Freude über Vorarlberger Literaturpreis
(Bregenz) Eine junge Autorin und zwei junge Autoren wurden am Montagabend (29. April) im Landhaus Bregenz ausgezeichnet: Carolyn Amann, Mathias Müller und Nils Nußbaumer erhielten bei der Vergabe des 20. Vorarlberger Literaturpreises je ein Arbeitsstipendium in Höhe von 2.500 Euro. Kulturlandesrat Christian Bernhard hob bei der Verleihung das große, förderungswürdige Potenzial in der jungen Literaturszene hervor.
Gleich drei Arbeitsstipendien konnte Kulturlandesrat Christian Bernhard bei der Verleihung des Vorarlberger Literaturpreises übergeben. Die mit 2.5000 Euro dotierten Auszeichnungen gingen an die in Hohenems geborene Carolyn Amann (31), an den aus Bludenz stammenden Mathias Müller (30) sowie den gebürtigen Bregenzer Nils Nußbaumer (27).
Vorausschauende Förderung
Mit seinen kontinuierlichen Aktivitäten unterstützt das Land Vorarlberg sowohl Einzelprojekte von Vorarlberger Autorinnen und Autoren als auch Veranstaltungen wie das Literaturfestival hardcover oder den Feldkircher Lyrikpreis. Seit 1999 wird in einem anonymisierten Verfahren alljährlich auch der Literaturpreis vergeben. „Es freut mich ganz besonders, dass wir heuer gleich drei junge Stimmen mit der Vergabe von Arbeitsstipendien fördern können“, erklärte Christian Bernhard. Der Kulturlandesrat lobte das Potenzial und die Vielfalt der literarischen Nachwuchsszene in Vorarlberg.
Erneut ausgezeichnet
In ihrem Prosatext „Körperfragmente“ entwirft Carolyn Amann das Bild des weiblichen Körpers als Landkarte der europäischen Gesellschaftsgeschichte. Die 1987 geborene Autorin lotet Grenzen aus, verschiebt Perspektiven und bringt unter der Oberfläche Verborgenes zum Vorschein. Ihre Erzähllust und ihr ganz eigener, außergewöhnlicher Ton bescheren Amann nach 2015 und 2018 bereits ihr drittes Arbeitsstipendium. Sie freue sich über die erneute Auszeichnung „im Sinne von kulturellem Kapital“, erklärt die in Wien lebende Literatin. „Das Arbeitsstipendium ermöglicht mir die Fortführung meiner Arbeit an meinem ersten Buch und erzeugt Sichtbarkeit für die bald anstehende Verlagssuche.“
Experimentierfreude
Sprachlust, intensive und überraschende Bilder kennzeichnen auch den Text von Mathias Müller. „Journal“, so der Arbeitstitel, überzeugte die Jury durch seinen eigenwilligen Stil und das zu unserer normierten Gegenwart entworfene Gegengewicht. „Journal ist ein Buch, das gelesen werden möchte, als würde mit den Fingern über eine Landkarte gefahren. Nicht um zu wissen, was auf der nächsten Seite passiert, sondern der Freude am Lesen wegen“, beschreibt Mathias Müller seinen Text. Der 31-jährige, aus Bludenz stammende Autor überzeugte die Jury auch durch seine Freude am Experiment mit Perspektivenwechsel und Zeitsprüngen.
Familiengeschichte
Nils Nußbaumer erzählt in seinem Roman „Sein und Werden“ eine Familiengeschichte. Erinnerungen bilden die Basis für die reduzierten Settings und Dialoge, in denen sich der Text bewegt. Die Jury lobte seine Beobachtungsgabe und die Übersetzung des Gesehenen „in eine wohltuend klare wie bildhaft ästhetische Sprache“. „Mit dem Rückenwind arbeite ich jetzt weiter an meinem Roman“, freut sich der im Ruhrgebiet lebende Autor über die Unterstützung aus der Heimat.
Fact-Box:
Carolyn Amann
• geboren 1987 in Hohenems, lebt und arbeitet in Wien
• Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien
• Autorin, Theatermacherin, freie Regieassistentin
• Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften wie „Lichtungen“, „Mosaik“ und „Miromente“
• Frühjahr 2020 Uraufführung eines gemeinsam mit dem Komponisten Phil Yaeger konzipierten Stücks für das Vorarlberger Jazzorchester
• Juli 2020 Aufführung ihres ersten Theaterstücks „Zement“ im Rahmen des Kosmodroms in Bregenz
• Arbeitsstipendium des Bundeskanzleramtes für Literatur 2015 und 2016; Arbeitsstipendium des Landes Vorarlberg 2015 und 2018
Carolyn Amann: „Ich freue mich sehr über das diesjährige Arbeitsstipendium, denn es ist nicht nur eine Auszeichnung, im Sinne von kulturellem Kapital, sondern es ermöglicht mir die Fortführung meiner Arbeit an meinem ersten Buch und erzeugt Sichtbarkeit für die bald anstehende Verlagssuche.“
Mathias Müller
• geboren 1988 in Bludenz, lebt und arbeitet in Wien
• 2015 bis 2018 an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig, Forschungen zu Ilse Aichinger, Thomas Bernhard und Karl Kraus
• Übersetzungen von Rosmarie Waldrop, Charles Bernstein und Roberta Dapunt für Versatorium – Gedichte und Übersetzungen
• Organisation von Veranstaltungen mit dem Ilse-Aichinger-Haus
Mathias Müller: „Das Arbeitsstipendium ermöglicht es mir, mich für längere Zeit sehr intensiv mit der Arbeit an Journal zu befassen, damit die Bewegungen, die Dynamiken zwischen Wiederholungen und Widersprüchen in Gang gehalten, die Unruhe vermehrt werden kann.“
Nils Nußbaumer
• Geboren 1991 in Bregenz, lebt und arbeitet in Bottrop und Langenegg
• Journalismus-Studium an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen
• Masterstudiengang Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim
• Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, Dozent für kreatives Schreiben
Nils Nußbaumer: "Das Arbeitsstipendium ist eine Form der Anerkennung für mich. Es ist ein kurzes Durchlüften in der muffigen Werkstatt, in der du sitzt und haderst und hinterfragst und zerreißt und immer Zeichen setzen willst. Es ist auch ein Gefühl von: Hey, vielleicht kannst du irgendwann wirklich davon leben. Und irgendwo auch, dass meine Heimat mich unterstützt, in dem was ich tue. Mit dem Rückenwind arbeite ich jetzt weiter an meinem Roman.“