Kirchenaustritte steigen weiter an
(Freiburg) Das Leben schreibt die besten Geschichten – und das Standesamt Freiburg erzählt sie regelmäßig in seiner Jahresbilanz. Jetzt liegt die Statistik für ein spannendes Jahr 2022 vor, die wieder jede Menge Zahlen, Fakten aber auch Rekorde, Trends und Anekdoten liefert.
Eine Besonderheit vorneweg: Obwohl sich die
Zahl der Geburten weiterhin auf sehr hohem Niveau bewegt, gab
es im vergangenen Jahr keinen Rekord.
Einen neuen Rekordwert kann die Leiterin des Standesamtes,
Dominique Kratzer, dennoch vermelden: Die Kirchenaustritte
sind 2022 weiter angestiegen, sogar der Vorjahresrekord lag
deutlich darunter. Auch die Zahl der Sterbefälle bewegt sich
weiter auf sehr hohem Niveau. Der nähere Blick auf die Statistik
verrät weitere Details:
Geburten
Der jährliche Geburtenrekord war in den letzten Jahren in
Freiburg quasi Tradition, gehört jetzt aber der Vergangenheit an:
„Nur“ 5.600 Babys wurden 2022 in Freiburg beurkundet und
damit 426 weniger als im Rekord- und Pandemiejahr 2021.
„Damit bewegt sich die Zahl der Neugeborenen wieder auf dem
Niveau von 2020. Damals haben wir 5.656 Babys beurkundet“,
bilanziert die Standesamtsleiterin Dominique Kratzer. Es ist sehr
wahrscheinlich, dass der Rekord 2021 auf die Phasen des
Lockdowns zurückzuführen ist. Wie in den Jahren zuvor wurden
wieder etwas mehr Jungen (2.889) als Mädchen (2.711)
geboren.
Wenig überraschend ist damit auch die Anzahl der
Mehrlingsgeburten zurückgegangen: Mit 131 Zwillingsgeburten
wurde der Rekord aus dem Vorjahr (159) deutlich verfehlt. Gleich
blieb allerdings die Zahl der Drillingsgeburten; zwei Freiburger
Paare durften sich über das dreifache Elternglück freuen. Noch
voller wird das Haus eines anderen Paares: Es brachte Vierlinge
auf die Welt und wird in Zukunft alle Hände voll zu tun haben.
2022 ist der prozentuale Anteil der Eltern, die aus dem Umland in
die Freiburger Kliniken kamen, erneut leicht gestiegen. Denn das
Standesamt registriert nicht nur den Nachwuchs der
Freiburgerinnen und Freiburger. Gezählt werden alle Kinder, die
hier geboren werden. 60,1 Prozent (2019: 59%) der
beurkundeten Geburten sind Eltern zuzurechnen, die
beispielsweise aus dem Freiburger Umland, dem
Hochschwarzwald oder der Ortenau stammen.
Der Freiburger „Geburtstag des Jahres“ fiel 2022 auf Ende Mai: Am
30. Mai wurden 28 Kinder in den Freiburger Kreißsälen geboren.
Dicht gefolgt vom 29. April mit 27 Babys. Den Tag mit den
wenigsten Geburten teilen sich der 4. Februar und 20. März. An
beiden Tagen kamen jeweils nur sechs Neugeborene zur Welt. Auf
den Monat bezogen hat sich der Trend der vergangenen Jahre
bestätigt: Die meisten Geburten gab es im Sommermonat Juli
(537), die wenigsten im Winter (Februar: 374).
Der Blick auf das Datum oder die Uhrzeit bringen immer wieder
kuriose Zufälle ans Licht: Am 22. September 2022 kamen in der
gleichen Freiburger Klinik zwei Kinder um exakt 7.30 Uhr auf die
Welt. Der 2. Februar 2022 stand hingegen bei Mädchen hoch im
Kurs: Es kamen 18 weibliche Babys zur Welt – an keinem
anderen Tag waren es mehr.
Knapp 29 Prozent der frischgebackenen Eltern waren
unverheiratet, im Jahr zuvor waren es etwas mehr (30 Prozent). Die
jüngste Mutter, die das Standesamt 2022 beurkundet hat, war wie
im Vorjahr 15 Jahre alt. Die älteste Mutter war 51 und gleichzeitig
war ihr Ehemann mit 68 Jahren der älteste Vater. Insgesamt kamen
die Eltern aus 121 verschiedenen Herkunftsländern – sehr nah dran
an dem Rekord aus dem Jahr 2021 (123).
Die Zahl der Geburten außerhalb der Freiburger Kliniken oder einer
anderen Geburtseinrichtung ist auf 69 Babys gesunken (2021: 98).
Und nicht bei allen Müttern verlief die Geburt wie geplant: Ein
Neugeborenes erblickte in einem Taxi das Licht der Welt.
34 Kinder kamen tot auf die Welt, drei weniger als im Vorjahr.
Trauungen
Die Trauung im Freiburger Standesamt ist nach wie vor gefragt:
2022 haben sich 1.034 Paare das Ja-Wort gegeben, fast genau so
viele wie im Vorjahr (2021: 1.033). Der Freiburger Heiratsrekord
liegt übrigens mit 1.463 Trauungen im Jahr 1967.
Für 789 Paare war es eine Hochzeitspremiere, also die erste Ehe,
die sie eingingen (2021: 836). Ein Paar gab sich nach der
Scheidung erneuet das Ja-Wort. 20 Prozent der frisch Vermählten
hatte bereits gemeinsame Kinder. Im Vorjahr waren es 22 Prozent.
Insgesamt gingen 22 weibliche und 13 männliche Paare die Ehe
ein. Sechs davon ließen eine bestehende Lebenspartnerschaft in
eine Ehe umwandeln. Diese Möglichkeit besteht, genau wie die Ehe
für gleichgeschlechtliche Paare, seit 2017.
Auch am Wochenende waren die Standesbeamtinnen fleißig im
Einsatz: Fast ein Drittel der Ehen wurde an einem Samstag
geschlossen. Der beliebteste Heiratsmonat lag mit dem Juli (131
Trauungen) wieder im Sommer. Darauf folgt der August mit 113
Trauungen und der September mit 108 Trauungen. Am
wenigsten gefragt, wie schon seit Jahren: Der Januar mit nur 25
Trauungen.
82 Prozent, und damit der Großteil der Ehepaare, wohnte auch in
Freiburg. 189 Brautpaare (18 Prozent) kamen von auswärts zur
Trauung hierher. 263 Freiburger Paare, also ein Viertel, haben sich
für den umgekehrten Weg entschieden und außerhalb von Freiburg
geheiratet. Weitere 71 beantragten eine Bescheinigung für die
Eheschließung im Ausland. Eine Trauung fand in einer Klinik statt.
Bei 249 Trauungen hatte mindestens einer der Partner eine
ausländische Staatsangehörigkeit. In 70 Fällen traf das auf beide
zu. Insgesamt stammten die Brautleute aus 64 verschiedenen
Staaten, darunter nach Deutschland am häufigsten Italien (27
Personen), die Türkei (17 Personen) und Kroatien (12 Personen).
Die Zahl der älteren Semester, die sich für ein Ja-Wort entschieden,
ist erneut leicht gestiegen: 13 frisch Vermählte waren über 70 Jahre
alt, darunter sieben sogar über 80. Der größte Altersunterschied
zwischen den Partnern lag bei 29 Jahren.
662 Paare (64 Prozent) haben 2022 einen gemeinsamen
Nachnamen gewählt. Ähnlich viele waren es auch im Vorjahr. 83
Prozent von ihnen wählten den Nachnamen des Mannes.
Sterbefälle
Einen deutlichen Anstieg gab es bei den Sterbefällen: 3.277
Verstorbene hat das Standesamt Freiburg 2022 beurkundet, 84
mehr als im Vorjahr. Damit liegt die Zahl auf dem höchsten Niveau
seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und hat damit das Jahr
2015 mit 3.207 Todesfällen nochmal deutlich überstiegen. Wie in
den Vorjahren sind wieder etwas weniger Frauen (1.604) als
Männer (1.673) verstorben. Knapp 55 Prozent hatten ihren
Wohnsitz in Freiburg. In 247 Fällen war die Todesursache unklar
und die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf. 29
Personen waren unter 18 Jahre alt, als sie gestorben sind (2021:
39). Am anderen Ende der Alterspyramide gab es aber auch 26
Verstorbene, die über hundert Jahre alt waren – vier Personen
weniger als im Vorjahr.
Kirchenaustritte
Ein Rekordwert zeigt sich erneut bei den Kirchenaustritten: Nie
zuvor sind in Freiburg so viele Menschen aus ihrer
Religionsgemeinschaft ausgetreten, wie 2022. Ihre Zahl hat sowohl
in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche stark
zugenommen. Insgesamt hat das Standesamt Freiburg im
vergangenen Jahr 3.805 Kirchenaustritte beurkundet. Das sind 859
mehr als im bisherigen Rekordjahr 2021 mit 2.946 Austritten. Aus
der katholischen Kirche sind 2.428 Personen ausgetreten (2021:
1863), aus der evangelischen 1.367 (2021: 1.078) und aus anderen
Glaubensgemeinschaften weitere zehn.