Öffnung der Kindertagesstätten und der Grundschulbetreuung erneut verschoben
Ver.di begrüßt, dass die Landesregierung den Mut hat, die vollständige Öffnung der Kindertagesstätten und der Grundschulbetreuung aufgrund der dramatischen Entwicklung in einer Freiburg Kita nochmals zu verschieben.
Die Gewerkschaft sieht sich damit in ihrer Kritik, die sie aufgrund hundertfacher Rückmeldungen aus Einrichtungen mehrfach geäußert hatte, bestätigt: Eine vollständige Öffnung ohne verbindlich
geregelte Schutzmaßnahmen ist nicht verantwortbar. ver.di fordert die
Landesregierung auf, nun unverzüglich mehr Gesundheitsschutz in Kitas und
Grundschulbetreuung vorzuschreiben. Die Notbetreuungen, die durch die fehlenden
Vorgaben bereits jetzt teilweise weit über 50 Prozent ausgelastet sind, müssen
wieder wie im Frühjahr verbindlich geregelt werden.
Ein letzter Vorschlag der Gewerkschaft am Montag, mit einem zehn-Punkte-Programm
eine für Kinder, Eltern, Beschäftigte und deren Angehörige sichere und weitergehende
Öffnung zu organisieren, wurde von der Landesregierung ignoriert. Um in der
Notbetreuung und einer möglichen vollständigen Öffnung den größtmöglichen Schutz in
den Kitas zu organisieren, hat ver.di heute an die Träger appelliert, die
geforderten Maßnahmen umzusetzen. Dazu hat sich ver.di an den Städtetag und den
Gemeindetag gewandt.
Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter: „Gut, dass die Landesregierung heute
Nachmittag doch noch die Notbremse gezogen hat. Aber: Die Kitas waren in diesem
Pandemie-Winter nie zu, die Kolleginnen und Kollegen sind und waren ohne
Unterbrechung für die Kinder und ihre Eltern da. Dafür haben die allermeisten bis
heute nicht einmal FFP-2-Masken erhalten. Die Diskrepanz, zwischen strengsten
Auflagen im Privatleben und der täglichen Arbeit in den Kitas mit einer Vielzahl
ungeschützter Kontakte, ist für die pädagogischen Fachkräfte inzwischen kaum noch
auszuhalten. Die Erzieherinnen bekommen dabei noch nicht einmal Applaus, nur
Ansagen. Wir werden jetzt selbst versuchen, mit den Trägern so viel Schutz wie
möglich auf den Weg zu bringen.“
ver.di hatte als Interessenvertretung der Beschäftigten von Anfang an die extrem
schwierige und belastende Situation der Kinder und ihrer Eltern mitberücksichtigt.
Deshalb hatte die Gewerkschaft, als die Einrichtungen im Frühjahr ganz geschlossen
waren, bereits frühzeitig auf einen runden Tisch Kitas gedrängt, an dem neben dem
Kultusministerium auch Träger, Kommunen, Gewerkschaften und Eltern beteiligt werden,
um einen für alle Beteiligten möglichst sicheren Kitabetrieb unter
Pandemiebedingungen zu regeln.
Hansi Weber, ver.di Landesfachgruppenvorsitzende Sozial-, Kinder- und Jugendhilfe
und Erzieherin: „Die hunderttausend pädagogischen Fachkräfte in den Einrichtungen im
Land erwarten in den kommenden Wochen endlich Rückendeckung. Also Verbindlichkeit
und Unterstützung bei der Umsetzung des Gesundheitsschutzes. Und auch, dass sich die
Landesregierung schützend vor sie stellt, wenn eine weitergehende Öffnung vor Ort
noch nicht zu verantworten ist. Die Diskrepanz, zwischen strengsten Auflagen im
Privatleben und der täglichen Arbeit in den Kitas mit einer Vielzahl ungeschützter
Kontakte, ist für uns inzwischen kaum noch auszuhalten. Ja, wir haben Angst.“
In dem am Montag vorgestellten Zehn-Punkte-Programm hat ver.di Maßnahmen für eine
Kitaöffnung gefordert, die sich vor Ort mit wenig Vorlauf umsetzen lassen würden:
https://bawue.verdi.de/++edit++/++file++600e9d5b5812b588248f222f/download/zehn%20Punkte%20Programm%20f%C3%BCr%20Kita%C3%B6ffnung.pdf
Hanna Binder: „Es gibt viele Beispiele im Land, die beweisen, dass sich deutlich
mehr Sicherheit organisieren lässt. Alle, die täglich in den Kitas
aufeinandertreffen, haben ein Recht auf den höchstmöglichen Gesundheitsschutz. Die
Landesregierung muss diesen Schutz verbindlich regeln.“