Mundenhof erhält Auszeichnung
(Freiburg) Ohne Eintritt, offen für alle, nah dran an Tier und Natur: der Mundenhof ist laut Bürgerbefragung die beliebteste Erholungseinrichtung in Freiburg.
Die exzellente, engagierte Arbeit
des Mundenhof-Teams wird auch jenseits der Stadtgrenzen
wahrgenommen. So erhält der Mundenhof nun zum zweiten Mal
nach 2011 den Oscar der deutschen Zoo-Branche – den Biber-Preis.
Damals hatte eine Jury die Javaneraffen-Anlage für preiswürdig
erachtet, diesmal erhält das Buntmardergehege die Meriten.
Zudem steht auf dem Mundenhof der Umzug der beliebten
Erdmännchen an. In ihr bisheriges Gehege sind bereits zwölf
Riesenschecken (Kaninchenart) eingezogen. Dafür rücken die
quirligen Mangusten in ein neu zu errichtendes Gehege nach, das
dort steht, wo einst die Uhus die Aufregungen des Tages an sich
vorbeiziehen ließen.
Zur Verleihung des Biber-Preises und zur Vorstellung der GehegePläne fand heute auf dem Mundenhof ein Ortstermin mit
Bürgermeisterin Christine Buchheit, Karsten Schultz, Vorsitzender
des Berufsverbandes der Zootierpfleger (BdZ), Max Henkel,
Vorsitzender des Biberpreis-Komitees, Mundenhof-Leiterin Susanne
Eckert und Lioba Grammelspacher vom Förderverein Mundenhof
statt.
Dabei freute sich Buchheit über die hohe Ehrung: „Der Biber ist ein
ganz besonderer Preis. Er wird vergeben für herausragende
Tieranlagen in Deutschland, die durch moderne Tierhaltung,
innovative Ideen und ihre kompetente Umsetzung überzeugen. Der
Mundenhof hat sich nun schon zum zweiten Mal gegen sehr viel
größere Einrichtungen durchgesetzt. Das ist eine tolle Leistung!“ Ein
solches Lob vom führenden Fachverband sei dem Mundenhof-Team
und seinen Tierpflegerinnen und -pflegern Ansporn, in dieser
Richtung engagiert wiederzumachen. Stellvertretend für die neun
Tierpflegekräfte vom Mundenhof nahmen Theresa Fröhlich und Andy
Kleint an der heutigen Preisverleihung teil.
Seit 2001 beurteilt eine Jury des Berufsverbandes der Zootierpfleger
anhand eines transparenten Bewertungskatalogs alle deutschen
Zoo-Anlagen. Als Symboltier wurde damals der Europäische Biber
ausgewählt, weil er sich durch Fleiß und Geschick neue
Lebensräume schafft und die Umwelt in seinem Sinne positiv
gestaltet. Der Biberpreis will fortschrittliche Ideen fördern, neue
Haltungskonzepte bewerben und zur verbesserten Zootierhaltung
beitragen. 2002 wurde der Preis zum ersten Mal vergeben, seither
gab es jährlich neue Preisträger. Vor dem Buntmardergehege des
Mundenhofs ging „der Biber“ zuletzt ans Riffbecken im Zoo Rostock
(2019), die Flamingolagune im Zoo Leipzig (2018), die ElefantenAnlage im Zoo Heidelberg (2017) und die Schimpansen-Anlage im
Arche Zoo Grömitz (2016). Der Mundenhof ist neben dem Leipziger
Zoo der einzige zweifache Biber-Preisträger in Deutschland; 2011
hatte die Biber-Jury die örtliche Javaneraffen-Anlage prämiert.
In der Jury-Begründung heißt es über das Buntmardergehege, das
im Jahr 2019 für eine Summe von 400.000 Euro eröffnet wurde: „Die
Anlage besteht aus einem großflächigen Außen- und
Ausweichgehege, das die Tiere nach Belieben nutzen können. Das
275 Quadratmeter große Außengehege ist einer offenen Landschaft
nachempfunden, die mit zahlreichen Büschen, Stauden und Gräsern
bepflanzt ist und den Tieren ausreichend Deckung bietet, so dass
der Besucher lange vor der Anlage verweilen kann, um einen Blick
auf die Tiere zu erhaschen. Außerdem durchzieht ein kleiner
Bachlauf das Gehege, der in einen Teich mündet. In der Mitte stehen
den Tieren Kletterstämme und Plattformen zu Verfügung, die ein
Überspringen der Umfriedung verhindern, aber aus verschiedenen
Blickwinkeln betrachtet werden können. (…) Hinzu kommt, dass der
Besucher den Tieren durch eine abgesetzte Glasscheibe sehr nahe
kommen kann, um die tatsächliche Größe der Tiere zu erleben. Das
100 Quadratmeter große Ausweichgehege ist ein volierartiger Bau,
dessen Volumen durch eine Vielzahl von Klettermöglichkeiten voll
ausgenutzt wird. Im Gegensatz zur offenen Gestaltung des
Außengeheges ähnelt dieses Ausweichgehege eher dem
Landschaftstyp eines kleinen Wäldchens. Es wird gerne als
Rückzugsort genutzt und enthält mehrere Schlafboxen.“
Daneben erinnerte die Bürgermeisterin daran, dass der Mundenhof
seit Beginn der Pandemie zwei Mal über längere Zeiträume hinweg
geschlossen war: zwei Monate im Frühjahr 2020, fast fünf Monate im
Winter 20/21. Trotz Schließung lief der Betrieb dabei weiter. Erst in
diesem März war wieder eine Öffnung möglich, mit Kontingentierung,
Einlasskontrolle und Kontaktdatenerfassung. Seit dem 14. Mai galt
Schnelltest- und Maskenpflicht, seit Wochenbeginn ist der Besuch
wieder ohne Test oder Maske möglich. Nun hofft die Mundenhof-Leitung auf eine erfolgreiche, aufregungsarme Sommersaison.
Bürgermeisterin Buchheit wies darauf hin, dass der Mundenhof
permanent im Prozess der Weiterentwicklung sei und an die
Herausforderungen der Zukunft angepasst werde, etwa durch den
neuen Stadtteil Dietenbach: „Ein Tierpark ist immer in Bewegung.
Gehege kommen in die Jahre, Haltungsbedingungen werden
modifiziert, und wenn eine Tierart stirbt, eröffnen sich neue
Perspektiven.“ Der preisgekrönte Umbau des Buntmardergeheges
bilde den Auftakt für eine Weiterentwicklung der Exotischen Mitte auf
dem Hof; der Abbau von „Altlasten“, also nicht artgerechter Anlagen
wie im ehemaligen Bärengehege, werde bald abgeschlossen. „Die
Exotische Mitte ist neben dem Zentrum mit seinen historischen
Gebäuden und dem Biergarten der am stärksten besuchte Ort auf
dem Hof. Hier herrscht an Sonntagen enges Gedränge und hier gibt
es auch noch einige ältere Gehege, die nicht den heutigen
Anforderungen entsprechen. Nach dem Tod des letzten Uhus
mussten wir entscheiden, ob wir mit der Uhuzucht fortfahren wollten.
Der Mundenhof hat sich dagegen entschieden und will stattdessen
der beliebten Tierart Erdmännchen mehr Raum bieten.“
Neben einer artgerechten Tierhaltung nannte Mundenhof-Leiterin
Susanne Eckert weitere Ziele dieser Weiterentwicklung: „Wir wollen
die Aufenthaltsqualität für alle Besucherinnen und Besucher erhöhen
und mehr Verweilmöglichkeiten schaffen. Dazu gehören auch mehr
Sitzplätze und Schattenplätze.“ Zudem solle die Exotik auch in der
Bepflanzung sichtbar werden.
Anfang 2020 begann die Eingewöhnung der Buntmarder im neuen
Buntmardergehege, das heute mit dem Biber-Preis gekürt wurde. Ins
benachbarte Gehege, das bis November von Erdmännchen bewohnt
wurde, ist mittlerweile eine neue Kaninchenrasse eingezogen – die
Deutsche Riesenschecke. Für die nächste Generation von
Erdmännchen wird indessen das frühere Uhugehege hergerichtet.
Erdmännchen stammen aus dem südlichen Afrika, passen also
herkunftsmäßig gut zu Straußenvögeln, die ebenfalls zwischen Kap,
Kalahari und Krügerpark beheimatet sind. Da der Straußenstall
marode ist und keine guten Haltungsbedingungen mehr bietet,
entstand die Idee, für beide Tierarten ein gemeinsames Gebäude zu
errichten.
Dieses soll unter anderem mehr Privatsphäre für die Erdmännchen
bieten; ihr altes, schlauchartiges Gehege war von allen Seiten einsehbar und bot den Tieren so wenig Rückzugsraum, dass die
Nachzucht mäßig erfolgreich blieb. Im neuen Gehege wird sich das
ändern. Sein großes Innengehege liegt im Trockenen und Warmen,
wird von oben natürlich belichtet und bietet Besuchern eine
überdachte Fläche (Regen- und Sonnenschutz). Im alten, maroden
Straußenstall war ein Abtrennen kaum möglich, viele Ecken
schränkten die Sicht ein. Nun hat der Mundenhof in Eigenregie mit
der Planung des neuen Gebäudes begonnen, anhand vorhandener
Anlagen in anderen Zoos (Basel, Heidelberg). Klar ist bereits, dass
es für die Erdmännchen von allem genug geben soll: genug Fläche,
genug Schlafplätze, genug Versteck- und Grabmöglichkeiten, genug
Rückzugsareal, genug Beschäftigungsmöglichkeiten. Der Mundenhof
plant mit etwa 140 Quadratmetern Außengehege und weiteren 30
Quadratmetern Innengehege; damit werden die
Mindestanforderungen der Zoorichtlinie (16 qm für bis zu sechs
Tiere, plus 2 qm pro weiteres Tier) bei weitem überschritten.
Gerechnet wird mit Baukosten in einer Größenordnung wie beim
Buntmardergehege, das 400.000 Euro gekostet hat. Gut die Hälfte
des Betrages ist schon unter Dach und Fach: 150.000 Euro kommen
vom Förderverein Mundenhof, 50.000 Euro steuert ein hiesiges
Bauunternehmen aus Anlass seines 70-jährigen Firmenjubiläums
bei, zwei örtliche Banken haben jeweils 5.000 Euro zugesagt. Und da
Kleinvieh auch Mist macht (wie alle Beschäftigten und Gäste des
Mundenhofes bestätigen können), sammelt der Mundenhof
zusammen mit dem Förderverein in den Spendenwürfeln im Gehege
weitere Einzelspenden.