07.08.2019 15:07

Gefahr für Wald durch Borkenkäfer

(Fedlberg) „Lange gingen die Forstexperten davon aus, dass die Gipfel der Mittelgebirge nur schwach vom Borkenkäfer befallen werden können. Hier seien die Temperaturen zu niedrig, um mehr als eine Generation zu entwickeln und die Fichten vital genug, um dem Käfer zu trotzen. Diese Hoffnung hat sich spätestens 2019 zerschlagen. Der Klimawandel bringt das gewohnte naturräumliche Gefüge stark ins Wanken“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz am Mittwoch (7. August) anlässlich eines Vor-Ort-Termins auf dem Feldberg. Selbst auf deutlich über 1.000 Metern Meereshöhe sei der Borkenkäfer mittlerweile in der Lage, sich massenhaft zu vermehren und selbst an sich vitale Fichten zu befallen.

Befallene Fichten erkennt der Laie ohne Schwierigkeit an der braunen, trockenen Fichtenkrone. Zu diesem Zeitpunkt hat der Borkenkäfer im Stamm bereits seine Eier gelegt und die Folgegeneration ist ausgereift und ausgeflogen, bereit die nächsten Bäume zu befallen. „Eine gesunde Fichte ist in der Lage, sich durch Harzfluss vor eindringenden Schädlingen zu wehren. Ist das Wasserangebot zur Harzproduktion knapp und die Anzahl der eindringenden Borkenkäfer zu groß, verlieren auch ansonsten gesunde Bäume den Kampf und werden ein Opfer des Käfers. Hitze und Trockenheit schwächt die Bäume und spielt den Insekten in die Karten“, betonte Minister Hauk.

Wir dürfen den Wald und die Waldbesitzer nicht im Stich lassen
Um die Waldbesitzer bei vorbeugenden Maßnahmen, bei der Bekämpfung sowie beim Monitoring zu unterstützen, gewährt das Land finanzielle Hilfen für das Hacken, den Transport und die Lagerung des Holzes sowie die Wiederbewaldung. Die finanziellen Hilfen können seit dem Frühjahr beantragt werden. Diese Fördermittel werden derzeit bewilligt und Förderhilfen ausbezahlt.

„Die Gesellschaft darf die Waldbesitzer mit dieser ernsten Krise nicht alleine lassen. Es handelt sich nicht um ein temporäres und auch nicht um ein lokales Ereignis. Ganz Deutschland ist betroffen. Deshalb ist auch die solidarische Unterstützung für die Waldbesitzer durch den Bund gefordert“, betonte Hauk. Baden-Württemberg werde auf den Bund zugehen und eine schnelle finanzielle Beteiligung einfordern Das Land sei im Gespräch mit den Verbänden. Ein Notfallplan für die Wälder Baden-Württembergs sei in Vorbereitung.

Waldbesitzer seien gehalten, ihre Waldbestände nunmehr wöchentlich zu kontrollieren und sich im Zweifelsfall mit der zuständigen Forstbehörde in Verbindung zu setzen.

Hintergrundinformationen:
Kennzeichen eines Käferbefalls sind:
braunes Bohrmehl auf der Rinde, unter Rindenschuppen, auf Spinnweben, am Stammfuß und auf der Bodenvegetation
Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm, vor allem am Kronenansatz
helle Flecken, sogenannte ‚Spiegel‘, auf der Rinde durch die Tätigkeit der Spechte, wodurch größere Rindenstücke abfallen und das helle Splintholz sichtbar wird
charakteristische Fraßbilder unter der Rinde
Rötung
Abfall grüner oder roter Nadeln

Kontrollieren Sie Ihre Wälder! Zu kontrollieren sind:
alle stehenden Fichtenbestände
nach Schadereignissen, Hiebsmaßnahmen und Pflegeeingriffen liegengebliebenes, bruttaugliches Material
aufgearbeitetes, in der Nähe gefährdeter Bestände lagerndes Nadelholz

Wann und wie häufig kontrollieren?
ab jetzt bis September
je nach Gefahrenlage im ein- bis zweiwöchigen Turnus
Kontrollen aussetzen bei starkem Wind oder Regen, da Bohrmehl weggeweht bzw. abgewaschen werden kann

Wo?
Kontrollen gezielt im Bereich vorjähriger Befallsorte
in südexponierten Lagen und an aufgerissenen Bestandesrändern
an Rändern von Windwurf- und Schneebruchnestern
in allen Fichtenbeständen bei entsprechender Gefahrenlage
an Jungwüchsen bei der Gefährdung durch Kupferstecher

Wie?
in älteren Beständen einzeln, d. h. Baum für Baum
befallene Bäume für den Einschlag auffällig markieren


Nach den Kontrollen bitte reagieren:
Können Sie das Holz nicht rechtzeitig aus dem Wald bringen, sind folgende Verfahren zu überlegen:
Hacken oder Stämme entrinden, sofern die Käfer noch nicht entwickelt sind.
Zur Reduktion des Befallsrisikos ist es erforderlich, vorhandenes bruttaugliches Material (frische Fichtenkronen, Resthölzer und Reisigmatten) unverzüglich aufzuarbeiten (Hacken, Mulchen, Abfahren). Frischer Stehendbefall durch den Kupferstecher ist nicht erkennbar. Daher ist es umso notwendiger, liegendes bruttaugliches Material auf Kupferstecherbefall hin zu kontrollieren und bei Befall unverzüglich aufzuarbeiten.