IHK mahnt Planung der A 5 bei Neujahrsempfang an
(Freiburg) Zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung sind am Montagabend zum traditionellen Neujahresempfang der IHK Südlicher Oberrhein gekommen. Die Forderung nach einer schnellen, flächendeckenden Infrastruktur und nach unternehmerischem Mut, um das Thema Digitalisierung auf allen Ebenen anzugehen – diese zwei Themen standen im Zentrum der Ansprache von IHK-Präsident Steffen Auer.
„Die wirtschaftliche Faktenlage in Deutschland ist auch für 2019 gut“, stellte IHK-Präsident Steffen Auer bei seiner Neujahrsansprache im Konzerthaus in Freiburg fest. Das Wirtschaftswachstum für 2019 sei zwar geringer, doch auch in diesem Jahr werde ein Wachstum erwartet. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln rechnen 28 von 48 Wirtschaftsverbänden 2019 sogar mit besseren Geschäften. Zudem schätzt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) eine weitere Gesamtzunahme der Beschäftigung von etwa 500.000 Arbeitnehmern für 2019.
Vor dem Hintergrund der guten wirtschaftlichen Ausgangslage richtete Auer einen Appell an die Politik: „Jetzt muss endlich geliefert werden – besonders bezüglich der drängenden Probleme unserer Zeit.“ Als zentrales Thema nannte er hierbei das Stichwort Infrastruktur. „Wir sind viel zu langsam im Ausbau der Infrastruktur,“ kritisierte der IHK-Präsident. Der tägliche Stau zwischen Riegel und Freiburg Nord beweise zudem, dass es dringend an der Zeit sei, die Hauptverkehrsader der Region, die A 5 zu planen. Die Politik müsse hier die Frage lösen, wie eine Straße oder Schienenstrecke innerhalb von 10 bis 15 Jahren geplant und fertig gestellt werden könne. „Wir als Wirtschaft, als Kammern und Verbände werden bei diesem Punkt nicht locker lassen“, versprach Auer unter starkem Applaus der mehr als 1.900 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Neben der Verkehrsinfrastruktur sprach der IHK-Präsident auch den flächendeckenden Ausbau der digitalen Infrastruktur an. Anhand der Wirtschaft in der Region Südlicher Oberrhein werde das Problem schnell klar: die größten Unternehmen in Mitarbeiterzahl und Ertrag liegen nicht in Freiburg und Offenburg, sondern in Waldkirch, Allmannsweier, Rust, Titisee, Müllheim, Oberkirch, Kehl und so weiter. „Dieser wirtschaftlich starke ländliche Raum macht gerade unseren Erfolg in der Region aus“, unterstrich Auer. Sein Fazit: „Um die Potenziale des ländlichen Raums zu erschließen, brauchen wir Glasfaserkabel zu jedem Betrieb und jedem Haus.“
Als zweites zentrales Zukunftsthema neben der Infrastruktur nannte Auer die Digitalisierung. Die IHK Südlicher Oberrhein hat 2018 dazu ein Digitalisierungskonzept mit einem Volumen von einer Million Euro gestartet. Das Konzept ruht auf fünf Säulen: Information und Sensibilisierung, Beratung für IHK-Mitgliedsunternehmen, Qualifizierung in Aus- und Weiterbildung, Vernetzung sowie Transfer. „Wichtig ist mir dabei, dass unsere IHK hier nicht nur als kompetenter Berater erlebt wird, sondern als Gemeinschaft von Unternehmen, die Probleme auch gemeinsam angehen und lösen können“, erklärte Auer. Hierfür möchte die IHK die Mitglieder besser vernetzen, beispielsweise durch das Kompetenzzentrum Industrie 4.0. Außerdem gibt es Netzwerke zu einzelnen Geschäftsprozessen wie dem digitalen Marketing oder dem digitalen Service. Als weiteren Ansatzpunkt nannte Auer das Aufzeigen von Best Practice-Beispielen: „Wir werden unseren Betrieben die Möglichkeit bieten, in digital bereits gut aufgestellte Unternehmen direkt vor Ort Einblick in den Einsatz digitaler Technologien zu nehmen – denn ohne eine Vielzahl an Best Practice-Beispielen wird es für die Unternehmen schwer werden, den Überblick zu behalten.“
Erste Ergebnisse der Digitalisierung sind bereits im Bereich der Qualifizierung sichtbar. Der IHK-Präsident berichtete, dass es gelungen sei, im beschleunigten Verfahren Ausbildungsordnungen für die Metall- und Elektroberufe zu novellieren. Auer: „Das macht Mut, zeigt es doch, dass es geht und sich Dinge tatsächlich schnell umsetzen lassen.“ Auch in anderen Bereichen der IHK selbst wird die Digitalisierung bereits sichtbar. Seit vergangenem Jahr können Mitgliedsunternehmen Jubiläumsurkunden für ihr Unternehmen und ihre Arbeitnehmer digital bei der IHK bestellen. Auch die digitale Mitgliederbescheinigung ist seit 2018 online und damit 7 Tage 24 Stunden abrufbar. Im ersten Quartal 2019 wird außerdem eine neue, wesentlich verbesserte Fassung des elektronischen Ursprungszeugnisses an den Start gehen. Als nächstes folgen der elektronische Ausbildungsvertrag sowie die digitale Abnahme von Prüfungen. Im zweiten Halbjahr 2019 soll dann noch die komplett digitale Anmeldung zu IHK-Veranstaltungen kommen. „Die Digitalisierung macht vor niemandem Halt, daher ist unser aktives Tun in allen möglichen Bereichen gefragt“, betonte Auer.
In seinem Bericht über die IHK-Arbeit aus dem Jahr 2018 setzte der IHK-Präsident den Fokus auf das Thema Kleinunternehmen. Gut zwei Drittel aller Mitgliedsunternehmen zählen zu den kleineren Betrieben. Diese agieren sehr erfolgreich zum Teil sogar nur als Ein-Personen-Unternehmen. „Damit diese Zielgruppe die Leistungen der IHK besser wahrnimmt, haben wir unser Betreuungs-Konzept für Kleinunternehmen überarbeitet“, sagte Auer. Dies betreffe sowohl die Ansprache als auch die Angebote für Kleinunternehmen. Neben der Organisation von Businessfrühstücken, bei denen man in entspannter Atmosphäre ins Gespräch kommen kann, organisierte die IHK 2018 erstmals einen „Tag der Kleinunternehmer“. Dabei informierten sich die Teilnehmer in Fachvorträgen und bei einer Ausstellermesse über die Lösungen und Dienstleistungen speziell für „Kleine“. Zudem soll künftig ein eigener Ausschuss für Kleinunternehmen entstehen, sodass diese auch im politischen Gremium der IHK eine stärkere Stimme erhalten. „Auch beim Thema Digitalisierung schauen wir ganz genau auf die Kleinunternehmen, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Denn gerade hier ist aufgrund der digitalen Anforderungen die Vernetzung untereinander noch wichtiger“, schloss Auer seinen Bericht.
Zum Ende seiner Rede richtete der IHK-Präsident seine Worte an IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Kempff, der die Kammer in Freiburg zum 1. April 2019 verlassen wird. Kempff wechselt zur IHK Rhein-Neckar an den Standort Heidelberg. Auer nutzte die Gelegenheit, dem IHK-Hauptgeschäftsführer schon jetzt für seine Arbeit zu danken. „Herr Kempff hat das Wort IHK gelebt wie kein anderer und die IHK Südlicher Oberrhein zukunftsfähig gemacht. Er sorgte an vielen Stellen für agilere Strukturen, verschlankte Prozesse und brachte die IHK Südlicher Oberrhein in wichtigen Bereichen wie Fachkräftesicherung und Digitalisierung oder Frankreich-Kompetenz an die Spitze der IHKs“, resümierte Auer. Bei der nächsten IHK-Vollversammlung Ende März folgt der offizielle Abschied von Kempff, einen großen Applaus für seine Arbeit durfte er jedoch bereits jetzt beim Neujahrsempfang genießen.