05.04.2019 09:33

Weniger Straftaten 2018

(Villingen-Schwenningen) Das Polizeipräsidium Tuttlingen registrierte für das Jahr 2018 erneut einen deutlichen Rückgang der erfassten Straftaten um ...

Das Polizeipräsidium Tuttlingen registrierte für das Jahr 2018
erneut einen deutlichen Rückgang der erfassten Straftaten um 1.314 (-
4,6 %) und kommt so auf den niedrigste Stand der aufgezeichneten
Straftaten seit 30 Jahren! In der Polizeilichen Kriminalstatistik
(PKS) sind für die fünf Landkreise Tuttlingen, Rottweil,
Freudenstadt, den Schwarzwald-Baar-Kreis und den Zollernalbkreis
insgesamt 27.502 Straftaten (Vorjahr 28.816) erfasst.

Auf Basis der Zahl der Straftaten alleine ist allerdings noch
keine sachgerechte Bewertung möglich. Erst im Verhältnis zur Zahl der
Einwohner lässt sich eine Vergleichbarkeit der Kriminalitätsbelastung
herleiten. Und diese liegt für den Bereich des Polizeipräsidiums
Tuttlingen mit 3.459 registrierten Straftaten je 100.000 Einwohner
nicht nur weit unter dem Landesdurchschnitt (5.191). Das
Polizeipräsidium Tuttlingen weist damit zum wiederholten Male die
geringste Kriminalitätsbelastung aller Polizeipräsidien in
Baden-Württemberg auf.

Die Gesamtzahl der Straftaten verteilt sich wie folgt auf die
Landkreise:

Landkreis, Straftaten, (Straftaten Vorjahr), Aufklärungsquote

- Schwarzwald-Baar-Kreis, 7.734, (8.620), 63,8 %
- Zollernalbkreis, 6.427, (6.494), 65,7 %
- Landkreis Tuttlingen, 5.510, (5.258), 63,9 %
- Landkreis Rottweil, 3.906, (4.360), 66,4 %
- Landkreis Freudenstadt, 3.925, (4.084), 64,4 %

Das Polizeipräsidium Tuttlingen liegt mit einer Aufklärungsquote
von 64,7 % über dem Landesdurchschnitt von 62,7 % und zudem an
drittbester Stelle im Land. Insgesamt konnten von den registrierten
27.502 Straftaten 17.794 Taten aufgeklärt werden. Zudem wurden alle
herausragenden Verbrechen - insbesondere gegen das Leben gerichtete
Straftaten - wie schon in den vorangegangenen Jahren seit Bestehen
des Polizeipräsidiums Tuttlingen, auch im Jahr 2018 zu 100 Prozent
aufgeklärt.

Für die 17.794 aufgeklärten Straftaten konnten 13.476
Tatverdächtige ermittelt werden. Der Anteil der ausländischen
Tatverdächtigen hat sich im Jahr 2018 um 456 (- 9,7 %) auf 4.267
Tatverdächtige leicht reduziert, liegt jedoch in Bezug auf den Anteil
an der Bevölkerung immer noch auf hohem Niveau. Ein
Zehnjahresvergleich macht dies deutlich: während sich die Anzahl der
deutschen Tatverdächtigen seit 2009 um 19 % reduziert hat, stieg die
Anzahl der ausländischen Tatverdächtigen im gleichen Zeitraum (trotz
der Abnahme in 2018) um 44 %. "Nicht unsere vielen gesetzestreuen
ausländischen Mitbewohner machen mir Sorgen, die oft gute Nachbarn,
Bekannte und auch Freunde geworden sind..." so Polizeipräsident
Regele "...es sind die Wenigen, teils auch Intensivtäter aus diesen
Reihen, die sich nicht an Recht und Gesetz halten und so das negative
Bild zeichnen. Und genau gegen diese heißt es auch zukünftig
vorzugehen."

Betrachtung einzelner Deliktsbereiche:

Wohnungseinbrüche auf einem historischen Tiefstand seit 35 Jahren

Nicht nur dem landesweiten Trend folgend (BW - 15,5 %) nahm die
Zahl der Wohnungseinbrüche im Bereich des Polizeipräsidiums
Tuttlingen im Vergleich zum Vorjahr erheblich ab, sondern
unterschritt den Landeswert mit - 25,2 Prozentpunkten auch deutlich.
Mit einem Rückgang um 67 Fälle auf nunmehr lediglich 199 registrierte
Wohnungseinbrüche im Jahr 2018 stellt dieser Wert zudem einen
historischen Tiefstand seit 35 Jahren für die fünf Landkreise dar.
Auch die Aufklärungsquote liegt mit 38,7 % weit über dem
Landesschnitt (20,7 %). Zudem blieben bei den 199 Wohnungseinbrüchen
annähernd die Hälfte (95) im Versuchsstadion stecken. Mitunter
Ergebnis der vielen Beratungen durch die Expertinnen und Experten der
polizeilichen Präventionsarbeit, vor Ort oder in den polizeilichen
Beratungsstellen, deren Tipps viele Bürgerinnen und Bürger angenommen
und so den Wohnungseinbrechern das Handeln erschwert haben.

Unzweifelhaft berühren Wohnungseinbrüche in besonderem Maße das
Sicherheitsempfinden der Bevölkerung, wird doch der Kernbereich der
Privatsphäre unmittelbar verletzt. Oft werden die psychischen Folgen
schlimmer empfunden als die materiellen Schäden. Nicht ohne Grund
sprechen Opferschutzexperten von "Lebenslang für die Betroffenen".
Nicht zuletzt aus diesem Grund setzte hier das Polizeipräsidium
Tuttlingen und die Polizei landesweit - wie schon die Jahre zuvor -
auch im Jahr 2018 erneut einen polizeilichen Schwerpunkt, an welchem
wir trotz der historisch guten Zahlen festhalten werden.

Straftaten gegen das Leben

Wegen Mordes wurde im Jahr 2018 in sieben Fällen ermittelt und in
zwölf Fällen wegen Totschlags. Bei den Morddelikten handelte es sich
um vier versuchte Taten; bei den Totschlagsdelikten blieb es bei
zehn von 12 Taten beim Versuch. Gerade in diesen beiden
Deliktsfeldern ist es von entscheidender Bedeutung, innerhalb
kürzester Zeit eine personell gut ausgestattete Ermittlungsgruppe
oder eine Sonderkommission einrichten zu können. Die Voraussetzungen
hierfür wurden ab 2014 mit der Bildung leistungsstarker
Polizeipräsidien und ihren Kriminalpolizeidirektionen geschaffen.
Dennoch müssen die bei solchen komprimierten, oft rund um die Uhr
durchzuführenden Ermittlungslagen eingesetzten und aus anderen
Abteilungen abgezogenen Beamtinnen und Beamte unter erheblicher
Belastung arbeiten. Und sie haben immer eine hervorragende Arbeit
geleistet, die letztlich zur Aufklärung sämtlicher angefallener Taten
beim Polizeipräsidium Tuttlingen führte - und dies nicht nur 2018,
sondern schon seit Bestehen des Polizeipräsidiums Tuttlingen.

Sexualstraftaten

Wie im gesamten Land Baden-Württemberg (+ 24 %) sind auch beim
Polizeipräsidium Tuttlingen - wenn auch nicht ganz so stark -
Sexualstraftaten um 13,2 Prozent von 365 Taten in 2017 auf 413
Delikte im Jahr 2018 gestiegen. Bei den sexuell motivierten
Beleidigungen musste ebenfalls eine Steigerung um 19 registrierte
Fälle auf nunmehr 185 verzeichnet werden - in der Summe sind dies im
Jahr 2018 insgesamt 598 registrierte Sexualdelikte. Wenn auch diese
Zahl bei der Rückschau auf die Jahre 2014 und 2015 mit 645
beziehungsweise 726 Fällen in diesem Deliktsfeld deutlich geringer
ausfällt (in 2018 zweitniedrigste Zahl in den letzten fünf Jahren),
"wird hier das Polizeipräsidium Tuttlingen für das laufende Jahr
einen konzeptionellen Schwerpunkt setzten", so Polizeipräsident
Gerhard Regele in der beim Polizeipräsidium Tuttlingen
zum Sicherheitsbericht durchgeführten Pressekonferenz.

Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum und Straßenkriminalität

Sowohl bei den Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum als auch
bei der Straßenkriminalität hatte das Polizeipräsidium Tuttlingen
2018 leichte Steigerungen zu verzeichnen. Lag bei den
Aggressionsdelikten die Steigerung beim Präsidium mit + 1,0 % auf
1.270 Fälle noch wesentlich unter dem Landesschnitt (+ 5,2 %), so
musste bei der Straßenkriminalität mit + 3,4 % und 4.473 Fällen und
somit einer Steigerung um 147 Fälle ein gegenläufiger Trend im
Vergleich zum Landesschnitt Baden-Württemberg (- 6,1 %) registriert
werden. Einen erheblichen Anteil bei diesem Deliktsfeld trugen die
begangenen Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen (1.656 Fälle) sowie
die Diebstahlsdelikte an oder aus Kraftfahrzeugen. Insbesondere im
Landkreis Tuttlingen waren in beiden Deliktsfeldern, bei den
Aggressionsdelikten (+ 23,4 %) und der Straßenkriminalität (+ 20,8 %)
erhebliche Steigerungen zu verzeichnen, während sich in den anderen
Landkreisen eher sinkenden Fallzahlen ergaben. Diesem Trend im
Landkreis Tuttlingen stellte sich und stellt sich das
Polizeipräsidium Tuttlingen mit einem ganzen Maßnahmenkatalog
entgegen; schon beginnend im vergangenen Jahr mit erhöhten
Präsenzmaßnahmen durch eigene und Unterstützungskräfte vom
Polizeipräsidium Einsatz, durch zusätzliche Großkontrollen und
Kontrolltage mit starkem Kräfteansatz, auch mit Unterstützung durch
kommunale Ordnungsdienste sowie mit erhöhtem Kontrolldruck bis in die
frühen Morgenstunden. Ein erster großer Erfolg zeichnete sich bereits
Mitte 2018 ab. Eine unter der Leitung des Kriminalkommissariats
Tuttlingen mit dem Polizeirevier Tuttlingen gebildete gemeinsame
Ermittlungsgruppe konnte in enger Zusammenarbeit mit anderen Behörden
vier Jugendliche sowie einen 13-Jährigen ermitteln und dieser
Gruppierung mehr als 100 Straftaten nachweisen; darunter Einbrüche,
Raub- und Körperverletzungsdelikte sowie einen verursachten
Gesamtschaden von rund 125.000 Euro. Die jugendlichen Straftäter
wurden zwischenzeitlich zu Haftstrafen ohne Bewährung verurteilt.

Gewalt gegen Polizeibeamte

Auch die Gewalt gegen Polizeibeamte nahm erneut zu. So kam es in
181 Fällen zu gewalttätigen Angriffen, wobei 103 Beamte des
Polizeipräsidiums Tuttlingen verletzt wurden, einer davon schwer. Mit
Einführung der "Bodycams", die in diesem Jahr bei allen
Polizeipräsidien zum Einsatz kommen - das Polizeipräsidium Tuttlingen
wird im Mai ausgestattet - wird eine Trendumkehr erwartet. Besonders
eine bessere Beweisführung in schwierigen Einsatzsituationen soll zu
einer vermehrten und schnelleren Bestrafung der Täter führen und
nicht zuletzt schon im Vorfeld der Tat die Handelnden angesichts der
möglichen Aufzeichnung zur Besinnung rufen.

Rauschgiftdelikte

Im Bereich der Rauschgiftkriminalität sind, bis auf einen
geringfügigen Rückgang von 2016 auf 2017, im sechsten Jahr annähernd
in Folge deutliche Steigerungen der Fallzahlen zu verzeichnen. So gab
es im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums Tuttlingen im Jahr 2018
eine Zunahme um 54 auf nunmehr 2.324 Straftaten. Die Aufklärungsquote
lag bei 94,9 Prozent und damit fast auf dem Niveau des Vorjahres
(95,3 %). In diesem Zusammenhang ist zu beachten: Rauschgiftdelikte
steigen stets dann, wenn aufgrund intensiver polizeilicher
Aktivitäten Straftaten auf diesem Sektor "aufgehellt" und aufgeklärt
werden. Man spricht deshalb auch von "Holkriminalität".

Besondere Betrugsphänomene zum Nachteil älterer Menschen

"Enkeltrick", "Falscher Polizeibeamter" und andere,
gleichgerichtete Betrugsphänomene sind Herrn Polizeipräsident Regele
ein "Dorn im Auge". Zumal insbesondere ältere Menschen durch diese
Täter um ihr Hab und Gut gebracht werden. Zwar sind die Fallzahlen
bei den allgemeinen Betrugsdelikten mit - 6,5 % zum Vorjahr
rückläufig, nicht jedoch bei den genannten Betrugsphänomenen
"Enkeltrick" und "Falscher Polizeibeamter", bei welchen eine
deutliche Zunahme - auch landesweit - zu verzeichnen war. Hier kann
nur mit einem ganzheitlichen Ansatz den Tätern das Handwerk gelegt
werden. Neben den polizeilichen Schwerpunktermittlungen, die seit
letztem Jahr beim Polizeipräsidium Tuttlingen geführt werden, den
vielen polizeipräventiven Maßnahmen und Beratungsaktionen, den
regelmäßigen und veröffentlichten Warnhinweisen durch die Polizei und
durch die Medien, müssen auch Geldinstitute, Angehörige und Bekannte
unserer älteren Mitbewohnern helfen, diesen Betrugsphänomenen Herr zu
werden.

Resümee

Insgesamt zieht Polizeipräsident Gerhard Regele eine sehr positive
Bilanz. Die niedrigste Anzahl verübter Straftaten seit 30 Jahren, ein
seit 35 Jahren historisches Tief beim Deliktsbereich
Wohnungseinbruch, zudem auch leichte Rückgänge bei Körperverletzungs-
und sonstigen Gewaltdelikten zeichnen ein zuversichtliches Bild.
Besonders freut den Polizeipräsidenten: Die traditionell hohe
Aufklärungsquote konnte weiterhin gehalten werden. Darüber hinaus, so
Regele, leben die über 795.000 Einwohner im Bereich des Präsidiums
Tuttlingen weiterhin in der Region Baden-Württembergs mit der
geringsten Kriminalitätsbelastung!

All dies ist jedoch kein Grund für Polizeipräsident Regele, sich
zurückzulehnen. Sondern umso mehr Ansporn für Ihn und seine
Mannschaft diese guten Zahlen zu halten und darüber hinaus, soweit
möglich, insbesondere in den Bereichen Straßen-, Gewalt- und
Sexualkriminalität noch besser zu werden. Auch der Einführung der
Bodycam - letztlich zum Schutze seiner Beamten - sieht er mit Freuden
entgegen.

Der gesamte Sicherheitsbericht Kriminalität 2018 des
Polizeipräsidiums Tuttlingen kann auf der Internetseite des
Polizeipräsidiums Tuttlingen unter der Rubrik "Statistiken"
eingesehen werden: https://pptuttlingen.polizei-bw.de/wp-content/uplo
ads/sites/11/2019/04/Sicherheitsbericht-Kriminalit%C3%A4t-2018.pdf