30.10.2019 16:08

Mehr Ausbildungsstellen

(Lörrach) Zum zehnten Mal im Folge war die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Agenturbezirk Lörrach höher als die Zahl der gemeldeten Bewerber. Fast alle der Jugendlichen konnten den Einstieg in den Beruf, weiterführende Schulen oder vorbereitende Bildungsmaßnahmen realisieren.

„Unser Ausbildungsmarkt spiegelt unseren Arbeitsmarkt wider, gute Zeiten für Ausbildungsuchende, aber leider ungünstige Verhältnisse für unsere Unternehmen, die ihre offenen Ausbildungsstellen nicht immer adäquat besetzen können,“ resümiert Horst Eckert, stellvertretender Leiter der Lörracher Arbeitsagentur. War der Ausbildungsmarkt 2009 mit 97 Bewerbern auf 100 Ausbildungsstellen rechnerisch weitestgehend ausgeglichen, so erkennt man den Mangel an Schulabgängern und Ausbildungsinteressierten 10 Jahre später: Auf 100 Stellen kommen aktuell nur noch 72 Bewerber. Ein positives hat diese Situation allerdings: „Fast alle bei uns gemeldeten Jugendlichen fanden einen Ausbildungsplatz, Arbeit, oder entschieden sich für den schulischen Weg bzw. ein Studium.“ so Eckert.

Mehr Ausbildungsstellen, weniger Bewerber
Von Oktober 2018 bis September 2019 wurden im Agenturbezirk Lörrach insgesamt 3211 Berufsausbildungsstellen gemeldet, deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum (plus 175).
Seit Beginn des Beratungsjahres am 1. Oktober 2018 haben insgesamt 2336 Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agentur für Arbeit bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen.

Auf Alternativen beim Berufswunsch setzen
Obwohl es vielmehr unbesetzte Ausbildungsstellen als unversorgte Bewerber gibt, bekommen nicht alle jungen Menschen einen Ausbildungsvertrag. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und reichen von fehlender Mobilität, über einen schlechten Schulabschluss bis hin zu nicht passenden Berufsbildern, an die man sich klammert.
Nach wie vor sei auf beiden Seiten ein Umdenken erforderlich: „Wenn Bewerber auch Alternativen jenseits ihres Traumberufes in Erwägung ziehen und Betriebe sich hinsichtlich nicht ganz so guter Kandidaten offen zeigen, bin ich optimistisch, dass in der Nachvermittlungszeit im Herbst noch Ausbildungsverhältnisse zustande kommen.“



Ungleichgewichte am Ausbildungsmarkt erkennen
In einigen Berufen ist die Chance auf eine Ausbildungsstelle deutlich höher als in anderen. So fehlten Bewerber vor allem für Hotel- und Gaststättenberufe sowie für viele Handwerksberufe, zum Beispiel im Lebensmittelhandwerk und im Lebensmittelverkauf (Fleischerei und Bäckerei), in Bau- und baunahen Berufen, in Metallberufen und Berufen der Energietechnik. Im Gegensatz dazu gab es viel weniger Ausbildungsstellen als Bewerber zum Beispiel im Gartenbau, in der Floristik, in der Informatik, in Büroberufen oder in der Körperpflege, wie z.B. Friseure.
In der Folge dieser Ungleichgewichte waren am 30. September 2019 insgesamt noch 201 Ausbildungsstellen zu vermitteln. Gegenüber dem Vorjahr waren das 133 weniger. Noch unbesetzt waren Ausbildungsstellen im Handel und Verkauf, in Hotel- und Gaststättenberufen, sowie im Lebensmittelhandwerk.
Zeitgleich waren in den Landkreisen Lörrach und Waldshut 57 Bewerber noch unversorgt, lediglich 5 mehr als vor einem Jahr. Damit blieben 2,4 Prozent der gemeldeten Bewerber ohne Ausbildungsstelle oder alternatives Angebot.

Berufsausbildung kann punkten
Ähnlich wie im Vorjahr begannen 2 von 3 Bewerbern (65 Prozent) eine Berufsausbildung. 16 Prozent der Bewerber haben sich für einen weiteren (Berufs-)Schulbesuch, ein Praktikum oder ein Studium entschieden und 1,5 Prozent für eine geförderte Qualifizierung wie eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder eine Einstiegsqualifizierung. Weitere 5 Prozent haben eine Arbeit aufgenommen, 2,5 Prozent engagieren sich in gemeinnützigen, sozialen Diensten. 10 Prozent der Bewerber haben keine Angaben zu ihrem Verbleib gemacht.

Nachvermittlungsaktion im Herbst
Die Bilanz zum 30. September bedeutet nicht das Ende der Vermittlungsaktivitäten. Vielmehr melden sich auch jetzt noch junge Menschen, die beispielsweise keinen Studienplatz erhalten
oder ihre Ausbildung bzw. eine weiterführende Schule abgebrochen haben und nun ab sofort
eine betriebliche Berufsausbildung anstreben. Auch Betriebe melden noch freie Ausbildungsstellen für das bereits begonnene Ausbildungsjahr, zum Beispiel aufgrund von vorzeitigen Vertragslösungen in der Probezeit.

Förderungen helfen bei der Ausbildung
Neben Ausbildungsstellenvermittlung bietet die Arbeitsagentur auch eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten an, wie z.B. Maßnahmen, die auf eine Berufsausbildung vorbereiten, die Begleitung im Rahmen der Assistierten Ausbildung, die Betrieb und Auszubildende während des gesamten Ausbildungszeitraumes unterstützen und so den Ausbildungserfolg sicherstellt oder finanzielle Hilfen, auch für Nachhilfeunterricht. „Diese Förderleistungen sind wichtige Säulen, wenn der direkte Einstieg in die Ausbildung nicht gleich gelingt oder aber Begleitung während der Ausbildung notwendig ist. Unsere Angebote helfen dabei Defizite aufzuarbeiten und wichtige Qualifikationen zu erwerben. Dadurch kann der Weg in und durch die Ausbildung geebnet werden,“ beschreibt Mandy Reiss, Teamleiterin der Berufsberatung, das Angebot.

Nicht nur die Zusammenarbeit zwischen Arbeitsagentur, Industrie- und Handelskammer sowie den Handwerkskammern bewährte sich im Bereich der Ausbildungsvermittlung, auch die intensive und enge Zusammenarbeit mit den Schulen bot eine solide Basis, um den Herausforderungen vor Ort gerecht zu werden.

Neues Testverfahren online
Die BA stellt zusätzlich zur Vorbereitung auf eine Beratung ein sogenanntes Selbsterkundungstool zur Verfügung, welches Orientierung für Studiengänge und Ausbildungsberufe ermöglicht.