07.12.2018 09:19

Zugausfälle sollen reduziert werden

(Bretten) Der öffentliche Personennahverkehr war Thema in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses der Kreistags. Im Fokus standen die gehäuften Beschwerden über Zugausfälle auf den Linien der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG).

AVG-Geschäftsführer Dr. Alexander Pischon zeigte auf, dass in den Monaten Januar bis August 2018 die Fahrten der AVG im Mittel über alle Linien hinweg mit einer Zuverlässigkeit von 98,18 % erbracht werden, räumte aber ein, dass einzelne Monate auf den Linien S1/S11, der S4 und der S5 teilweise deutlich unter den geforderten Qualitätsansprüchen liegt. Häufigste Ursache – wie in anderen Regionen auch - ist der Mangel an Triebfahrzeugführern. Experten schätzen, dass bundesweit rund 1.200 Stellen unbesetzt sind, verschärft wird die Situation durch die in Kürze neu in der Region auftretenden Verkehrsunternehmen Abellio und Go Ahead, die ebenfalls auf der Suche nach Fahrpersonal sind. Deshalb setzt die AVG auf verstärkte Ausbildung von eigenem Personal. Die Ausbildungskurse sind voll belegt, allerdings wird es noch weiter Zeit in Anspruch nehmen, bis der Unterbestand ausgeglichen werden kann. Ebenfalls arbeitet man an einer Verbesserung der immer wieder bemängelten fehlenden Information an den Bahnsteigen vor Ort bei Ausfällen von Zügen. Fahrtausfälle können von der Homepage abgerufen werden, was jedoch ein Smartphone und guten Mobilfunkempfang voraussetzt. Deshalb sind korrekte Anzeigen auf den Fahrinformationstafeln am Bahnsteig wichtig, woran gemeinsam mit dem Software-Hersteller gearbeitet wird. Weitere Ursache von Fahrausfällen und Verspätungen hängen aber auch mit den Baustellen in der Karlsruher Innenstadt und Unfällen zusammen. „Jeder Ausfall einer Bahn ist einer zu viel“, betonte Landrat Christoph Schnaudigel und forderte, dass alle Anstrengungen unternommen werden müssen, um diese zu vermeiden. Er betonte, dass der Landkreis für ausgefallene Leistungen kein Geld bezahle und verwies in diesem Zusammenhang auch auf Pönalen, die in den Verträgen vereinbart sind.
Auch die Tarifstruktur wurde diskutiert: Obwohl der KVV trotz Fahrpreiserhöhungen zu den bundesweit zehn günstigsten Verkehrsverbünden gehört, sollen die Tarife zeitgemäß fortentwickelt werden. Dabei sollen insbesondere die Übergänge zu anderen Verbünden wie dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), dem Heilbronner-Hohenloher-Haller Nahverkehr (HNV) oder dem Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis (VPE) verbessert werden. Als Beispiel diente das AboPlus KVV/VRN, das den Einwohnern im gesamten KVV-Gebiet schon seit 2012 ermöglicht, die Jahreskarten beider Verbünde auf nur einer preisgünstigen Fahrkarte zu kombinieren. Landrat Christoph Schnaudigel informierte, dass das Land Baden-Württemberg künftig finanzielle Anreize für die Vereinfachung von Tarifstrukturen und Schaffung größerer Tarifgebiete sowie für einen preislich attraktiveren Tarif gibt. Deshalb habe er sich bereits mit der bitte um Prüfung an den KVV-Geschäftsführer Alexander Pischon gewandt hat. Rund 365.000 EUR wendet der Landkreis derzeit bereits pro Jahr für Maßnahmen der Tarifüberlappungen auf.
Informiert wurde, dass zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 die Leistungsvergabe des „Netzes 7“ ansteht, welches in ein „Netz 7a“ mit der Stadtbahn Karlsruhe und den Zwei-System-Stadtbahnen sowie ein „Netz 7b“ mit langlaufenden beschleunigten Verbindungen mit nachrangigen Verflechtungen in die Karlsruher Innenstadt aufgeteilt ist. Die Leistungen im Netz 7a sollen direkt an die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH (AVG) vergeben werden, wofür die Bildung einer „Gruppe von Behörden“ notwendig, der neben dem Land Baden-Württemberg die Städte Karlsruhe und Heilbronn, der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd sowie die Landkreise Germersheim und Karlsruhe angehören. Dadurch soll das erfolgreiche Karlsruher Modell mit seinem charakteristischen Tram-Train-System erhalten bleiben und fortentwickelt werden. Die Verkehrsleistungen im „Netz 7b“, das die Strecken von Karlsruhe Hbf. nach Heilbronn Hbf., Achern (Kehl), Herrenberg, Forbach und Mannheim Hbf umfasst wird das Land als alleiniger Aufgabenträger am Markt ausschreiben.
Zugaus
Derzeit werden mit dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Karlsruhe die notwendigen Verträge erarbeitet, die vor der Sommerpause 2019 unterschrieben sein sollen, damit das weitere Verfahren durchgeführt werden kann.