Hohe Pflegequote
Im Dezember 2021 erhielten in Baden-Württemberg 540 401 Menschen Pflegeleistungen nach dem Pflegeversicherungsgesetz, 14,5 % mehr als bei der letzten Pflegestatistik zwei Jahre zuvor1.
Wie das Statistische Landesamt nach Auswertung der Ergebnisse der Pflegestatistik 2021 für die 44 Stadt- und Landkreise feststellt, nahm die Zahl der pflegebedürftigen Menschen flächendeckend in allen Kreisen zu. Die Zuwachsraten fielen mit einer Spannweite von 1,8 % bis 32,0 % jedoch regional sehr unterschiedlich aus. Die Pflegequote, also die Zahl der Pflegebedürftigen bezogen auf die Gesamtbevölkerung, betrug im Landesdurchschnitt 4,9 Pflegebedürftige je 100 Einwohner. Mit Pflegequoten von jeweils über 6 % lagen diese im Neckar-Odenwald-Kreis (Pflegequote: 6,9 %), dem Stadtkreis Pforzheim (Pflegequote: 6,3 %) und im Main-Tauber-Kreis (Pflegequote: 6,1 %) landesweit am höchsten. In den Universitätsstädten Freiburg, Heidelberg und Stuttgart, die eine vergleichsweise junge Bevölkerung aufweisen, lagen die Pflegequoten am unteren Ende der Skala dagegen mit 3,6 %, 3,7 % und 3,8 % spürbar niedriger.
Im Dezember 2021 wurden landesweit 448 642 und damit mehr als vier Fünftel aller pflegebedürftigen Menschen in Baden-Württemberg vorwiegend zu Hause versorgt (83,0 %). Das waren 70 776 oder 18,7 % mehr als zwei Jahre zuvor. Ein Zuwachs der vorwiegend im häuslichen Umfeld versorgten Pflegebedürftigen war in allen Stadt- und Landkreisen zu beobachten und fiel in den 9 Stadtkreisen mit einem Plus von 20,5 % sogar etwas höher aus als in den 35 Landkreisen (+18,4 %).
Zwei Sondereffekte dürften 2021 die zunehmende Versorgung pflegebedürftiger Menschen im häuslichen Umfeld begünstigt haben: Zum einen erschwerte die Corona-Pandemie im Dezember 2021 grundsätzlich die vollstationäre Aufnahme von Pflegebedürftigen in der Kurzzeitpflege oder in der Dauerpflege. So ging die Zahl der vollstationär versorgten pflegebedürftigen Menschen in 33 der insgesamt 44 Stadt- und Landkreise zurück (Baden-Württemberg: -2,4 %). Zum anderen nahm im Vergleich zu 2019 eine deutlich höhere Zahl an Pflegebedürftigen sonstige Pflegeleistungen in Anspruch. Dabei handelt es sich vor allem um Personen mit Pflegegrad 1, die im Alltag ausschließlich landesrechtliche Unterstützungsleistungen in Anspruch nahmen bzw. ohne Leistungen der ambulanten Pflege- und Betreuungsdienste oder der Pflegeheime auskamen. Ihr Anteil an allen Pflegebedürftigen hat sich 2021 gegenüber 2019 landesweit von 5,2 % auf 11,8 % weit mehr als verdoppelt, die Zuwachsrate der Pflegebedürftigen mit diesen Unterstützungsleistungen betrug 159,9 %. Hier dürfte die sukzessive verbesserte statistische Erfassung von Pflegebedürftigen mit Pflegegrad 1 nach deren Einführung im Jahr 2017 eine Rolle gespielt haben. In der Pflegestatistik 2017 konnte diese Gruppe der Pflegebedürftigen noch gar nicht und im Jahr 2019 nur eingeschränkt erfasst werden. Ein Blick auf die Ergebnisse der Stadt- und Landkreise zeigt, dass ausnahmslos alle Kreise dreistellige Zuwachsraten bei dieser Versorgungsart aufwiesen.
Die Zahl der ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen stieg 2021 gegenüber 2019 landesweit um 5,1 % auf 3 275, wobei der prozentuale Zuwachs in den Stadtkreisen mit einem Plus von 5,6 % etwas stärker ausfiel als in den Landkreisen (+5,0 %). Im Stadtkreis Pforzheim sowie in den Landkreisen Tübingen und Alb-Donau-Kreis gab es 2021 gegenüber 2019 die kräftigsten Zuwachsraten zwischen jeweils 21,1 und 15,1 %. Lediglich fünf Kreise verzeichneten weniger Pflegeeinrichtungen als 2019. Die stärksten Abnahmeraten waren im Landkreis Calw (-3,4 %), im Stadtkreis Heilbronn (-2,9 %) und im Hohenlohekreis (-2,4 %) zu beobachten, wobei die Kreise in deren jeweiligem nachbarlichen Umfeld vergleichsweise hohe Zuwachsraten bei den Pflegeeinrichtungen aufwiesen (Stadtkreis Pforzheim: +21,1 %, Landkreis Heilbronn: +9,0 %).
Die Zahl der Beschäftigten in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen stieg 2021 in Baden-Württemberg gegenüber 2019 um 2,3 % auf 145 606. Anders als bei der Zahl der Pflegeeinrichtungen fiel der Personalzuwachs in den Landkreisen mit +2,4 % etwas höher aus als in den Stadtkreisen (+1,6 %). Ausschlaggebend hierfür waren unterschiedliche Entwicklungen bei ambulanten und stationären Einrichtungen, unterschiedliche Einrichtungsgrößen und unterschiedliche Personalintensitäten.
1Die amtliche Pflegestatistik wird im zweijährigen Turnus (ungerade Berichtsjahre) zum Stichtag 15. Dezember bundeseinheitlich durchgeführt.