EuroAirport zieht Bilanz
(Basel) Der Flugverkehr gehört zu den Wirtschaftssektoren, der am stärksten durch die COVID-19-Pandemie betroffen ist. In dieser beispiellosen Zeit nahm der binationale Flughafen EuroAirport Basel seine Verantwortung als verlässlicher und engagierter Partner der trinationalen Region wahr.
Er zeigte sich angesichts der ständig wechselnden Regelungen und deren Folgen auf den Flugbetrieb als agiles Unternehmen. Der EuroAirport hat aufgrund des drastischen Rückgangs des Passagierverkehrs um 71 Prozent auf 2,6 Millionen erhebliche Ausgabenkürzungen vorgenommen und eine rigorose Kostenkontrolle eingeführt. Trotz ungewisser Aussichten rückt der Flughafen Basel-Mulhouse die nachhaltige Entwicklung mehr denn je ins Zentrum seiner Aktivitäten.
Auswirkungen der beispiellosen Krise auf die drei strategischen Geschäftsbereiche
Im Jahr 2020 verzeichnete der EuroAirport 2,6 Millionen Passagiere, was einem Rückgang des Passagierverkehrs um 71 Prozent entspricht. Mit 9,1 Millionen Passagieren hatte 2019 in Bezug auf den Passagierverkehr noch ein Rekordjahr dargestellt.
Als direkte Folge der pandemiebedingten Reisebeschränkungen wurde in den Monaten April bis Juni mit 97 Prozent der stärkste Rückgang des Passagierverkehrs verzeichnet. Im Sommer zog der Flugverkehr wieder etwas an, insbesondere im August, dem passagierstärksten Monat der Krise, in welchem der Flughafen 390 000 Passagiere und somit 40 Prozent weniger als im Vorjahr begrüsste. Im traditionell schwachen Monat November ging dieser mit einem Minus von 87 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erneut drastisch zurück.
Die Anzahl der Gesamtflugbewegungen folgte diesem Trend. Mit 48 Prozent bzw. mehr als 51 570 Flügen, darunter fast 33 000 gewerbsmässige Flügen, war der Rückgang weniger signifikant. Zurückzuführen ist dieser Umstand darauf, dass die Flugzeuge im Durchschnitt eine geringere Auslastung aufwiesen.
Die wichtige Funktion des EuroAirport als Tor zu Europa und dem Mittelmeerraum wurde trotz geringerer Auslastungen und Flugfrequenzen beibehalten: 2020 wurden bis zu achtzig Ziele angeboten – im Vergleich zu rund 100 Destinationen im Jahr 2019. Da sich die Regelungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus in den verschiedenen Ländern immer wieder änderten, mussten die Airlines auch ihren Flugplan laufend anpassen. Im Jahr 2020 wurden die Passagierflüge am EuroAirport von 13 Fluggesellschaften gewährleistet gegenüber 25 im Jahr 2019.
Im Bereich der Fracht wurde 2020 ein Zuwachs von 2,3 Prozent auf 108 500 Tonnen (Vorjahr: 106 100 Tonnen) verzeichnet. Der Flughafen Basel-Mulhouse ist eine wichtige Frachtdrehscheibe für einen grossen Teil der Schweiz, den Osten Frankreichs und das südliche Baden-Württemberg. Der Umschlag der geflogenen Luftfracht belief sich im Jahr 2020 auf 64 445 Tonnen, was einem Anstieg von 4,7 Prozent gegenüber 2019 entspricht. Mit insgesamt 47 000 Tonnen blieb die Expressfracht, der während der Pandemie auch mit dem Transport von medizinischen Gütern eine sehr wichtige Rolle zukam, stabil. Der Zuwachs der Fracht gegenüber 2019 ist vor allem auf das stark gestiegene Vollfrachtgeschäft von 23,9 Prozent zurückzuführen. Die Infrastruktur des EuroAirport, insbesondere der speziell für die Pharmaindustrie gebaute temperaturkontrollierte Terminal, trug einen wesentlichen Teil zur Zunahme des Frachtumschlags während der Krise bei.
Der auf Wartung und Umbau von Flugzeugen spezialisierte dritte Geschäftsbereich reagierte unterschiedlich auf die Pandemie. Einige Unternehmen sahen sich gezwungen, Stellen abzubauen, andere wiederum konnten der Krise besser standhalten. Erfreulich ist der baldige Abschluss der Bauarbeiten des Hangars 5 für die AMAC.
Anpassungsfähigkeit des binationalen Flughafens angesichts einer beispiellosen Krise
Der Passagierverkehr macht 80 Prozent des Umsatzes des EuroAirport aus. Dieser Umsatz ging im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um ungefähr 50 Prozent zurück. Damit entgingen dem Flughafen wichtige Einnahmen. Deshalb war es oberste Priorität des Unternehmens, die Liquidität durch eine strenge Kontrolle der Ausgaben zu sichern. Die drastische Reduzierung der Investitionen auf einen Drittel des ursprünglichen Budgets sowie die Senkung der Personalkosten durch einen Einstellungsstopp und die Einführung der Kurzarbeit waren und sind die zwei wichtigsten Massnahmen, die seit Beginn der Krise umgesetzt wurden.
Für den EuroAirport steht die Sicherheit im Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Eine weitere Herausforderung der Pandemie war deshalb der Schutz der Passagiere und Mitarbeitenden durch die Umsetzung von Sicherheitskonzepten auf der ganzen Plattform. Der EuroAirport war in der Lage, schnell auf die neuen Anforderungen zu reagieren und führte umfangreiche Schutz- und Präventionsmassnahmen ein. Unter anderem wurde ein COVID-Testzentrum für Passagiere eingerichtet, die aus Ländern anreisten, welche gemäss der französischen Liste als «rote» Zone eingestuft wurden. Aufgrund des binationalen Charakters des Flughafens wurden Schweizer Bürger bzw. Passagiere mit einem Aufenthaltstitel in der Schweiz von diesen Tests entbunden.
Der Flughafen Basel-Mulhouse blieb während der Krise stets in Betrieb. Die Fracht ermöglichte die Aufrechterhaltung der Exporte sowie den Import von medizinischen Gütern und persönlicher Schutzausrüstung wie beispielsweise Masken. Als das Elsass im Frühjahr stark von der Pandemie betroffen war, nahm der EuroAirport zudem eine wichtige Rolle bei den Sanitätsflügen ein.
Ausblick 2021
Um der Krise weiterhin standhalten zu können, führt der EuroAirport auch im Jahr 2021 die strenge Ausgabenkontrolle fort. Aufgrund der unsicheren Prognosen arbeitet der Flughafen mit drei Szenarien mit Passagieraufkommen zwischen 3 und 5 Millionen. Wie schnell sich der Passagierverkehr erholen wird, hängt von der Geschwindigkeit der nationalen Impfkampagnen, die dadurch verringerte Zahl der Ansteckungen und der damit zusammenhängenden Reduzierung der Reisebeschränkungen ab. Der EuroAirport geht heute davon aus, dass das Passagieraufkommen von 2019 erst in einigen Jahren wieder erreicht werden wird.
Trotz Krise Fortschritte beim Thema Umwelt
Obwohl der Passagierverkehr durch die Pandemie praktisch zum Erliegen kam, hatten Umweltthemen hohe Priorität, darunter insbesondere die Verringerung des Fluglärms und der CO2-Emissionen.
Zur Reduzierung des Fluglärms hat der EuroAirport in enger Zusammenarbeit mit den federführenden Behörden das Verfahren des «Ausgewogenen Ansatzes» (Approche équilibrée) initiiert. Im Mai 2020 wurden die Schlussfolgerungen der Studie zum ausgewogenen Ansatz vom Verwaltungsrat an die französische Zivilluftfahrtbehörde DGAC (Direction Générale de l'Aviation Civile) übermittelt. Aufgrund der Ergebnisse der Studie hat der EuroAirport der Behörde ein Verbot aller geplanten Starts zwischen 23 und 24 Uhr sowie die Verschärfung der lärmtechnischen Anforderungen an die in der gesamten Nachtzeit zwischen 22 und 6 Uhr eingesetzten Flugzeuge beantragt. Die nächste Phase des Verfahrens ist eine dreimonatige öffentliche Anhörung in Frankreich, der Schweiz und in Deutschland, welche in den nächsten Wochen gestartet wird.
Die zweite Massnahme, mit welcher deutliche und vor allem langfristige Fortschritte bei der Lärmbegrenzung erzielt werden können, ist die begrenzende Lärmkurve. Mit dieser Massnahme wird ein maximaler Lärmwert festgelegt, welchen der Flughafen nicht überschreiten darf. Dieser Lärmwert wird gemeinsam mit den verschiedenen betroffenen Parteien ermittelt. Ziel ist es, dieses innovative Instrument im Jahr 2022 am Flughafen einzuführen.
Was die Reduzierung der CO2-Emissionen betrifft, so hat der EuroAirport im Jahr 2020 die Rezertifizierung seiner «Airport Carbon Accreditation» (ACA) der Stufe 2 erlangt. Eine weitere Reduzierung erreicht der Flughafen mit einer ACA-Akkreditierung der Stufe 3, wonach alle Partner der Plattform bei der Emissionsreduktion einbezogen werden. Der Flughafen hat im letzten Jahr zudem entschieden, das ursprünglich für 2050 gesetzte Ziel einer CO2-Neutralität bereits 2030 zu erreichen. Schliesslich konnten auch beim Bahnanschluss weitere Fortschritte erzielt werden. So konnte im Dezember 2020 die Vereinbarung über die Co-Finanzierung der detaillierten Planungsstudien von den betroffenen Partnern unterschrieben werden.