Zunahme der Kriminalitätsbelastung
(Liestal) Die Polizei Basel-Landschaft informierte an einer Medienkonferenz in Liestal über ihre Kriminal- und Verkehrsunfallstatistik ...
Die Polizei Basel-Landschaft informierte an einer Medienkonferenz in Liestal über ihre Kriminal- und Verkehrsunfallstatistik 2023. Die Gesamtzahl der Straftaten nach StGB verzeichnet gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme um 28%.
Regierungsrätin und Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer sprach von einer deutlichen Zunahme der Kriminalitätsbelastung im Baselbiet im vergangenen Jahr, betonte aber gleichzeitig, dass diese im Berichtsjahr nach wie vor unter dem schweizerischen Durchschnitt liege. Sie dankte der Polizei Basel-Landschaft für ihren unermüdlichen Einsatz, obgleich deren Aufgaben immer anspruchsvoller und komplexer würden. Insbesondere wies sie darauf hin, dass auch der Grossteil der Baselbieter Bevölkerung, wie die Crime Survey 2022 zeige, der Polizei Basel-Landschaft ihr volles Vertrauen ausspreche. «Ich finde, da kann die Polizei Basel-Landschaft zu Recht stolz auf sich sein.»
Kommandant Mark Burkhard ging in seinen Ausführungen auf die Auswirkungen gesamtgesellschaftlicher und europäischer Entwicklungen – insbesondere der organisierten Kriminalität – auf die Polizeiarbeit ein und zeigte auf, weshalb auch im Baselbiet eine höhere Polizeipräsenz sowohl in repressiver als auch in präventiver Hinsicht wünschenswert wäre. Verstärkte Ressourcen im präventiven Bereich seien wichtig zur Verhinderung von Straftaten. «Die Ermittlungsarbeit im Bereich der Holkriminalität ist für die Kriminalitätsbekämpfung von grösster Wichtigkeit. Diese findet gegenwärtig nicht im angezeigten Mass statt», so Mark Burkhard. Die Aufgabenerfüllung sei mit den aktuellen Ressourcen nur durch Verzichtsplanungen und Priorisierungen möglich. Hilfreich wäre auch, wenn der derzeit nur sehr eingeschränkt zulässige Datenaustausch mit anderen Polizeikorps erweitert würde.
Deutliche Zunahme der registrierten Straftaten im Kanton Basel-Landschaft
Die Gesamtzahl der Straftaten nach StGB verzeichnet gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme von 28% (von 12’422 auf 15'887 Straftaten). Die polizeiliche Aufklärungsrate bei den Straftatbeständen des StGB liegt insgesamt bei 30,7% (31%).
Mehr Straftaten gegen die sexuelle Integrität und Häusliche Gewalt
Insgesamt wurden im letzten Jahr 167 (156) Straftaten gegen die sexuelle Integrität registriert, was eine Zunahme um 7% bedeutet. Die Anzahl erfasster Straftaten im Zusammenhang mit Häuslicher Gewalt erhöhte sich von 359 auf 403 (+12%). Häusliche Gewalt fand am häufigsten in aktuellen Partnerschaften (49,6%) statt, gefolgt von ehemaligen Partnerschaften (24%), Eltern-Kind-Beziehungen (17,4%) und anderen Verwandtschaftsbeziehungen (9,1%). Im Jahr 2023 wurden zwei versuchte Tötungsdelikte im Rahmen von Häuslicher Gewalt verübt.
Deutliche Zunahme bei den Straftaten gegen das Vermögen
Die Straftaten gegen das Vermögen machen den grössten Anteil der polizeilich erfassten Straftaten gegen das StGB aus (11’658 Straftaten = 73,4% aller Straftaten gegen das StGB). Gegenüber dem Vorjahr nahmen die Vermögensstraftaten um 29% zu (von 9’068 auf 11’658). 2023 wurden 1'245 (861) Einbruchdiebstähle registriert, was einer Zunahme von 45% entspricht. Deutliche Zunahmen verzeichnen auch Einschleichdiebstahl (von 393 auf 624 Straftaten, +59%), Diebstahl ab/aus unverschlossenen Fahrzeugen (von 451 auf 1'276 Straftaten, +183%), Fahrzeugeinbruchdiebstahl (von 150 auf 343 Straftaten, +129%), Taschendiebstahl (von 36 auf 75 Straftaten, +108%) und Entreissdiebstahl (von 8 auf 18 Straftaten, +125%). «Die Entwicklung beim Diebstahl ab/aus unverschlossenen Fahrzeugen und Fahrzeugeinbruchdiebstahl ist auf Straftaten zurückzuführen, welche mehrheitlich durch Jugendliche bzw. junge Männer aus Maghrebstaaten verübt wurden und die Ressourcen der Polizei stark gefordert haben», so die Chefin der Kriminalpolizei, Fabienne Holland.
Anstieg bei der digitalisierten Kriminalität
Zunehmend sind auch die Vermögensdelikte, welche überwiegend im Cybermodus verübt werden. Insgesamt wurden bei den Straftatbeständen des StGB 1’212 (1’117) Straftaten mit Cybermodus erfasst, was im Vergleich zum Vorjahr einer Zunahme von 9% entspricht. Es ist davon auszugehen, dass Straftaten mit Cybermodus in den nächsten Jahren weiterhin einen steigenden Trend aufweisen werden.
Mehr Verkehrsunfälle, weniger Schwerverunfallte
2023 ereigneten sich im Kanton Basel-Landschaft insgesamt 931 polizeilich registrierte Verkehrsunfälle. Dies entspricht einer Zunahme um 8 % gegenüber 2022. Mit 7 Verkehrstoten (+2) und 69 Schwerverletzten (-13) lag die Zahl der schwer verunfallten Verkehrsteilnehmenden leicht unter dem Schnitt der Vorjahre. Gleichzeitig wurden mit 506 Personen 11 % mehr Leichtverletzte verzeichnet.
Mehr Unfälle und Leichtverletzte innerorts
65 % der Verkehrsunfälle im Kantonsgebiet ereigneten sich innerorts, 16 % ausserorts und 19 % auf Autobahnen/-strassen. Innerorts haben die Unfälle um 14 % zugenommen. Auf Nebenstrassen war diese Zunahme doppelt so gross wie auf Hauptstrassen. Ein Grossteil der Verunfallten im Innerortsbereich, 328 Personen, wurde leicht verletzt (+13 %). 45 Personen wurden schwer verletzt (unverändert) und zwei getötet (+1). 62 % aller Schwerverunfallten (Schwerverletzte und Getötete) waren bei Unfällen innerorts involviert.
Mehr Unfälle mit Fahrrädern und E-Bikes
Die Anzahl der Unfälle mit einem Fahrrad nahm von 67 auf 73 (+6 %) und jene mit einem E-Bike von 51 auf 57 zu (+12 %). Dabei wurden insgesamt 105 Radfahrende leicht verletzt (+12) und 3 getötet (+3). Die Zahl der Schwerverletzten nahm um 2 auf 20 ab.
Deutlich mehr Unfälle und Leichtverletzte bei den E-Trottinetts
Seit wenigen Jahren sind vermehrt E-Trottinetts im Strassenverkehr unterwegs. Mit zunehmender Verbreitung steigt auch das Risiko eines Verkehrsunfalles. 2023 waren E-Trottinetts an 23 Unfällen, dreimal mehr als 2022, beteiligt. Dabei wurden 17 Personen leicht (+11) und 2 schwer verletzt (+1).
Unfallursachen: Hauptsächlich Fehlverhalten des Fahrzeuglenkenden
Bei 78 % der Unfälle war das Verhalten der Verkehrsteilnehmenden die Hauptursache. Bei den Unfällen mit Personenschaden waren die wichtigsten Ursachen Missachten des Vortritts (31 %), Zustand der Person (15 %), Fahrmanöver (14 %) sowie Unaufmerksamkeit und Ablenkung (12 %). Bei der Hauptursache «Zustand der Person» betraf dies in knapp der Hälfte aller Fälle die Einwirkung von Alkohol (-8 %). Wie Christian Egeler, Chef Verkehrspolizei, ausführte, zeige die Auswertung der Unfallzahlen des Jahres 2023 insgesamt klar auf, dass die Hauptursachen bei Verkehrsunfällen bei den Fahrzeuglenkenden selbst lägen.