Umbau im Antilopenhaus beendet
(Basel) Nach einer sechsmonatigen Umbauzeit und darauffolgender Corona-bedingter Schliessung öffnet das Antilopenhaus im Zoo Basel nun wieder seine Türen.
Nach einer sechsmonatigen Umbauzeit und darauffolgender Corona-bedingter Schliessung öffnet das Antilopenhaus nun wieder seine Türen. Die Tier-Anlagen wurden modernisiert und die Pflege der Tiere vereinfacht. Der Energieverbrauch soll mit der Sanierung gesenkt werden. Das innere und äussere Erscheinungsbild des Hauses wurde hingegen bewahrt.
Das 1909 erbaute Antilopenhaus illustriert als ältestes Tierhaus im Zoo Basel eine vergangene Epoche der Zootierhaltung. Mehrmals wurde es umgebaut und der Tierbestand änderte sich im Verlauf der Jahrzehnte immer wieder. Nun wurde das Haus erneut saniert. Zoodirektor Olivier Pagan: «Das Antilopenhaus zeigt eindrücklich auf, wie sich Zoos laufend verbessert und bei jedem Umbau oder Neubau die neuen Erkenntnisse der Tierhaltung umgesetzt haben.» Bewohnten zu den Anfangszeiten noch acht Tierarten das Haus, sind es heute noch deren drei. Laufend wurde die Anlage im Verlauf der Jahrzehnte verändert und vergrössert. 1951 wurde ein offener Anbau aus Metall und Glas – die Veranda – für die Giraffen errichtet. 1995 erfolgte die Sanierung des Gebäudes und 2009 eröffnete der Zolli die neue Giraffen-Aussenanlage.
Verbesserungen für Mensch und Tier
Die aktuellen Bewohner des Hauses, die Okapis, Giraffen und Kleinen Kudus, stehen nun auf einem rutschfesten Bodenbelag aus Gussasphalt. Deckenstrahlplatten bieten den kälteempfindlichen Tieren im Winter zusätzlich Wärme. Im Aussenbereich ist die augenfälligste Veränderung die mit Bambus neu bepflanzte Aussenanlage der Okapis.
Eine neue Rüstküche für die Futterzubereitung und andere Neuerungen vereinfachen die Pflege der Tiere. Die umfassend sanierte Heizung, eine neue Lüftung mit Wärmerückgewinnung und das zusätzlich gedämmte Dach werden die Energieeffizienz des historischen Gebäudes verbessern.
Die Architektur
Das von Fritz Stehlin im Jahr 1909 erbaute Antilopenhaus ist ein imposanter Zentralbau im neuklassizistischen Stil. Es ist das bedeutendste Gebäude aus der frühen Zeit des Zoo Basel. Geplant und durchgeführt wurde der 1.5 Millionen Franken kostende Umbau von Salathé Architekten Basel AG. Dominique Salathé: «Das Antilopenhaus beeindruckt durch seine überzeugende Raumwirkung und die sorgfältige Detailgestaltung. Es repräsentiert in idealtypischer Weise die Typologie der Zooarchitektur im 19. und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.» Die Arbeiten wurden mit der Denkmalpflege Basel-Stadt abgesprochen und durch eine Restauratorin begleitet.
Während der Umbauzeit befanden sich die Okapis und die Kleinen Kudus auf der für das Publikum nicht zugänglichen «Schutzmatte», wo eine provisorische Stallung bereitgestellt wurde.
Die letzte grössere Veränderung geht elf Jahre zurück: 2009 wurde die neue Giraffen-Aussenanlage eröffnet. Auf der vergrösserten Anlage sind die Giraffen seither an zaunfreien Einblicken zu beobachten. Auf lange Hälse und bewegliche Zungen spezialisierte Futterstellen, Rundläufe, Sand- und Wasserplätze und die Gemeinschaftshaltung mit Kleinen Kudus bieten den Tieren Beschäftigung. Beim Besucherweg über den angrenzenden Felsen kann man einer Giraffe auch einmal Auge in Auge begegnen.
Die Geschichte des Antilopenhauses im Zoo Basel
Das vor 111 Jahren eröffnete Antilopenhaus ist das älteste Tierhaus im Zoo Basel. Nach dem grossen Raubtierhaus, das 1904 seine Türen öffnete, war das Antilopenhaus das zweite Grossprojekt im Basler Zoo zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Verantwortlich für den 1909 begonnenen Bau waren der Architekt Fritz Stehlin und der Ingenieur Eduard Riggenbach. Einen grossen Teil der Baukosten von 150'000 Franken verschlangen die Erdbewegungen, die beim Bau der Berganlage nötig wurden. Sie sollte die Tiere gegen die stark befahrene Elsässerbahn abschirmen. Bei der Eröffnung am 3. Juli 1910 war in dem heute nur noch von drei Tierarten bewohnten Haus eine beeindruckende Auswahl von Antilopenarten zu sehen, namentlich ein Paar Elenantilopen, ein Streifengnu, ein Paar Weissschwanzgnus, eine Säbelantilope, ein Paar Buschböcke, ein Paar Sumpfantilopen sowie eine Zwergantilope. Ausserdem zogen vier Afrikanische Strausse in das Haus ein.
Als Hauptanziehungspunkt waren eigentlich auch Giraffen vorgesehen. Die dem Zolli durch den Basler Zoologen, Afrikaforscher und Grosswildjäger Adam David vermittelten Giraffen starben aber noch vor ihrer Abreise aus dem Sudan an einer Infektionskrankheit. Giraffen galten damals als schwierig zu halten und zu transportieren, weshalb sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur sehr selten in Zoologischen Gärten zu sehen waren. 1912 klappte es dann aber trotzdem und erstmals zogen zwei Giraffen-Bullen aus Tansania in das Haus ein.
Wie bei vielen Tierhäusern aus dem 19. Jahrhundert wurde auch die Aussenanlage des Antilopenhauses sternförmig konzipiert. Die Ställe im Innern waren alle von einer zentralen Halle aus einsehbar und die Tiere in einer Art Panorama ausgestellt. Diese Bauweise illustrierte die Absicht der damaligen Zoo-Verantwortlichen, die Tiere möglichst systematisch zu präsentieren und eine vergleichende Betrachtung zu ermöglichen. Die Zooarchitektur spiegelte die Bemühungen der Wissenschaft wider, die Natur zu katalogisieren.
Über die Jahrzehnte veränderte sich der Tierbestand im Antilopenhaus immer wieder. Ab den 1950er-Jahren wurden erstmals erfolgreich Kleine Kudus und Okapis gehalten und gezüchtet. Strausse, Giraffen und Okapis waren nicht die einzigen Bewohner des geschichtsträchtigen Hauses, die nicht zur Familie der Hornträger gehörten: Gemäss alten Tierverzeichnissen lebten im Antilopenhaus zwischenzeitlich auch Erdferkel, Riesenkängurus oder Schabrackentapire.
Das Antilopenhaus wurde im Verlauf der vergangenen 111 Jahre immer wieder modifiziert: Im Jahr 1951 erhielten die Giraffen einen erweiterten Auslauf, 1959 bis 1961 gestaltete der Landschaftsarchitekt Kurt Brägger die Gehege neu und ersetzte die Abgrenzungsgitter der Aussenanlagen durch Gräben. 1974 wurden sämtliche Bodenbeläge erneuert, 1988 für die Kleinen Kudus eine Wurfbox mit einer Sichtblende gegen das Publikum eingerichtet und in den 1990er-Jahren nach und nach die Tragsäulen, das Dach und die Fassade saniert. Die letzte grössere Veränderung geht ins Jahr 2009 zurück, als die neue Giraffen-Aussenanlage eröffnet wurde.