Arbeitsmarkt im Überblick
(Emmendingen/Freiburg) Im Februar ist die Zahl an Arbeitslosen im Bezirk der Agentur für Arbeit Freiburg deutlich gesunken. Zum Stichtag waren in der Stadt Freiburg und den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen insgesamt 15.928 Frauen und Männer ohne Beschäftigung.
Die Arbeitslosenquote verringerte sich um 0,2 Punkte auf jetzt 4,2 Prozent. Die Quote bei den Jugendlichen sank um 0,1 Punkte auf jetzt 2,7 Prozent. Für einen Monat März sank die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich. In absoluten Zahlen war ein stärkerer Rückgang um diese Jahreszeit zuletzt 2005 registriert worden. Für April wird noch einmal mit einem saisonalen Rückgang der Arbeitslosigkeit gerechnet.
„Der Frühjahrsaufschwung ist deutlich am Arbeitsmarkt zu spüren. Darüber freue ich mich“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg, Andreas Finke. Sorge bereite ihm aber die verfestigte Arbeitslosigkeit. Sie stieg innerhalb eines Jahres um über 50 Prozent. „So schnell wie sie sich in der Pandemie aufgebaut hat, lässt sie sich nicht wieder abbauen. Die Corona-Krise wirft uns hier um fünf Jahre zurück“, sagt Finke. Zwar sei das Risiko, arbeitslos zu werden, dank der Kurzarbeit nicht höher als vor der Krise. Wer allerdings bereits arbeitslos ist, dessen Risiko ist deutlich höher, es zu bleiben. Das gilt besonders für Ungelernte. Sie machen knapp die Hälfte der Arbeitslosen aus. Aber nur jede siebte offene Stelle, die bei der Agentur für Arbeit Freiburg gemeldet ist, richtet sich an Hilfskräfte. Die Folgen dieser Marktdiskrepanzen sind Fachkräfteengpässe auf der einen und eine wieder wachsende Sockelarbeitslosigkeit auf der anderen Seite. „Dieses Dilemma lösen wir nur mit Weiterbildung. Es ist unsere vorrangige Aufgabe, Arbeitgeber über alle Branchen und Arbeitnehmer über alle Kulturkreise hinweg davon zu überzeugen und ihre Weiterbildungsbereitschaft zu fördern“, sagt Finke.
Kurzarbeit
Nach vorläufigen Zahlen registrierte die Agentur für Arbeit Freiburg im März 120 Anzeigen für insgesamt 1.632 Personen.
Inzwischen liegen für den Agenturbezirk erste Hochrechnungen für im Monat November 2020 tatsächlich in Anspruch genommene Kurzarbeit vor. Danach rechneten 2.853 Betriebe für insgesamt 19.782 Beschäftigte Kurzarbeit ab. Die Kurzarbeiterquote betrug im November 7,3 Prozent nach 5,7 Prozent im Oktober.
Dynamik am Arbeitsmarkt
Im Berichtszeitraum meldeten sich 2.571 Personen arbeitslos. Im gleichen Zeitraum beendeten 3.162 Menschen ihre Arbeitslosigkeit. Damit erreicht der Arbeitsmarkt sowohl im Zugang als auch im Abgang nicht die Dynamik vom März 2020, dem letzten Monat bevor die Krise den Arbeitsmarkt erreicht hat.
Struktur der Arbeitslosen
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl an Arbeitslosen bei allen Zielgruppen gestiegen. Nach Rechtskreisen ergibt sich folgendes Bild: SGB III: 7.847 Arbeitslose (Anteil 49,3 Prozent), SGB II: 8.081 Arbeitslose (Anteil 50,7 Prozent).
Arbeitskräftenachfrage
Die Arbeitskräftenachfrage stabilisiert sich weiter. So meldeten die Unternehmen 1.176 offene Stellen. Das sind 40 oder 3,5 Prozent mehr als im Februar und 79 oder 7,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der größte Bedarf nach Branchen: Unternehmensnahe Dienstleistungen (260 Stellen), darunter Zeitarbeit (223), Verarbeitendes Gewerbe (166), Gesundheits- und Sozialwesen (162), Öffentliche Verwaltung (119), Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (119), Handel (97), Gastgewerbe (74), Baugewerbe (65). Mitte März lagen der Agentur für Arbeit Freiburg 3.909 Aufträge zur Stellenbesetzung vor.
Entwicklung nach Regionen
Die Arbeitslosigkeit ist in allen Regionen des Agenturbezirks gesunken.
Entwicklung am Ausbildungsmarkt
Die Halbzeitbilanz zum Ausbildungsmarkt 2020/2021 fällt gemischt aus. „Wir rechnen 2021 mit einem schwierigen Ausbildungsjahr. Zwar melden die Betriebe wieder mehr Ausbildungsstellen als im vergangenen Jahr, vom Vorkrisen-Niveau sind wir aber noch ein Stück weit entfernt. Was aber noch schwerer wiegt, ist die Situation bei den Jugendlichen. Wir verlieren nicht nur Lehrstellen, sondern auch Bewerber*innen, und das nicht nur aus demographischen Gründen“, sagt Finke. Mit Einrichtung der Jugendberufsagenturen, der verstärkten Präsenz der Berufsberatung an den Schulen und dem Ausbau digitaler Angebote war der Kontakt zu jungen Menschen so eng wie noch nie. Jetzt, wo persönliche Beratungen nur eingeschränkt möglich sind, ist die Gefahr groß, dass vor allem jene, die intensiver betreut werden müssen, den Kontakt zur Berufsberatung nicht finden oder ihn verlieren. „Videokommunikation und Online-Angebote sind wichtig, aber kein adäquater Ersatz dafür“, sagt Finke. Das gelte auch für Erlebnisse und Erfahrungen, die junge Menschen bei Berufsorientierungsveranstaltungen, Betriebspraktika, Ausbildungsmessen oder Lehrstellenbörsen gewinnen würden. „Wir müssen alles daransetzen, wieder in einen engeren Kontakt mit den jungen Menschen zu kommen, die beruflich vor vielleicht ihrer wichtigsten Entscheidung stehen“, sagt Finke.