Leistungsfähige und vernetzte Verkehrswege steigern die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes
(Villingen-Schwenningen) Die Wirtschaft in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg begrüßt den Ausbau der Straßeninfrastruktur, setzt sich für den Güterumschlag von der Straße auf die Schiene ein und ist Vorreiter für Verkehrssicherheit im Güter- und Personenverkehr. So lautet das Fazit zur Verkehrsausschusssitzung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg bei Continental in Villingen-Schwenningen.
„Nach Jahren des Stillstandes laufen nun endlich die Planungen für den Ausbau der Bundesstraßen an. Auch das nachgelagerte Straßennetz und wichtige kommunale Verkehrsknoten werden kontinuierlich saniert und ausgebaut. Obwohl es an der einen oder anderen Stelle schneller gehen könnte, ist das ein gutes Signal – nicht nur für Logistiker und Verkehrsunternehmen, sondern auch für das produzierende Gewerbe und unseren Wirtschaftsstandort insgesamt“, sagt Gerhard Lehmann, Vorsitzender des IHK-Verkehrsausschusses Zuvor hatten Jürgen Kaiser und Peter Spiegelhalter vom Regierungspräsidium Freiburg über die aktuellen Straßenbauprojekte in den drei Landkreisen Rottweil, Tuttlingen und im Schwarzwald-Baar-Kreis informiert.
Neben den im Bundesverkehrswegeplan gelisteten Ortsumfahrungen stünden weitere Um- und Ausbauprojekte in Verantwortung des Bundes wie beispielsweise die Knoten B 14/B 27 Saline Rottweil und B 27/B 33 Bad Dürrheim, der vierstreifige Ausbau der B 31 Döggingen, der Kreisverkehr B 31/L 185 Geisingen sowie der dreistreifige Ausbau der B 523 Esslingen-Talheim an. Zu den Neu- und Ausbaumaßnahmen in Verantwortung des Landes gehörten die Ortsumfahrungen L 422 Rötenberg und L 433 Reichenbach. Wichtig für die Wirtschaft auf dem Heuberg sei auch der sich in der Planfeststellung befindliche dreispurige Ausbau der L 433 Denkingen-Gosheim. Weitere Maßnahmen seien der Kreisverkehr Allmendshofen/L 171, die Brückensanierung über die Breg bei Wolterdingen sowie die Böschungsstabilisierung der L 415 bei Oberndorf.
Problematisch sei allerdings, dass mittelständische Straßenbauunternehmen systematisch vom Wettbewerb bei Großprojekten ausgeschlossen würden. Georg Graf Kesselstatt, Geschäftsführender Gesellschafter der J. Friedrich Storz Gruppe und Mitglied im IHK-Verkehrsausschuss: „Seit Jahren werden die Rahmenbedingungen für den Mittelstand schwieriger. Privat finanzierte Großprojekte – PPP Modelle – und die beschlossene IGA Infrastrukturgesellschaft für Autobahnen und andere Bundesfernstraßen führen tendenziell zu immer größeren Projekten, steigender Komplexität und höheren Risiken beim Auftragnehmer. Das kann der Mittelstand nicht mehr stemmen. Wenn die Politik nicht dagegen steuert, wird sich der Konzentrationsprozess im Straßenbau weiter verschärfen. Fairer Wettbewerb, bei dem möglichst viele Anbieter um das wirtschaftlichste Angebot konkurrieren, wird drastisch erschwert und geht zu Lasten der Steuerzahler“, warnt Kesselstatt.
Die aktuellen Entwicklungen zur Vernetzung der Verkehrsträger Straße und Schiene für den Güterverkehr stellte Ansgar Börsig, Geschäftsführer der Börsig Logistik GmbH, vor: „Am Container Terminal Fridingen werden seit Juni 2010 nach 10-jähriger Planungs-, Genehmigungs- und Bauphase wieder Güter auf die Donautalbahn verladen. In der Vergangenheit ist der Bedarf an Verladekapazitäten kontinuierlich gestiegen. Deshalb stellt sich die Frage nach einem neuen Terminal für den Kombinierten Verkehr in der Region.“
Als besonders aussichtsreich gelte ein Standort mit Anbindung an die Gäubahn. Damit bestünde die Möglichkeit, den regionalen Güterverkehr über die Schiene direkt an die Nordhäfen Jade Weser Port in Wilhelmshaven, Hamburg, Bremen und Rotterdam sowie den Südhafen Triest anzubinden. „Eine Voraussetzung sei beispielsweise die Elektrifizierung zwischen Villingen und Rottweil“, betont Börsig. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg bewerte diesen Streckenabschnitt in seinem Elektrifizierungskonzept als vordringlich. Jetzt müsse es an die Umsetzung gehen, so das Stimmungsbild im IHK-Verkehrsausschuss.
Zudem zeigte sich, dass die Region ganz vorne mit dabei sei, um mit Hilfe von Abbiegeassistenzsystemen die Verkehrssicherheit zu erhöhen und tödliche Unfälle insbesondere beim Rechtsabbiegen zu vermeiden. Heinz-Friedrich Ohm stellte die Technik aus dem Hause Continental vor. Zum Einsatz kämen Radarsysteme, Monitore sowie akustische und optische Warneinheiten. Prof. Jochen Baier, ebenfalls Mitglied im IHK-Verkehrsausschuss und tätig an der Hochschule Furtwangen, leitet derzeit im Namen des Steinbeis-Transferzentrums Mobilität und Logistik den Feldversuch zur Erprobung von 500 Lastkraftwagen mit Abbiegeassistenten in Baden-Württemberg. „Der Feldversuch zielt darauf ab, 500 Systeme zum Nachrüsten auf die Straße zu bringen und die Marktdurchdringung zu forcieren. Ich kann Unternehmen nur empfehlen, am Feldversuch teilzunehmen und in Sicherheit zu investieren. Für Hardware und Einbau kommen zwar Kosten auf die Unternehmen zu. Gleichzeitig könnten auch die Versicherungsbeiträge sinken“, so Baier.