08.03.2019 08:00

Prozess zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplan 2040 wird vorgestellt

(Freiburg) Der Flächennutzungsplan 2040 wird neu aufgestellt. Wie entwickelt sich Freiburg bis zum Jahr 2040 räumlich weiter und welche Veränderungen müssen wir aktiv steuern, um die Lebensqualität und das wirtschaftliche, ökologische und soziale Gleichgewicht in der Stadt zu erhalten? Um diese vielschichtigen Fragen beantworten zu können, hat der Gemeinderat die Verwaltung vor zwei Jahren beauftragt, den Flächennutzungsplan (FNP) mit integriertem Landschaftsplan (LP) neu aufzustellen.

„Freiburg soll auch noch in zwanzig Jahren eine Stadt für alle sein. Deswegen müssen wir jetzt überlegen, wie wir unsere Flächen in der Zukunft langfristig nutzen möchten“, erläutert Oberbürgermeister Martin Horn.

Und Baubürgermeister Martin Haag ergänzt: “Im neuen FNP bringen wir unsere vielschichtigen Erfahrungen des bislang gültigen FNPs 2020 mit ein. Abseits aktueller Debatten um die Freiburger Wohnungspolitik werden wir sämtliche Nutzungsansprüche behutsam abwägen.“

Was ist ein Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan? Mit dem FNP werden für ganz Freiburg die Ziele für die gesamte Flächennutzung dargestellt und damit die künftige räumliche Entwicklung der Stadt bis zum Jahr 2040 bestimmt. Der Landschaftsplan (LP) ist dabei die fachliche Grundlage für eine nachhaltige, flächen- und landschaftsschonende Entwicklung, indem er beispielsweise Themen aus den Bereichen Landschaft, Lebensräume für Tiere und Pflanzen, Biologische Vielfalt, Wasser oder auch Klima und Luft in einem gutachterlichen Plan verbindet.

Unterschiedlichste Nutzungen wie beispielsweise Wohnen, Gewerbe, Mobilität oder Sport müssen im Flächennutzungsplan abgebildet werden. Dazu wird im aktualisierten FNP untersucht, ob die Anordnung und Zuordnung dieser Flächen optimiert werden kann, um ein gutes Nebeneinander zu erzielen und mögliche Potenziale für neue Entwicklungen zu finden. Dabei werden mit dem LP die Belange von Natur und Landschaft für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung berücksichtigt.

Warum funktioniert der aktuell gültige FNP 2020 nicht mehr? Der aktuelle FNP gilt seit 2006. Seitdem hat sich vieles in der Stadt verändert. Die Bevölkerung ist stärker gewachsen, als damals angenommen wurde. Soziale Einrichtungen, Freiräume, Verkehrswege und Bildungseinrichtungen müssen an die veränderten Anforderungen angepasst werden. Andere Themen wie beispielsweise Klimaanpassung haben an Bedeutung gewonnen, und die auf Basis des Perspektivplans identifizierten neuen Potenzialflächen wie Zähringen-Nord oder Stühlinger-West bieten Chancen zur Umstrukturierung und erfordern ein neues Nachdenken über die gesamte Flächennutzung in Freiburg.

Was bedeutet der neue FNP 2040 für aktuelle Planungen und Projekte? Bereits laufende Planungen und Projekte des aktuell gültigen FNP sind von dem neuen FNP 2040 nicht betroffen. Bis 2023 werden daher alle Planungen weiterlaufen, bevor der neue FNP beschlossen und durch das Regierungspräsidium Freiburg genehmigt wird. Der vom Stadtplanungsamt vor zwei Jahren fertiggestellte Perspektivplan bietet derzeit die Grundlage zu den wohnbaulichen Entwicklungspotenzialen der Stadt. Der Plan zeigt genau auf, wo die Versorgung und Erreichbarkeit mit wohnortnahen Grün- und Freiräumen unzureichend ist oder wo eine bauliche Nachverdichtung möglich ist. Damit der Perspektivplan seine gewünschte Wirkung erzielen kann, muss er in die Bauleitplanung integriert werden. Und dies kann nur in dem neuen FNP abgebildet werden. Der neue Flächennutzungsplan 2040 steht wie der Perspektivplan Freiburg unter dem Motto „Die Stadt weiterentwickeln – Freiburg bleiben!“

Über die im Perspektivplan behandelten Themen Wohnen und Freiraum hinaus sind Fragen der gewerblichen Entwicklung, der Energie- und Wärmeversorgung, der Entwicklung und des Erhalts von Natur und Umwelt, der sozialen, kulturellen, verkehrlichen, sportbezogenen sowie der Versorgungsinfrastrukturen zu betrachten und müssen in die Planungen mit einfließen.

Mit dem FNP 2040 wird die Stadt strukturell auf zukünftige Entwicklungen vorbereitet. Dafür müssen Prognosen und Trends in den Bereichen Wohnen, Mobilität, Klimaschutz, Industrie 4.0 oder Smart City erkannt, ausgewertet und auf ihre Relevanz für die Stadtentwicklung überprüft werden.

Außerdem werden die räumlichen Weichen für die Zukunft der Stadt bis zum Jahr 2040 gestellt. Aus diesem Grund will die Stadtverwaltung die Bürgerinnen und Bürger sowie Akteure und Interessensgruppen in einem offenen und transparenten Beteiligungsprozess mitnehmen.

Was ist konkret geplant? Unter dem Leitsatz „Die Stadt weiterentwickeln – Freiburg bleiben“ sind vier öffentliche Projekt- und Beteiligungsphasen in den nächsten fünf Jahren vorgesehen.

Phase 1: Zukunftsforen 2040 - „Für Veränderungen und Zukunftsthemen sensibilisieren“ Die erste Phase, die noch in diesem Monat startet, soll einen Blick in die Zukunft geben und dafür werben, den Wandel durch eine gemeinsame Planung konstruktiv zu gestalten. Bei den Zukunftsforen stellen Expertinnen und Experten unterschiedliche Trends der Stadtentwicklung vor, geben Anstöße für die FNP-Neuaufstellung und blicken über den Tellerrand hinaus. Im Fokus der Veranstaltungen stehen die Fragen: Welche Entwicklungen sind für den Flächennutzungsplan und Landschaftsplan relevant? In welchen Bereichen sind wir bereits gut aufgestellt? Wo brauchen wir noch mehr Hintergrundinformationen, um die Entwicklung besser steuern zu können?

Die Termine im Einzelnen:

Am Montag, 25. März, um 18 Uhr beginnt das 1. Forum mit der Auftaktveranstaltung „Wie verändert sich Stadt? Zukunftstrends der Stadtentwicklung“.

Das 2. Forum „Grün in der Stadt von übermorgen. Wie grüne Infrastrukturen unsere Lebensqualität bestimmen“, findet am Mittwoch, 10. April, um 19 Uhr statt.

Das 3. Forum „Neue Denkanstöße für die Mobilität der Zukunft. Wie wir uns übermorgen fortbewegen“, findet am Montag, 6. Mai, um 19 Uhr statt.

Das 4. Forum „Zukunft der Arbeit in der Stadt. Gewerbe, Dienstleistung und Produktion im urbanen Raum.“, findet am Montag, 20. Mai, um 19 Uhr statt.

Das 5. und letzte Forum „Perspektiven des Wohnens“, findet Montag, 24. Juni, um 19 Uhr statt.

Alle Veranstaltungen finden im Runden Saal im Konzerthaus statt, eine Live-Video-Übertragung ist vorgesehen. Den LiveStream können Interessierte unter www.freiburg.de/fnp2040 verfolgen.

Phase 2: Nach der ersten Phase sollen in einer nächsten Phase ab Herbst 2019 die Zukunftstrends zu möglichen Entwicklungen für Freiburg zusammengefügt werden, um die Weichen für die weitere Entwicklung Freiburgs zu stellen. Dabei sollen Zukunftsszenarien als Entscheidungsgrundlage dienen. Phase 3: Diskussion der Konsequenzen - „Veränderungsbedarfe fachlich ableiten und Entscheidungen transparent machen“ In der dritten Phase, die voraussichtlich ab Mitte 2020 startet, sollen die Erkenntnisse aus den vorausgegangenen Zukunftsforen ausgewertet werden. Ziel dieser Phase ist es, zwischen Politik, Bürgerschaft und Verwaltung ein möglichst weitgehendes Einvernehmen zu den notwendigen Veränderungen und Anpassungen zu finden und entsprechende Planungsalternativen für Freiraum und Freizeit, Verkehr, Gewerbe, Bildung oder Wohnen zu diskutieren.

Phase 4: Entwurf zum Flächennutzungsplan und Landschaftsplan - „Einzelthemen zu einem Gesamtbild zusammenfügen“

Die vierte Phase führt die Ergebnisse der Diskussion anhand der fachlichen und rechtlichen Vorgaben und beschlossenen Eckpunkte zu einem Planentwurf zusammen. Dabei sind die komplexen Bezüge und räumlichen Abhängigkeiten der Nutzungen untereinander wie beispielsweise Erschließbarkeit, Infrastrukturen oder kurze Wege zu berücksichtigen.

An der Planerstellung in dieser Phase sind vor allem Fachbehörden und Verbände, die Region und die Nachbarkommunen intensiv beteiligt. Die Entwürfe für den FNP 2040 und den integrierten Landschaftsplan werden durch den Gemeinderat beschlossen und durch das Regierungspräsidium genehmigt.

OB Horn: „Ich wünsche mir, dass wir bei diesem Prozess zur Neuaufstellung des neuen Flächennutzungsplans möglichst viele Freiburgerinnen und Freiburger mitnehmen. Wir wollen die Chance ergreifen, um gemeinsam über die zukünftige Entwicklung Freiburgs öffentlich zu diskutieren und Impulse aus der Bürgerschaft, der unterschiedlichen Akteure und Interessengruppen zu integrieren. Die Voraussetzungen dafür sind mit den geplanten Beteiligungsformen geschaffen. Ich freue mich darauf.“