügelter Rhythmus von zusätzlicher Belichtung erforderlich, sonst würde die Pflanze in die generative Wachstumsphase übergehen: Blüte und danach Absterben der Triebe. Ist diese gärtnerische Meisterleistung vollbracht, gilt es in sensibler Feinarbeit jeden einzelnen bis zu zwei Meter langen Blütenstängel an seine vorgegebene Position zu biegen und anzubinden. „Der Ausspruch ‚auf Biegen und Brechen‘ bekommt hier eine besondere Bedeutung“, sagt Sottru, „Denn ein falscher Handgriff, eine um wenige Millimeter zu weit geführt Biegung und schon ist die Arbeit von zwei Jahren dahin. Selbst wenn man der Pflanze vor dieser zeitintensiven Arbeit bewusst ein Welkestadium zumutet, um durch geringeren Zelldruck die Triebe weicher werden zu lassen, sind die in zwei Jahren mühsam herangezogenen Triebe äußerst fragil.“
Die Form der Darstellung als Dom bzw. Viertelkugel entspricht der Jahrhunderte alten Tradition des Shinjuku Gyoen. Statt eines ursprünglich verwendeten Bambuskonstrukts, haben die Lahrer Gärtner ein wiederverwendbares Metallgestell gebaut, mit dem auch in den kommenden Jahren wieder Ozukuris herangezogen werden können.