Ehrung für Zivilcourage
(Konstanz) Das Polizeipräsidium Konstanz und das Landratsamt Konstanz haben jüngst insgesamt elf Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Konstanz für ihre Zivilcourage geehrt.
Die Geehrten sind in ganz unterschiedlichen Situationen beherzt und entschlossen eingeschritten und haben dadurch Mitmenschen zum Teil vor erheblichem Schaden bewahrt.
Mit der gemeinsamen Veranstaltung von Landratsamt und Polizeipräsidium wollten
die beiden Behördenleiter, Landrat Zeno Danner sowie Polizeipräsident Gerold
Sigg, den couragiert Handelnden ein Dankeschön und eine Anerkennung zukommen
lassen. "Zivilcouragiertes Handeln ist leider nicht selbstverständlich. Umso
bedeutender und beachtenswerter finde ich das beispielhafte Verhalten und den
großartigen Einsatz der zu ehrenden Bürgerinnen und Bürger", so Landrat Danner
in seiner Ansprache.
Zeno Danner und Gerold Sigg ehrten insgesamt zwei Frauen und neun Männer,
überreichten Ihnen eine Dankesurkunde sowie eine Medaille des Polizeipräsidiums
Konstanz.
Die Frauen und Männer hatten sich in verschiedenen Situationen beherzt und
couragiert gezeigt. Einige haben durch ihr sofortiges Handeln und Einleitung von
Erste-Hilfe-Maßnahmen Leben gerettet, andere haben durch ihr Handeln Straftaten
vereitelt und somit größeren Schaden verhindert.
Polizeipräsident Gerold Sigg wandte sich an die Geehrten: "Ich bin Ihnen sehr
dankbar, dass Sie hingeschaut und nicht weggeschaut haben. Durch Sie konnten
Leben gerettet und Straftaten vereitelt werden. Unsere Gesellschaft braucht
Menschen wie Sie, die aufzeigen, dass man sich in schwierigen Momenten
aufeinander verlassen kann."
Anbei ein Auszug zu den Geehrten:
- Raimund Sälinger aus Radolfzell hat 2. Oktober einem 14
Jahre alten Jungen durch sein sofortiges Eingreifen das Leben
gerettet. Er hatte zuvor den Jungen auf einem Sportplatz alleine
trainieren sehen, als dieser plötzlich zusammenbrach. Nach
Verständigung der Rettungsleitstelle leitete Herr Sälinger mit
telefonischer Unterstützung des Notrufdisponenten die Reanimation des
Jugendlichen ein und führte dies bis zum Eintreffen des Notarztes
fort.
- Herr Bucher wurde am 4. September dieses Jahres Zeuge eines
Verkehrsunfalls in der Stockacher Aachenstraße. Eine Fußgängerin
wurde beim Überqueren des Fußgängerüberweges von einem Pkw überrollt
und blieb unter dem Auto liegen. Ohne zu zögern, hoben Herr Bucher
und weitere Ersthelfer das Auto an und befreiten die schwer verletzte
Frau, die anschließend in eine Klinik eingeliefert wurde.
- Christoper Jäck verhinderte als Mitarbeiter einer
Konstanzer Bank am 3. September einen Telefonbetrug mit der Masche
"Schockanruf und Falscher Polizeibeamter". Zu ihm kam eine
hochbetagte Dame in die Filiale an der Marktstätte und wollte einen
fünfstelligen Betrag von ihrem Konto abheben. Herr Jäck wurde
misstrauisch, fragte nach und alarmierte schließlich die Polizei. Es
stellte sich heraus, dass die Dame einen Anruf von einem angeblichen
Kriminalbeamten erhalten hatte. Dieser gaukelte der Angerufenen vor,
dass ihre Enkelin einen schweren Verkehrsunfall verursacht habe und
nur gegen Zahlung von 30.000 Euro ihre sofortige Inhaftierung
abwenden könne. Danke des Eingreifens von Herrn Jäck konnte großer
finanzieller Schaden abgewendet werden.
- Urte-Anna Waibel konnte am 12. März dieses Jahres einen
Internetbetrug mit der Masche "Love Scamming" verhindern. Sie
betreute eine 73-jährige Bank-Kundin, die einem Betrüger einen hohen
Betrag überweisen wollte. Dazu hatte sie eine Mail in englischer
Sprache, die von dem angeblichen Verehrer stammte, mitgebracht. Nach
einer Überprüfung seitens der Konstanzer Polizei stellte sich heraus,
dass die Dame einem Betrugsversuch aufgesessen war.
- Veronika Röder aus Engen hat als couragierte
Bankmitarbeiterin in Engen ebenfalls eine Kundin vor erheblichem
Schaden bewahrt. Am 6. Juli 2021 beabsichtigte eine langjährige
Kundin, einen Bargeldbetrag in fünfstelliger Höhe von ihrem Konto
abzuheben. Aufgrund des seit Jahren bestehenden
Vertrauensverhältnisses erzählte die Frau, dass sie einen Anruf einer
Verwandten erhalten habe, die angab, einen tödlichen Verkehrsunfall
verursacht zu haben und sie nun 30.000 Euro benötige, um aus der Haft
frei zu kommen. Frau Röder informierte die Polizei, die kurz danach
eintraf und die weiteren Ermittlungen übernahm.
- Wolfgang Frieß aus Konstanz rettete am 29.Juni 2021 einer
19-jährigen Frau das Leben. Er bemerkte auf der Bahnstrecke zwischen
den Haltepunkten Reichenau und Wollmatingen, dass sich die Frau stark
schwankend auf dem Gleisbett bewegte und jeden Moment drohte zu
stürzen. Herr Frieß brachte den Lokführer einer herannahenden
Regionalbahn durch eindeutige Gesten dazu, die Geschwindigkeit seines
Zuges zu verringern bzw. ihn bis zum Stillstand abzubremsen. Einer
verständigten Polizeistreife gelang es, die Frau von den Gleisen zu
ziehen und sie den alarmierten Rettungskräften zu übergeben.
- Daniel Rieger aus Konstanz hat am 25. März in Konstanz die
Ausbreitung eines Brandes verhindert. Er hörte in der Mittagszeit an
seinem Arbeitsplatz einen Schrei, schaute aus dem Fenster und sah
einen Mann, der auf einem Fahrrad flüchtete. Herr Rieger erkannte,
dass der Flüchtende auf der Treppe zur evangelischen Kirchengemeinde
ein Feuer entfacht hatte, das durchaus die Fassade der Kirche hätte
in Brand setzen können- ein Fußabstreifer hatte bereits Feuer
gefangen. Eine weitere Ausbreitung des Brandes verhinderte er, indem
er sofort zu dem gegenüberliegenden Gebetsraum rannte und das
entstehende Feuer austrat.
- Marc Stehling aus Stockach erledigte an einem
Freitagnachmittag im Dezember 2020 in einem Singener Discounter
seinen Einkauf und bewies dabei kriminalistisches Gespür. Im
Kassenbereich bekam er mit, dass eine andere Kundin Guthabenkarten im
Wert von 2.000 Euro erstehen wollte. Herr Stehling schöpfte anhand
des hohen Betrages Verdacht und fragte die Dame, wofür sie so viele
Guthabenkarten benötige. Die Frau erzählte ihm, dass sie die
Guthabenkarten zum Einlösen eines angeblichen Geldgewinnes in Höhe
von 94.000 Euro brauche. Für den Erhalt des Geldbetrages müsse sie
der Lotterie vorab 4.000 EUR anhand der Guthabenkarten überweisen.
Herr Stehling, dem die Masche des betrügerischen Gewinnversprechens
bekannt war, verständigte das Polizeirevier Singen. Die polizeilichen
Ermittlungen ergaben, dass die gutgläubige Frau bereits eine Woche
zuvor den Betrügern ihre Bankdaten offenbart und ebenfalls mittels
Guthabenkarten schon einen vierstelligen Geldbetrag an diese
transferiert hatte. Eine weitere Straftat konnte durch die
Aufmerksamkeit von Herrn Stehling verhindert werden.