400 Wohnungen für gemeinschaftliches Bauen
(Konstanz) Auf einem angespannten Wohnungsmarkt stellt das gemeinsame Bauen eine Organisationsform dar, um maßgeschneiderte Lösungen für ihre Wohn- und Lebensbedürfnisse umzusetzen und gegenüber den Angeboten kommerzieller Anbieter Kosten einzusparen.
Die Stadt Konstanz hat im Handlungsprogramm Wohnen deshalb bereits 2014 besondere Rahmenbedingungen auf dem Grundstücksmarkt für das gemeinschaftliche Bauen geschaffen: Auf allen geeigneten städtischen Flächen werden Grundstücke auch für Baugemeinschaften und Genossenschaften vorgehalten und anhand eines vom Gemeinderat beschlossenen Vergabeverfahrens zum Festpreis vergeben. Ausschlaggebend ist dabei die Konzeptqualität der Projekte, die anhand eines umfangreichen Kriterienkatalogs geprüft und von einer Jury bewertet wird.
Erstmals erfolgte vor Kurzem für ein knapp 1.000 Quadratmeter großes Grundstück im Neubaugebiet „Brühläcker“ in Dettingen eine Optionsvergabe an eine private Baugemeinschaft, die dort sechs Wohnungen für Familien in Form von Reihenhäusern sowie gemeinschaftlich nutzbaren Freiraum realisieren möchte.
Nachdem der Gemeinderat im Januar 2018 das Handlungsprogramm Wohnen nachjustiert und dabei eine Ausweitung der Markteingriffe bzw. Zielgruppenbindung im unteren und mittleren Segment von 1.800 auf 3.700 Wohnungen beschlossen hat, sollen diesem Beispiel in Konstanz noch viele weitere folgen und so in den kommenden Jahren rund 400 Wohnungen allein durch Baugemeinschaften entstehen. Diese finden sich neben Brühläcker u.a. an den Standorten Christiani-Wiesen, Fohrenbühlweg, Marienweg, Ziegelhütte, Döbele, Technologiezentrum, Brückenkopf-Nord oder Bücklestraße. An diesen Standorten sollen in der Regel rund 10 % der Wohnungen durch Baugruppen realisiert werden, wobei dieser Anteil bei Christiani-Wiesen und Fohrenbühlweg deutlich höher sein wird.
Von den angestrebten 3.700 Wohnungen mit Zielgruppenbindung sind 54 % für den geförderten Wohnungsbau inklusive der Haushalte mit besonderen Schwierigkeiten am Wohnungsmarkt und 46 % für Baugemeinschaften, Genossenschaften und Modellprojekte im mittleren Segment (Miete und Eigentum) im Rahmen von Konzeptvergaben vorgesehen, um das Angebot an langfristig bezahlbarem Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zu sichern. Bei Konzeptvergaben werden städtische Grundstücke zu einem Festpreis veräußert, um die Spirale des Preiswettbewerbs zu unterbrechen und langfristig der Spekulation zu entziehen. Städte wie München und Tübingen praktizieren diesen Weg bereits mit stetig wachsendem Zuspruch. In diesen Fällen rückt dabei besonders die Quartiersentwicklung in den Fokus, also die Identifikation der Bewohner mit dem Wohnumfeld, die Vernetzung und das soziokulturelle Engagement, damit sozial stabile Quartiere entstehen.