Tourismus in der Region vor neuen Herausforderungen
(Rust) Alles ist im Wandel: Gesellschaft, Mobilität, Reiseströme, Kundenverhalten und Konsum. Verlässlichkeit und Vertrauen sind die neue Währung.
Was bedeutet dies konkret für die Unternehmen im Schwarzwald? Dieser Frage widmeten sich jüngst auf Einladung der Industrie- und Handelskammern im Schwarzwald rund 120 Unternehmer:innen, Tourismusverantwortliche, die IHKs im Schwarzwald und die tourismuspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen.
„Bereits zum zweiten Mal haben wir in diesem Jahr alle Mitglieder der fünf IHK-Tourismusausschüsse im Schwarzwald zusammengeholt. Uns geht es dabei um den Austausch untereinander sowie um gemeinsame Lösungsansätze für die Region“, sagt Tanja Traub, Hauptgeschäftsführerin der IHK Nordschwarzwald. Impulsgeber für die Veranstaltung im Europa-Park in Rust waren der Handelsausschuss und der Tourismusausschuss der IHK Südlicher Oberrhein. Mit an Bord als Gastgeber waren auch die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, die IHK Karlsruhe und die IHK Hochrhein-Bodensee sowie die Schwarzwald Tourismus GmbH.
„Der Schwarzwald als Urlaubsziel sollte bei Besuchern vor allem mit Qualität punkten. Die Sehnsucht nach Natur und regionalen Produkten wird in Zukunft noch größer werden. Hier kann der Schwarzwald mit einem stimmigen Gesamtpaket überzeugen“, bekräftigt Dieter Salomon, Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein. Diese Einschätzung teilt auch Tourismusberater Richard Bauer aus Wien, der einen Trend zu naturnahen Urlaubsformen ausmacht. Die Reisethemen der Zukunft seien in erster Linie sinnlich (Genuss und Verpflegung, Wohlbefinden, Kultur & Unterhaltung), analog und mit persönlichem Austausch mit den Gastgeber:innen. Der Schwarzwald habe beste Voraussetzungen, um eine neue Reisekategorie zu besetzen und sich als Vorreiter auf die veränderten Nachfrageströme einzustellen.
„Die Bewältigung der Geschwindigkeit, mit der sich alles verändert und die durchaus angsteinflößend sein kann, ist die größte wirtschaftliche Herausforderung unserer Zeit. Gleichzeitig ist Geschwindigkeit jetzt und in naher Zukunft ein Schlüsselfaktor für Erfolg: Die Schnelligkeit, mit der man seine Organisation an neue Realitäten anpasst, mit der man auf den Markt reagiert, mit der man kommuniziert“, sagt Hansjörg Mair, Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH. „Die gute Zusammenarbeit von Unternehmen, Tourismusorganisationen und Politik ist dafür unerlässlich, wozu der spannende Austausch auf der Regionalkonferenz Schwarzwald beiträgt.“
Moderiert von Richard Bauer entwickelten die Teilnehmer:innen der Regionalkonferenz eine Roadmap für die kommenden Jahre, jeder für sich und alle gemeinsam für den Schwarzwald. Den Impuls und Startschuss dafür gab Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und seines Zeichens selbst Schwarzwälder. „Es war sehr inspirierend an den Workshop-Tischen mit den Unternehmerinnen und Unternehmern ins Gespräch zu kommen. Infrastruktur, Digitalisierung, Fachkräftesicherung, Besuchermanagement, Bürokratieabbau – alles Themen, die wir sehr ernst nehmen.“ Vor allem lobt er die positive Herangehensweise. „Es hat mir sehr gut gefallen, dass in die Zukunft geblickt wurde und konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt wurden. Das können wir direkt mitnehmen in die Landes- und Bundespolitik“, bekräftigt Rapp.
Neben Patrick Rapp waren auch Katrin Schindele, tourismuspolitische Sprecherin der CDU, Theresia Bauer von den Grünen und Prof. Erik Schweickert, tourismuspolitischer Sprecher der FDP im Landtag, anwesend und arbeiteten in den Workshops mit. Gemeinsam mit dem Moderator wurden in einem sogenannten Galeriebesuch anschließend die Ergebnisse priorisiert und eine Schwarzwald-Charta mit den wichtigsten Themen erstellt. Ganz oben auf der Liste steht unter anderem die Stärkung der Infrastruktur. Dabei geht es nicht nur um den Breitbandausbau, sondern auch um neue Mobilitätslösungen, egal ob im Bereich Individualverkehr oder im öffentlichen Personennahverkehr. Auch der Erhalt lebendiger Innenstädte ist eines der entscheidenden Handlungsfelder für die Zukunft. Zudem sei es eine wichtige Aufgabe im Schwarzwald, den Naturschutz und die Erlebbarkeit der Kulturlandschaft miteinander in Einklang zu bringen.